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Drei Schüler der Oschersleber Europaschule berichten von ihrem Praktikum in Nordirland "Wer sich traut, ist am Ende beruflich klar im Vorteil"

Von Josephine Schlüer 25.02.2011, 04:34

Ein halbes Jahr in Nordirland verbrachten drei Schüler der Berufsbildenden Schulen Oschersleben. Dort absolvierten Sarah Petzel, Max Nagat und Magdalena Wiemann ein Praktikum im Rahmen des so genannten "Steps beyond working and living in Northern Ireland"-Projektes. Jede Menge neuer Erfahrungen, sowohl beruflich als auch privat, konnten die Jugendlichen auf der grünen Insel sammeln. Darüber berichteten sie ihren Lehrern und Mitschülern am Mittwoch.

Oschersleben. Von diversen Teepausen, dem sonntäglichen Roastbeef, einem typisch irischen Schulabschlussball und außergewöhnlicher Gastfreundschaft wussten die Berufsfachschüler Sarah Petzel aus Magdeburg, Max Nagat aus Krottorf und Magdalena Wiemann aus Ottleben am Mittwoch zu berichten.

"Mit fünf Kindern und neun Enkelkindern war immer was los"

Sie haben an dem "Steps beyond working and living in Northern Ireland"-Projekt teilgenommen, das an den Berufsbildenden Schulen Oschersleben angeboten und vom EU-Bildungsprojekt "Leonardo da Vinci" finanziert wird.

Und so führte die Reise drei Jugendliche im August vergangenen Jahres nach Cookstown in Irland, wo Max, ehemaliger Auszubildender als Gestaltungstechnischer Assistent, in einer Firma für web-Design arbeitete. Magdalena Wiemann, die dasselbe gelernt hat, war Praktikantin in einem Kunst- und Kulturzentrum und Sarah Petzel, gelernte Kauffrau für Bürokommunikation, wurde im Sekretariat einer katholischen Gesamtschule eingesetzt.

Mithilfe einer Powerpoint-Präsentation veranschaulichten sie ihren Mitschülern und Lehrern an der Europaschule, was sie in der Ferne spannendes erleben durften. "Untergebracht waren wir in einer Gastfamilie, die regelmäßig deutsche Praktikanten aufnimmt und in der wir uns sehr wohl gefühlt haben", sagte Max Nagat. Magdalena ergänzte: "Das Ehepaar hatte fünf Kinder und neun Enkelkinder, da war immer was los." Für eine typisch irische Halloween-, eine Schulabschluss- sowie eine Hochzeitsfeier seien die drei Gäste aus Deutschland von Gastmutter Eileen stets mit hübschen Kleidern beziehungsweise Kostümen versorgt worden, erinnert sich Sarah Petzel.

Begeistert zeigten sich die Jugendlichen von der Stadt Belfast, wo die Auslandspraktikanten zu Weihnachten stundenlang auf ihren Flug warten mussten. "Uns wurde angeboten, die Wartezeit in der Lobby desjenigen Hotels zu verbringen, das als das meistbombardierte der Welt gilt. War aber eigentlich ganz entspannt dort", scherzte Max. Magdalena ergänzte: "Ich fand die gro–ßen, alten Gebäude sehr beeindruckend. In Belfast gibt es viel zu besichtigen." Auch Dublin sei faszinierend gewesen, allerdings etwas zu teuer und überlaufen.

Neben den Städtetrips unternahmen die Praktikanten auch Ausflüge in alte Schlösser, ans Meer und in eine Whiskey-Destille, was allen sehr viel Spaß bereitete. Ebenso angenehm hätten sie die große Gastfreundschaft seitens der Iren empfunden, die sie hier in der Heimat schon jetzt ein bisschen vermissen würden.

"Gab es auch Dinge, an die ihr euch nicht so gut gewöhnen konntet? Was war zum Beispiel mit dem Essen?", wollte ein Schüler unter den Zuhörern wissen. "Es gab an jedem Sonntag Roastbeef, ein halbes Jahr lang. Es ist zwar lecker, aber nicht so oft. Und wir haben uns eigene Gewürze besorgt, da die Iren das Essen kaum würzen. Ebenso an die vielen Schwarzteepausen während der Arbeit muss man sich erst gewöhnen", berichtete Magdalena Wiemann.

Neben dem Erleben der Kultur und des Landes arbeiteten die Jugendlichen. So war Max vor allem damit beschäftigt, Druckvorgänge zu überwachen, einzuscannen sowie Botengänge zu erledigen. Und auch sonst packte er da an, wo er gebraucht wurde.

Sarah kümmerte sich um die Post, erfasste Tageseinnahmen, erledigte Kopierarbeiten, bearbeitete Bestellungen für Bürobedarf und vieles mehr. "In der Schule wollten sie mich sogar fest einstellen, aber ich habe fürs Erste abgelehnt", sagte die Magdeburgerin. Sie und der Krottorfer sind jetzt durch das Absolvieren des Praktikums im Besitz der Fachhochschulreife. Damit möchte Max ab Oktober Öffentliche Verwaltung in Halberstadt studieren. Sarah hat bereits eine Stelle als persönliche Assistentin eines Professors an einem Forschungsinstitut in Potsdam sicher.

Magdalenas Praktikumstätigkeit bestand darin, Fotos für Flyer anzufertigen. Dafür war sie auf vielen Veranstaltungen zugegen. Büroarbeiten gehörten ebenfalls zu ihrem Aufgabenfeld. "Besonders schön war der Besuch des Weihnachtsmannes in der Adventszeit im Kulturzentrum. Dafür habe ich drei Monate lang Geschenke für 800 Kinder eingepackt", erzählte die Ottleberin, der ihr Praktikum insgesamt sehr gut gefallen habe. Für die Zukunft wünscht sie sich eine kreative Beschäftigung.

Koordiniert werden die jährlich stattfindenden Auslands-praktika in Irland für die Schüler der Berufsbildenden Schulen Oschersleben von Fremdsprachenlehrer Rüdiger Dorawa und Dirk Finke.

"Praktikanten lernen andere Lebensverhältnisse kennen"

Schulleiterin Gudrun Neumann erklärte am Mittwoch, warum sie den Schritt ins Ausland für sehr sinnvoll hält und den Mädchen und Jungen an der Einrichtung immer dazu raten würde: "Jugendliche verbessern damit ihre beruflichen und auch sprachlichen Fähigkeiten. Zudem haben sie hinterher weitaus bessere Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Außerdem lernen sie andere Lebensverhältnisse kennen und handeln eigenverantwortlich. Wer sich traut, ist beruflich ganz klar im Vorteil!"