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Goldener Meisterbrief für Dieter Baberski "Vater, was würdest du tun, wenn ich dich in Rente schicke?"

Von Andreas Fischer 13.01.2011, 04:29

In jedem Jahr ehrt die Handwerkskammer Magdeburg ihre "Goldenen Meister". Zu jenen, die vor 50 Jahren ihre Gesellenprüfung bestehen konnten, gehört Malermeister Dieter Baberski (72).

Blankenburg/Quedlinburg. "Was würdest du tun, wenn ich dich in Rente schicke?", fragte vor einiger Zeit Parkettlegermeister Ralf Baberski seinen Vater, den 72-jährigen Malermeister Dieter Baberski. "Dann würde ich mich selbständig machen", antwortete der Gefragte. Vor dieser Konkurrenz fürchtete sich der Sohn, der inzwischen die Blankenburger Malerfirma leitet, wohl so sehr, dass er ihn als freien Mitarbeiter weiter beschäftigt.

Diese wahre Episode aus dem Leben des unlängst mit einem goldenen Meisterbrief "geadelten" Handwerkers sagt wohl alles über den nur so vor Tatenlust strotzenden Mann, der einer alten Maler-Dynastie in Merseburg entstammt. Sein Vater hatte dort einst einen 60 Mitarbeiter zählenden Handwerksbetrieb. Zu DDR-Zeiten wurde dieser mit sanftem Druck in eine Produktionsgenossenschaft des Handwerks gedrängt.

Gelernt hatte Dieter Barberski noch bei seinem Vater. Danach wollte er eine Kunstschule besuchen. Dieses Vorhaben scheiterte aber an seiner bürgerlichen Herkunft, so dass er an der Meisterschule lernte. Baberski ging anschließend nach Quedlinburg, wirkte - mit 21 Jahren hatte er bereits den Meisterbrief in der Tasche - im Betrieb von Obermeister Belling wie ein Unternehmer. Er durfte aber nach dem Tod seines Chefs den Betrieb nicht privat weiterführen. Nun stand vor ihm die Entscheidung zur PGH-Gründung. Er war Produktionsleiter und sollte PGH-Vorsitzender werden. Sein Ziel, selbständig zu sein, hatte er jedoch nicht aufgegeben. Der damalige Wernigeröder Kreisbaudirektor Siegfried Albrecht sowie Vera Hoppe, seinerzeit die für Gewerbeangelegenheiten zuständige Mitarbeiterin in der Blankenburger Stadtverwaltung, halfen ihm 1981, Unternehmer zu werden und in der Katharinenstraße in einem inzwischen abgerissenen Haus seinen Betrieb zu eröffnen.

Nach einigen Jahren der Selbständigkeit stieß der Malermeister wieder an Grenzen und entschloss sich, über Ungarn die DDR zu verlassen. Das gelang ihm 1989. Er eröffnete mit Hilfe von Verwandten bei Aalfeld einen Handwerksbetrieb. Eine Rückkehr in den Harz war für ihn nach der politischen Wende vom Ausgang der ersten freien Wahlen abhängig. Trotzdem konnte Dieter Baberski zunächst dank einer Sondergenehmigung seinen Betrieb in Blankenburg ebenso weiter führen wie den in Süddeutschland. Mit der Renovierung der Bartholomäuskirche wurde Prinz Ernst August von Hannover hier sein erster Nachwende-Kunde. Mit dem Wahlergebnis, das seinen Wünschen entsprach, gab er sein Engagement in Aalfeld auf und konzentrierte sich ganz auf seinen Standort in Blankenburg. Inzwischen ist die Malerfirma, die sich jetzt am Kallendörfer Weg befindet und seit 2005 als GmbH & Co. KG firmiert, ein Unternehmen, das Aufträge bis nach Hamburg, Hannover und Berlin erledigt. Es zählt derzeit 40 Mitarbeiter.

Seine Berufskollegen schätzen an Dieter Baberski auch, dass er sich in der Maler- und Lackiererinnung sowie im Landesinnungsverband des Maler- und Lackiererhandwerks Sachsen-Anhalt ehrenamtlich engagiert und so um die 70 Lehrlinge ausgebildet hat.

Zwölf Jahre war er in seinem Wohnort Quedlinburg Mitglied des Stadtrates. Seit 2009 gehört er ihm als Ehrenmitglied weiter an. Seine große Liebe gehört im Übrigen dem Rallyesport. Neun Jahre war Dieter Baberski Mitglied der DDR-Nationalmannschaft.