1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wanzleben
  6. >
  7. Rätselhafter Fall von Rohrverstopfung

Saboteur rührt eimerweise Beton an und holt sich nasse Füße, um Abfluss am Fischbecken zu verhindern Rätselhafter Fall von Rohrverstopfung

Von Ronny Schoof 30.09.2014, 03:17

Ein rätselhafter Fall von wiederholter Verstopfung beschäftigt seit einem Monat das Bauamt Obere Aller. Bereits dreimal ist der Abfluss des Regenrückhaltebeckens am Badeleber Industriegebiet sabotiert worden. Der Vorsatz ist eindeutig, das Motiv unklar.

Badeleben l Der Schaden zulasten der Gemeinde Völpke als Grundstückseigentümerin beläuft sich mittlerweile auf mehr als 2000 Euro, denn schon zum dritten Mal binnen weniger Wochen wird die Gemeindeverwaltung nun eine Rohrleitungsfirma mit der Entstopfung beauftragen. Die Polizei ermittelt bereits, vor allem sind aber auch sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung erbeten, um dem kostspieligen Treiben ein Ende setzen zu können.

Aufgefallen war die mysteriöse Masche erstmals vor einem Monat, "im Zuge der Vorbereitungsarbeiten für die Einrichtung einer Löschwasserentnahmestelle am besagten Regenrückhaltebecken", wie das Bauamt mitteilt. Am Teich soll ein Saugstutzensystem installiert werden, ein Anschluss für Feuerwehrschläuche als Brandschutzmaßnahme für das anliegende Gewerbegebiet. Bei einer Begehung wurde festgestellt, dass der Wasserpegel gut einen Meter über normal liegt, deutlich oberhalb des Ablaufrohrs, das in den Vorflutergraben an der Bundesstraße führt. Klarer Fall von Rohrverstopfung, so die Vermutung, die sich auch bestätigte, als das Wasser (kostenpflichtig) soweit abgepumpt war, dass man ans Rohr herankam. Womit man nicht gerechnet hatte: Die Verstopfung war vorsätzlich herbeigeführt, der Ablauf mit Beton verfüllt worden.

Der im Rohr befindliche Schieber musste erneuert werden, doch nur ein Wochenende später dasselbe Bild: Wieder war das Rohr zubetoniert, auf dieselbe Weise wurde das Schiebergestänge samt Schieberkappe unbrauchbar gemacht. "Daraufhin haben wir Anzeige bei der Polizei erstattet und die Verstopfung erneut durch eine Firma beseitigen lassen", gibt das Bauamt in Eilsleben zu Protokoll.

Frage nach dem Motiv gibt großes Rätsel auf

Es verging abermals nur ein Wochenende - es war der Zeitraum zwischen dem 19. und 21. September - da hatte der eifrige Verstopfer wieder zugeschlagen und das Abflussrohr mutwillig mit Beton und diversem Füllmaterial, darunter Zeitungen und ein Lederball, untauglich gemacht. Zusätzlich waren diesmal noch Äste und Schilf als Stauhilfe am Ufer deponiert.

Im Bauamt sieht man sich angesichts des doch immens betriebenen Sabotageaufwands vor ein Rätsel gestellt. "Derjenige musste ja immer mit einem Eimer Sand und Zement anreisen und im Wasser stehend sein Werk verrichten", so ein Mitarbeiter. "Aber wozu und warum? Wir wissen es nicht. Der Wasserablauf kann eigentlich niemanden stören, zumal der Teich ja trotzdem befüllt bleibt."

Die einzige Vermutung hinsichtlich des Motivs geht derzeit in Richtung Anglerpassion, da in dem Becken auch Fische angesiedelt sind, manch ein Petrijünger das Gewässer für sein Hobby nutzt und möglicherweise um den Fischbestand fürchtet, wenn sich der Wasserstand nur auf Höhe des Abflussrohrs befindet.

Bisherige Hinweise zu dünn für die Polizei

Es lägen sogar entsprechende Hinweise diesbezüglich vor, doch die seien ermittlungstechnisch als sehr spärlich zu werten, wie Hans-Peter Reese, Kriminaldienstleiter im Revierkommissariat Oschersleben, auf Volksstimme-Nachfrage erklärt: "Sie sind nicht ausreichend, um gezielt auf einen Zeugen oder eine verdächtige Person zuzugehen. Dennoch ermitteln wir natürlich in der Sache, denn es handelt sich ganz klar um eine Straftat, die erheblichen Schaden verursacht."

Reese kündigt an, "den Bereich verstärkt bestreifen" zu lassen, räumt zugleich aber ein, dass "die momentane Einsatz- und Personallage kaum Spielraum" dafür lässt. Er setze daher auf den öffentlichen Aufruf an die Bevölkerung, das verschrecke den Täter womöglich schon. Man sei auf die Aufmerksamkeit der Leute vor Ort angewiesen. Wer Verdächtiges beobachtet, sollte sich direkt an die Polizei wenden, das gelte auch für mögliche Zeugen der bisherigen Vorfälle.

Im Eilsleber Verwaltungsamt erachtet man die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter nach der nächsten Reparatur neuen Beton anrührt, als hoch. Nichtsdestotrotz ergehe in dieser Woche erneut der Auftrag zur Beseitigung des Schadens.