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Volksstimme stellt Karnevalsvereine der Verbandsgemeinde Westliche Börde vor - Heute: Gröningen Buntes und närrisches Treiben in der Bodestadt

Von Marlies Müller 10.11.2011, 04:26

Die fünfte Jahreszeit beginnt am 11.11. um 11.11 Uhr. In einer Serie stellt die Volksstimme die drei Karnevalsvereine der Verbandsgemeinde Westliche Börde vor. Heute der Gröninger Carnevalsverein.

Gröningen l Spitze Zungen behaupten, dass im Bodestädtchen Gröningen schon immer ein "Karnevalsbazillus" umherging. Zwar fand die Gründung des Gröninger Carnevalsvereines erst im Jahre 1980 statt, aber dennoch gab es weit früher ein buntes und närrisches Treiben im Ort.

Erste Versuche dazu fanden bereits Anfang der 50er Jahre statt. Bedingt durch den Krieg und damit verbundene Umsiedlungen, kamen damals schon karnevalsinfizierte Leute nach Gröningen. Es entwickelte sich ein breit gefächertes Karnevalistentreiben mit Rosenmontagsumzug und allem, was dazugehört. Unvergessen sind noch heute die Namen der Akteure, die den Saal haben beben lassen. Dazu gehörten beispielsweise Erich Genzel, Heinz Kleindt, Terry Höltge, Fritze Apel, Siegfried Hausschild, Edgar und Käthe Kamla, Paul und Ilse Möhrke, Fritz Schröder, Erich und Ilse Ramme, Werner Ruch, Otto Lindemann, Ernst Kamla, Fritz Jünsche, Wolfgang und Hilde Lindemann, Kurt Steack, Häcki Gabrecht, Daniel Obst und Ernst Dittmar.

Mitte der 50er Jahre war der närrische Spaß schon wieder vorbei. Druck übergeordneter Organe ließ das ausgelassene Treiben nicht zu. Die Karnevalisten wollten frei und ohne Vorschriften über ihr Programm entscheiden, aber das durften sie nicht. So ließ man das Narrentum in Gröningen für lange Zeit ruhen.

Der "Karnevalsbazillus", so hörte man nach wie vor und hinter vorgehaltener Hand, trieb sich noch immer in der Bodestadt herum. Er wartete genau bis 1980, um dann in voller Größe und mit vielen neuen Ideen auszubrechen. Grund des Ausbruches war eine Veranstaltung des Osterwiecker Karnevals in Gröningen. Die Äußerung des damaligen Bürgermeisters Klaus Bierende - "Das machen wir selber" - reichte aus, um den Gröninger Karneval wieder auferstehen zu lassen. Es entstand mit insgesamt 50 Gründungsmitgliedern der Gröninger Carnevalsverein (GCV) unter der Regentschaft von Sepp Ochsenfahrt. Zu den Mitgliedern dieser ersten Stunde gehörten unter anderen auch Ruth Ochsenfahrt, Heinz Kleindt, Moppel und Gerlinde Müller, Günter und Trudel Ruhm, Helmut und Renate Hille- brand, Wolfgang und Marlies Hupe, Peter und Christel Gronenberg, Horst und Eva Ihl, Willi und Bärbel Keim, Albert und Heidi Hahne, Horst Ruprecht, Klaus Rozanski, Horst Rönnebeck, Schätzchen Schulze und viele mehr. Der Gröninger Carnevalsverein entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem festen Bestandteil des kulturellen Lebens im Ort. Bis zu zwölf Sitzungen, darunter auch in Dalldorf, fanden damals während einer einzigen Session statt. Immer wieder meldeten sich neue Mitglieder im Verein, denn der Karnevalsbazillus verbreitete sich permanent bei Jung und Alt. Ob Gardetänzerinnen, die Bodesänger oder das beliebte Männerballett, an Einfällen mangelte es nicht. Die Mitgliederzahlen schwankten zwischen 50 und 60, wobei sich der Verein über fehlenden Nachwuchs wahrhaftig nicht beklagen konnte. Kostüme aus Krepppapier oder selbst genäht im Haushaltwarenladen von Frau Höltge in Gröningen, und noch dazu vom Rat der Stadt bezahlt, brachten immer wieder einen Riesenspaß während der Sessionen.

Insbesondere die Zeit nach der politischen Wende machte die Karnevalisten aus Gröningen in ihrem Programm noch einfallsreicher und offener denn je. Das einstige Motto von Peter Gronenberg: " Du darfst alles sagen, was du denkst - aber du musst vorsichtig denken", verlor an Attraktivität und man ließ dem Humor und den Gedanken freien Lauf. In abendlichen Prunksitzungen, Senioren- und Kinderveranstaltungen am Nachmittag gab es unendliche Ausgelassenheit, bunte Kostümierungen, Konfettiregen und zahlreiche "Groninga Allah". Der jährliche Rosenmontagsumzug wurde auf den Sonntag davor festgelegt und zieht bis heute die Gröninger Bevölkerung auf die Straßen. Große Unterstützung bekommen die Karnevalisten dabei immer wieder von den ortsansässigen Vereinen und vielen Helfern aus dem Ort. Akteure, wie die Bördebengels, die Gardemädchen oder waschechte Büttenredner begeistern immer wieder das lustige Narrenvolk in und um Gröningen.

Zu einem besonderen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte zählte das 25-jährige Jubiläum im Jahr 2005. Aus diesem Anlass wurden zwei außerordentliche Prunksitzungen veranstaltet sowie ehemalige Präsidenten und Vereinsmitglieder eingeladen. Erstmalig konnten auch der amtierende Landesverbandsvorsitzende Wolfgang Hotze und viele Vereins- und Sitzungspräsidenten befreundeter Vereine begrüßt werden. Gemeinsam mit allen Gästen gingen die Gröninger Karnevalisten auf eine fantastische Zeitreise durch 25 Jahre Vereinsgeschichte und schwebten neben Lachern, Spaß und guter Laune auch in jeder Menge Erinnerungen. Gern erinnerte man sich an die Amtszeiten der Präsidenten Otto Stein, Schroch Mahnke, Gernand Konietzny und den noch heute amtierenden Christian Axmann. Nur wenige Jahre später, im Jahr 2009, feierte man im Verein das 25-jährige Bestehen des Kinderkarnevals und präsentierte dabei eine bunte und fröhliche Kinderprunksitzung. Die Zahl der Jubiläen sollte nicht abreißen, denn bereits 2010 stand der 30. Geburtstag des Vereines auf dem Programm. Unter dem Motto "Theater, Theater schon 30 Jahr - yes we can - mit Groninga Allah" wurde gefeiert, was das Zeug hielt, wobei sich die Karnevalisten samt ihrem närrischen Volk im frisch sanierten Festsaal des Gröninger Kulturhauses austoben durften.

Der Ruf aller Narren der Stadt Gröningen, "Groninga Allah", wird in Kürze wieder zu hören sein, denn der Verein startet am Sonnabend um 20.11 Uhr mit einem Karnevalsspektakel und der erstmals etwas anderen Schlüsselübergabe in die fünfte Jahreszeit. Gröningens Bürgermeisterin Renate Hillebrand bleibt auch in diesem Jahr nichts weiter übrig, als den Karnevalisten bis zum Rosenmontag die Regentschaft über die Bodestadt zu überlassen.