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Grabungsleiterin Ulrike Petersen berichtete über die Ausgrabungen in der Wüstung Körlingen Funde lassen auf planmäßigen Weggang schließen

Von Constanze Arendt 28.03.2011, 04:39

Schwaneberg. Der Name der Gaststätte an der Bundesstraße 81 erinnert noch heute an die Siedlung "Körlingen", die hier in unmittelbarer Nähe einst bestanden hat. Grabungen, die Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt vom Sommer 2009 bis Sommer 2010 durchgeführt haben, belegten die Existenz der Siedlung. Viele Fundstücke wurden gefunden, wie Grabungsleiterin Ulrike Petersen auch jüngst während eines Vortragsabends in Schwaneberg einem großen interessierten Publikum berichten konnte.

Im Jahre 946 sei der Name Körlingen, wie Ulrike Petersen sagte, erstmals in einer Schenkungsurkunde Otto I. aufgetaucht. 1521 sei der Ort aber in schriftlichen Quellen bereits als "villa desolata" bezeichnet, was so viel bedeutet wie nicht mehr besetzt. Der Flurname habe sich aber bis heute in der Gemarkung Altenweddingen erhalten. So seien die Namen "Körlinger Kirchhöfe" und "Feld im Körling" überliefert.

Die Grabungsarbeiten haben eine Fläche von 500 Metern Länge mal 30 Meter Breite direkt an der Bundesstraße 81 in Anspruch genommen. Ein weiteres kleineres Grabungsfeld befand sich im Bereich des heutigen Regenrückhaltebeckens. "Insgesamt haben wir 2 500 Funde dokumentiert und 9 000 Fotos in die Datenbank eingefügt", sagte Ulrike Petersen, die von über 12 000 Einzelfunden sprach.

So konnte sie beispielsweise auch von 136 Grubenhäusern, drei Brunnen und zahlreichen Gräben berichten, deren Funde den Archäologen ermöglichen, genauere Schlüsse über das Leben in Körlingen zu ziehen. Beispielsweise war der Ort nach Norden hin von einem Grabensystem begrenzt, das wohl auch Schutz gegen Magdeburg bieten sollte. "Die 136 Grubenhäuser sind eine große Menge, kaum eine slawische Siedlung war so eng bebaut", erklärte die Grabungsleiterin, die mit ihren Kollegen neben den Grubenhäusern auch andere Gruben fand, die als Abfall- oder Vorratsgruben genutzt worden sind. Die Grubenhäuser waren in die Oberfläche eingetieft und in Holzbauweise errichtet worden. Einige Pfosten konnten die Archäologen ebenso wie die Reste von einigen Steinkellern bei ihren Grabungen in der Wüstung Körlingen sogar noch nachweisen.

Großes Interesse der Archäologen galt aber auch dem Nachweis, dass hier schon qualifiziertes Handwerk verrichtet wurde – von Töpfern, Knochenhauern, Textilarbeitern und Metallgießern. So wurden Scherben von slawischer Keramik aus dem neunten und zehnten Jahrhundert gefunden, Schlittknochen, Spielsteine, ein Knochenkamm, ein Bronzetiegel, diverse Kleinfunde aus Metall, ein Gniedelstein aus Glas, Spinnwirtel und einiges mehr.

An der zweiten Grabungsstelle am Regenrückhaltebecken lag das Hauptaugenmerk auf den Brunnen, von denen hier 18 Stück in unterschiedlicher Bauweise entdeckt worden sind. "Die Brunnen sind für die Archäologen wichtig, denn es ist ein geschlossenes System. Was aufgeben wird, kommt dort hinein und wird so konserviert", erklärte die Grabungsleiterin. So werden neben Gefäßen oft auch Pollen oder Getreidereste gefunden. "Das ermöglicht uns Erkenntnisse, was dort angebaut wurde, aber soweit sind wir bei Körlingen noch nicht", so Ulrike Petersen.

Auf jeden Fall aber würden die Funde darauf hindeuten, dass die Körlinger ihr Zuhause planmäßig verlassen haben. "Alles, was ihnen lieb und teuer war, haben sie mitgenommen", fügte die Grabungsleiterin hinzu, die vermutete, dass der Weg sie in Richtung Magdeburg führte.

Als Dankeschön für den aufschlussreichen Vortrag über die Vergangenheit der näheren Umgebung wurde Ulrike Petersen nicht nur mit Applaus belohnt. Schwanebergs Ortsbürgermeister Axel Spengler überreichte ihr im Namen der Ortschaft Schwaneberg und des Heimatvereins einen Beutel mit Köstlichkeiten aus der Region.