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Im Schulmuseum trägt ein knarrender Fußboden ein respektables Lehrerpult Ein Ausflug in vergangene Zeiten

Von Piet Letz 18.03.2009, 05:06

Das Schulmuseum in der Grundschule Klein Wanzleben hat an Attraktivität und praktischem Sinn nichts eingebüßt. Im Gegenteil – das Interieur komplettiert sich und Schüler genießen die Abwechslung von Unterrichtsstunden im " alten Stil ".

Klein Wanzleben. Vor 25 Jahren begann Ernst Mergel, damaliger Schuldirektor, mit der Hilfe zahlreicher Unterstufenlehrerinnen das Museum einzurichten. Damals noch im alten backsteinernen Schulgebäude in der Philipp-Müller-Straße. Viele Eltern und Schüler brachten sich im Verlauf der Jahre ein. Sammelten, ergänzten und bastelten.

Begonnen hat die Sammlung altehrwürdigen Schulgerätes mit einer kleinen Schiefertafel, auf einer Tischstaffelei zu begutachten. Das Schulmuseum ist in seiner recht langen Geschichte schon mehrfach umgezogen – hat aber seit fünf Jahren in der Grundschule Klein Wanzleben sein endgültiges Domizil gefunden. Trotz der Plattenbauweise, in der das Schulgebäude in den 70er Jahren gebaut wurde, entsteht in den Museumsräumen durchaus die Atmosphäre des Vergangenen. Ein knarrender Holzfußboden scheint von Geschichten erzählen zu wollen, die er gar nicht erlebt haben kann – er stammt aus einer Initiative des gemeindeeigenen Bauhofes.

Nach der Besichtigung des originalen " Wanzleber Pflugs " in einem Vorraum besichtigt betritt der Besucher den liebevoll hergerichteten Unterrichtsraum " Anno Pippi ". Neben den hölzernen Bankreihen vor dem erhöhten Lehrerpult gibt es auf Staffeleien und in Vitrinen reichhaltige Informationen über einhundert Jahre Schulgeschichte in der Gemeinde und darüber hinaus.

Susanne Lux, seit 1972 im Schuldienst als Lehrerin in Klein Wanzleben, ist gewissermaßen die ehrenamtliche Kuratorin der sechs Museumsräume.

Neben dem Unterrichtszimmer, gibt es ein Kinderzimmer, eine Küche, einen Kauf aden der ehemaligen Kaufmannsfamilie Klaeden und eine nachgestellte Diele eines bäuerlichen Haushaltes. Auf der anderen Seite des Flures führt die Tür in einen Raum, der den ganz praktischen Tätigkeiten gewidmet ist. Hier können Schüler unter anderem lernen, wie man den früher üblichen " Bohnenkaffee der armen Leute " herstellt. Das originale Gerät zum Rösten der Gerste, aus der jener Landkaffee hergestellt wurde, ist noch zu besichtigen, aber nicht mehr funktionstüchtig. " Christian der Schmied " aus Remkersleben hat dieses alte Utensil nachgebaut.

Der Unterrichtsraum des Museums dient zur Vermittlung von Wissen außerhalb des normalen Lehrstoffes. " Dies hat nicht nur den Sinn, Schülern zusätzliche Lernangebote zu machen, sondern ihnen zu zeigen, dass das Lernen durchaus mit Disziplin zu tun hat. Früher übte das Lehrpersonal weitaus mehr Autorität aus als heute. Der Rohrstock war damals ein alltägliches Hilfsinstrument ", so Susanne Lux. Der traditionelle Unterrichtsraum lässt die Kinder eintauchen in eine Schulwelt der Vergangenheit. Sie erleben eine Schulstunde im alten Stil. Neben dem " klassischen " Unterricht erfahren sie auch von Strafen, die früher üblich waren. So mussten sich die Mädchen und Jungen beispielsweise in die Ecke stellen. " Dann kichern die Kinder erst einmal, oft haben wir danach aber auch sehr ernsthafte Gesichter ", so Susanne Lux. " Naja, ich hoffe, es hat einen pädagogischen Effekt. " Nach der Stunde können die Kinder den Tagesablauf der früheren Landbevölkerung am eigenen Leib erleben.

Das Schulmuseum in Klein Wanzleben wird nicht allein von Schülern des Altkreises Börde besucht. Inzwischen kommen auch Klassen aus dem Alt-Ohrekreis und aus Magdeburg.