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Diskussion über Bildung in der Stadt Wanzleben - Börde / Großes Problem: Weil Kinder pendeln müssen, versäumen sie viele Angebote

Von Constanze Arendt 17.02.2011, 04:34

Das DRK-Jugend- und Freizeitzentrum "Tenne" in Wanzleben ist ein Ort, an dem außerschulische Bildung für Kinder und Jugendliche groß geschrieben wird. Am Dienstagnachmittag erwies es sich aber auch als passendes Podium, um über die Bildung inner- und außerhalb der Schule zu diskutieren. Der Einladung der Landtagsabgeordneten Silke Schindler waren einige Interessenten gefolgt.

Wanzleben. "Auf 400 Quadratmetern haben wir hier einige Möglichkeiten, offene Jugendarbeit für Kinder und Jugendliche von sechs bis 27 Jahren anzubieten", stellte Jörg Schulz als Einrichtungsleiter der "Tenne" das Haus während eines kleinen Rundgangs vor. Neben den Aufenthaltsräumen gehören auch Probenräume für Bands und Fitnessräume zur Ausstattung. Damit sind auch Voraussetzungen geschaffen, um verschiedene Bildungsprojekte – wie Mädchenprojekt, Sicherheitstraining, teambildende Projekte oder Theaterprojekte – anzubieten.

Jedoch stünde, so Schulz, das Team jeden Tag vor der Herausforderung, die Jugendlichen für die Angebote zu begeistern. Deshalb lege man auch das Hauptaugenmerk auf die Zusammenarbeit mit den Schulen und das bereits von der Grundschule an. "Wir betreuen an der Grundschule ,An der Burg‘ auch den Schulfunk und werden den am 17. März auf der Leipziger Buchmesse präsentieren", nannte Jörg Schulz, der aber auch nicht über Besuchermangel in der "Tenne" klagen muss, ein positives Beispiel. Das Problem, dass viele Kinder und Jugendliche über Land fahren müssen, um zur Schule zu kommen und dann eigentlich keine Möglichkeit haben, die Jugendfreizeiteinrichtungen zu besuchen, zog sich wie ein roter Faden durch die Diskussionsrunde.

So stellte auch Ralf Sacher als Mitarbeiter der Sportjugend Börde fest, dass es Lösungen braucht, um die Kinder zu den sportlichen Aktivitäten bringen zu können. "Für die Arbeitsgemeinschaften an den Schulen reicht die Zeit nicht, weil dann die Busse fahren, für Aktivitäten am Heimatort ist es zu spät, wenn die Kinder da sind", so Sacher. Manchen fehlt einfach eine Fahrgelegenheit.

"Und genau das wird der Gesellschaft irgendwann auf die Füße fallen, denn man merkt jetzt schon, wie sich die mangelnde Bewegung auf die Gesundheit der Kinder auswirkt", machte Karla Neuendorf, Lehrerin am Wanzleber Börde-Gymnasium, deutlich. Und Stephan Dorgerloh, der im Auftrag des Landtages von Sachsen-Anhalt von 2007 bis 2010 den Bildungskonvent Sachsen-Anhalt leitete, bezeichnete es schlichtweg als "Mobilitätsdilemma". Dieses könne allerdings auch nicht durch Ganztagsschulen aufgefangen werden, denn einige Angebote müssten auch außerschulisch laufen. "Da ist zivilgesellschaftlicher Einsatz, zum Beispiel in Form von Bürgerbussen, gefragt", so Dorgerloh.

Nicht zuletzt war auch das jetzt diskutierte Bildungspaket ein Thema unter den Beteiligten in Wanzleben. Große Frage: Kann man mit der Unterstützung von zehn Euro pro Monat diejenigen erreichen, die jetzt die Angebote nicht wahrnehmen? Zu bedenken gaben die Diskussionsteilnehmer, dass für diese Unterstützung Anträge gestellt werden müssten. "Ich würde es besser finden, wenn das Geld den Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden würde, um dann die Unternehmungen für die benachteiligten Kinder zu bezahlen", meinte Beate Bröcker, Staatssekretärin im sachsen-anhaltischen Ministerium für Gesundheit und Soziales.

Die Anwesenden waren sich einig, dass auch die angedachten Veränderungen in der Schullandschaft keine Verschlechterung für die Förderschüler bedeuten dürfen. "Ziel sollte die Integration dieser Schüler in die Gesellschaft sein", plädierte Frank Hursie, der stellvertretende Schulleiter an der Förderschule in Klein Oschersleben ist. Er freute sich, dass einige seiner Schüler in den Freizeiteinrichtungen Anschluss an andere Jugendliche gefunden haben.