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Bis Mitte September sollen die Abwässer als Ursache für den Gestank verschwunden sein Notbremse: "Stink" -Wasser soll jetzt auf den Feldern versickern

Von Sabrina Trieger 20.08.2009, 07:01

Die in der Bioethanolanlage im Jahr 2008 entstandene Überproduktion an biologischen Abwässern, die seit Monaten wegen des Gestanks für Unmut bei den Anwohnern in Klein Wanzleben und den umliegenden Gemeinden sorgten, soll bis spätestens zum Start der neuen Rübenkampagne aus den Klärteichen abgepumpt sein. Mit dieser Sofortmaßnahme erledige sich nun abschließend auch die Geruchsbelästigung, versprach das Unternehmen gestern auf einer Pressekonferenz.

Klein Wanzleben. Bereits in der gestrigen Volksstimme-Ausgabe hat sich die " fuel 21 GmbH & Co KG ", eine hunderprozentige Tochter der Nordzucker AG und Betreiberin des Bioethanolwerkes, bei den Anwohnern für die Geruchsbelästigung entschuldigt und angekündigt, die betroffenen Klärteiche nun leer zu pumpen und als Dünger auf die umliegenden Felder zu bringen. Damit dürfte das Problem spätestens bis zum Beginn der neuen Rübenkampagne Mitte September gelöst sein. Auf einer Pressekonferenz sagte Werkleiter Udo Harten gestern : " Wir sind zuversichtlich, dass vergleichbare Geruchsbeeinträchtigungen, wie wir sie in der Vergangenheit hatten, für die Zukunft ausgeschlossen sind. "

Blähton bleibt auf den zwei kleinen Teichen

Doch bis es so weit ist, heißt es kurzfristig für manch Anwohner möglicherweise noch einmal : Nase zu und durch. Denn die Abwässer, insgesamt waren es 130 000 Kubikmeter, sollen nun als Dünger auf die abgeernteten Felder im Radius von etwa acht Kilometern rund um die Zuckerfabrik in Klein Wanzleben aufgebracht werden. " Dabei kann es ähnlich wie bei der Gülle nocheinmal kurzzeitig lokal zu Geruchsbelästigungen kommen ", erklärte Udo Harten. Seit Montag habe das Unternehmen damit begonnen, das Abwasserproblem zusätzlich neben den bereits getätigten Investitionen an der Abwasseraufbereitungsanlage zu lösen. Denn, das Unternehmen säubert seit einigen Wochen auch mehr Abwasser als in der täglichen Produktion anfällt. Somit sollten nach ersten Ankündigungen des Unternehmens die großen Klärteiche bis zum Jahresende leergepumpt sein. Nach neueren Berechnungen hätte diese Variante der Abwässerbeseitigung sogar bis März 2010 dauern können.

Den Anwohnern der Orte rings um das Bioethanolwerk dauerte die erste Frist viel zu lange. Schließlich war die Geruchsbelästigung derart stark, dass sich einige betroffene Anwohner nicht einmal mehr im Freien aufhalten wollten. " Vom Grillen im Garten einmal ganz abgesehen ", hieß es in einer der zahlreichen Beschwerden, die auch in der Volksstimme-Redaktion eingingen.

Auch die Emissionsschutzbehörde des Landesverwaltungsamtes schaltete sich ein und erteilte mehrere zusätzliche Auflagen, die das Unternehmen bis Mitte August umzusetzen hatte, um die Geruchsbelästigung zu unterbinden. Daraus ergab sich ein ganzes Bündel von Maßnahmen, das nun wie folgt aussieht :

Die zweistufige Abwasserreinigungsanlage fährt auf Vollast und baut zusätzlich 2000 Kubikmeter Wasser mehr am Tag ab, als anfällt. Mit dieser Maßnahme allein hätte das Unternehmen allerdings Zeit bis März 2010 gebraucht, um die gesamten 130 000 Kubikmeter " Stinkbrühe " zu reinigen.

Die DIN-A 4 großen Gel-Aktivmatten, die an Zaunfeldern um die Klärteiche aufgestellt worden waren, sollten bei Wind seit mehreren Wochen die Gerüche " abfangen " und " neutralisieren ". Werkleiter Udo Harten : " Die Matten haben nicht hundertprozentig gearbeitet. Aber wäre diese Maßnahme nicht zum Einsatz gekommen, hätte es zeitweise noch schlimmer gestunken. "

Außerdem wird seit dem 11. August eine zirka zehn Zentimeter dicke Schicht aus Blähton-Kugeln auf die beiden kleineren Teiche aufgebracht, in denen auch zukünftig das Prozesswasser des Bioethanolwerkes " zwischengeparkt " werden soll. Da sich in diesem Wasser zum Beispiel auch Hefereste befinden können, könnte es auch hier zur Geruchsbildung kommen. Die Blähtonschicht soll das von Anfang an verhindern. " Außerdem wollen wir die Masse des Prozesswassers so gering wie möglich halten und wenn es geht sogar nur einen der beiden kleinen Teiche mit rund 20 000 Kubikmeter Abwasser nutzen. Sollten alle Stränge reißen und der Blähton wider Erwarten nicht die gewünschte Wirkung zeigen, muss der kleine Teich eben mit einer Abdeckung überbaut werden. Das ist technisch möglich ", sagte Harten. Eine vergleichbare Geruchsbelästigung, wie es sie in der Vergangenheit gegeben hat, werde damit ausgeschlossen.

Der entscheidende Schritt : Die großen Teiche werden seit Dienstag leer " gezogen ". Tankwagen holen das Abwasser ab und bringen es auf die bereits abgeernteten Raps- und Getreidefelder als Dünger auf. 8000 Kubikmeter werden so täglich in einem Umkreis von acht Kilometern auf die Felder gebracht. " Wir waren froh, als wir am Montagabend die Ergebnisse der, Düngerrechtlichen Bewertung ‘ vom Umweltamt erhalten haben. Alle Werte des analysierten Abwassers sind im grünen Bereich. Es kann von den Landwirten ohne Bedenken zum Düngen der Felder verwendet werden. Die Nachfrage ist sogar sehr groß ", sagte Udo Harten. Bis zum 4. September soll erst der erste große Teich und bis Mitte September der zweite leer gepumpt sein. " Bis zum Start der Rübenkampagne am 12. September wollen wir dann mit dem Abpumpen der Alt-Abwässer, die uns seit 2008 begleiten, fertig sein ", erklärte er.

Bürgerversammlung im September geplant

In Anwesenheit von Verwaltungsleiter und Wanzlebens Bürgermeisterin Petra Hort versprach der Werkleiter gestern, im September noch einmal zu einer Bürgerinformationsrunde einladen zu wollen. " Dann können wir konkrete und handfeste Ergebnisse vorweisen. "