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Schüler der Ganztagsschule Sülzetal schnuppern in die Arbeitswelt hinein Ein Bravo für BRAFO bei der Berufswahl

Von Yvonne Heyer 08.04.2011, 06:30

In diesen Tagen lassen die Schüler der siebenten Klassen der Ganztagsschule Sülzetal ihre Schulmappen zu Hause. Stattdessen schnuppern sie im Rahmen des BRAFO-Projektes in verschiedene Berufsfelder hinein. Das finden sie ganz spannend.

Langenweddingen/Wanzleben. "BRAFO – Berufswahl Richtig Angehen Frühzeitig Orientieren", an diesem Projekt nehmen auch die Schüler der beiden siebenten Klassen der Ganztagsschule Sülzetal teil. Für eine Woche lassen sie morgens ihre Schulmappen zu Hause. Ihr Weg führt sie nicht in die Schule nach Langenweddingen, sondern nach Wanzleben, wo sie im Haus des Bildungswerkes der Wirtschaft Sachsen-Anhalt (BWSA) die Möglichkeit haben, in verschiedene Berufsfelder zu schnuppern. Lager/Verkauf, Wirtschaft/Verwaltung, Hauswirtschaft/Ernährung und Metall standen gestern für die Schüler auf dem Programm. Doch auch Garten- und Landschaftsbau/Floristik sowie Kosmetik und Körperpflege füllten im Verlauf der Woche den "Stundenplan". "Die Jungen und Mädchen können sich in verschiedenen Berufen erproben. Auch wenn sie erst in die 7. Klassen gehen, sollten sie sich schon einige Gedanken um die Berufswahl machen, weil noch genügend Zeit bis zur Bewerbungsphase in zwei Jahren ist. Nach BRAFO, so zeigen es unsere Erfahrungen, wissen einige Schüler doch schon sehr genau, wofür sie sich eignen, oder welchen Beruf sie ganz gewiss nicht erlernen wollen", berichtet René Meier, Koordinator für das BRAFO-Projekt in Wanzleben. Aber, so kann René Meier weiter einschätzen, bei vielen Schülern setzt auch ein Umdenken ein. Sie lernen sich realistischer einzuschätzen und merken, dass sie in der Schule in dem einen oder anderen Fach noch besser werden müssen. BRAFO komme bei den Jungen und Mädchen deshalb so gut an, weil Leute aus der Praxis mit ihnen an der Werkbank und in der Küche stehen oder mit ihnen im Büro arbeiten.

"Jetzt weiß ich, was ich werden will!"

"Und wenn die Schüler nach einer Woche das Haus wieder verlassen und sagen: ¿Jetzt weiß ich, was ich werden will‘, ist das doch ein schönes Ergebnis", meint René Meier auf dem Weg in die Metallwerkstatt. Hier haben Saskia Rudolph und Antonia Kölsch bereits Löscher in eine Sammelschiene gebohrt, nun muss noch etwas ausgesägt werden. Gerhard Köhler erklärt es ihnen genau: "Säge gerade halten, dann geht es einfacher!" Beide Mädels aus dem Sülzetal haben sich schon in Sachen Floristik und Kosmetik umgeschaut und geben ehrlich zu, dass in Sachen Metall wohl nicht ihre berufliche Zukunft liegt.

Leckere Düfte kommen aus der Hauswirtschaftsabteilung. Hier haben die Jungen und Mädchen gemeinsam mit Restaurantmeister Dieter Drost alle Vorbereitungen für einen Holländischen Gemüseeintopf getroffen, Gemüse geputzt und geschnitten und dabei auch verschiedene Schnittarten kennengelernt. "Bevor wir aber mit dem Kochen begannen, bügelten die Schüler ihre Hygiene- bekleidung, machten Betten, deckten einen Gasttisch und lernten, Servietten zu brechen", erklärt Dieter Drost. Auch die verschiedensten Messer und Bestecke, wie eine Schneckenzange, lernten sie kennen. Der Holländische Gemüseeintopf wurde selbstverständlich auch verkostet.

Wie in einem echten Büro geht es bei Gerhard Fricke zu. Sekretariat oder Rechnungswesen – hier in dieser Abteilung lernen die Schüler Kostenstellen, die Bearbeitung von Rechnungen, die Kilometerabrechnung kennen oder lösen gar eine Bestellung aus. Gerhard Fricke stellte ihnen auch die verschiedenen Berufe dieser Branche vor. Tobias Rohde zog für sich das Fazit, dass er wohl doch lieber Industriemechaniker werden möchte.

Phil Kindermann, Tobias Peter, Alina Matthies, Jule Koch und Romina Zelenis lernen bei Andreas Wesche die gesamte Vielfalt der Lagerwirtschaft und des Verkaufs kennen. Dazu gehört auch die Dienstleistung, Geschenke zu verpacken. Das können inzwischen auch die Jungen ganz gut. Reklamationen wurden ebenso bearbeitet und versandfertig gemacht.

Nach Schnupperwoche ist Modul II möglich

"Wir zeigen den Schülern auch, dass beispielsweise Lagerhaltung viel Computerarbeit bedeutet, darüber Warenzu- und abgänge bearbeitet werden. Ein Lieferschein muss kontrolliert werden. Hier sind Fehler eingebaut, mal sehen, ob sie erkannt werden", meint Andreas Wesche.

Nach dieser einen "Schnupperwoche" haben die Jungen und Mädchen auch die Möglichkeit, in Modul II von BRAFO einzusteigen. Modul II heißt, in den Ferien könnte noch ein Betriebspraktikum angehängt werden. "Wir befragen die Schüler am Ende dieser Woche, ob sie gern noch ein Praktikum machen möchten, wir organisieren dann die Betriebe. In der Regel machen 30 Prozent der Schüler im Modul II mit. Denn es macht doch was her, wenn man später seiner Bewerbung die Teilnahmebestätigung und das Zertifikat für BRAFO beilegen kann. Die Unternehmen bekommen gleich ein anderes Bild vom künftigen Lehrling", weiß René Meier aus Erfahrung.

Das BRAFO-Projekt wird gefördert durch die Bundesagentur für Arbeit und das Land Sachsen-Anhalt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.