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Volksstimme-Leser übt harsche Kritik / TEB verteidigt Arbeiten als Beitrag zur Verkehrssicherheit Dutzende Pappeln in der Oesig gefällt

Von Jens Müller 15.02.2014, 02:20

Blankenburg l "Das ist eine Riesensauerei. Wenn ich eher vorbeigefahren wäre, hätte ich die Arbeiten gestoppt", ist Dr. Bernd Kramer auch am Tag danach noch aufgebracht über das Fällen von schätzungsweise 70 Pappeln in der Oesig. Auf dem Gelände des Industrie- und Gewerbegebiets direkt an der sogenannten Umgehungsstraße zwischen Waldfriedenstraße und Harzer Werke hatten Mitarbeiter des Technischen Eigenbetriebs (TEB) am Donnerstag wie angekündigt Bäume gefällt.

"Das waren gesunde, recht junge Bäume. Sie waren Brutstätten für Greifvögel", schätzt der Blankenburger Augenarzt ein, der sofort die Umweltbehörde der Harzer Kreisverwaltung in Halberstadt einschaltete. Die Pressestelle bestätigte auf Volksstimme-Nachfrage, dass im Bebauungsplan für das Gewerbegebiet in der Oesig festgeschrieben sei, dass die Pappeln erhalten werden müssten. Allerdings sei die Kreisverwaltung in diesem Fall nicht die Genehmigungsbehörde. Das Fällen von Bäumen regele die Baumschutzssatzung der Stadt Blankenburg.

Uwe Duckstein, Leiter des TEB, hatte bereits vor Wochen das Fällen von Pappeln im Stadtgebiet angekündigt und begründet diese Arbeiten mit dem Sicherstellen der Verkehrssicherungspflicht. "Die Pappeln im Bereich der Revitalisierungsfläche Harzer Werke befinden sich entlang stark befahrener Straßen. Windkräfte können hier direkt auf die Bäume einwirken. Der TEB entfernt dort regelmäßig große und kleine heruntergefallene Äste von der Straße, den Gehwegen und aus den Gräben", erklärte er auf Volksstimme-Nachfrage. Da er im Fall eines Personenschadens als Verantwortlicher persönlich haftet, sei die Entscheidung getroffen worden, die Gefahrenquellen zu beseitigen. Insbesondere nach den letzten starken Stürmen seien er und seine Mitarbeiter zu der Schlussfolgerung gekommen, dass die Sicherheit der Fahrzeuge und Fußgänger in diesem Bereich nicht mehr gewährleistet werden könne.

"Die Möglichkeit eines fachgerechten Baumrückschnittes zusammen mit einer Totholzentfernung wurde geprüft, jedoch aufgrund des Zustandes der einzelnen Bäume verworfen", erklärte Duckstein, der sich während der Fällarbeiten in der Entscheidung bestätigt sah: "Die Stämmlinge brachen zum Teil schon bei einer geringen Durchbiegung, trotz des mitunter geringen Baumalters, auseinander", erklärte er. Unabhängig davon seien die Bäume im Vorfeld auf Vogelnester untersucht worden. "Es wurden jedoch keine Nester gefunden", so Duckstein, der dafür allerdings Widerspruch von Bernd Kramer erntet, der wenigstens ein Vogelnest ausgemacht haben will und auf dieser Straße noch nie größere Äste als Verkehrshindernis wahrgenommen habe.

Für die gefällten Bäume seien laut Uwe Duckstein umfangreiche Ersatzpflanzungen vorgesehen. Wie der TEB-Chef weiter mitteilte, sind nach den jüngsten Stürmen diverse größere Schäden zu verzeichnen gewesen. So fielen in Derenburg zwei Pappeln auf das Gebäude des Freibades, eine weitere in das Mähwerk eines Landwirtschaftsbetriebes. Auf dem Blankenburger Friedhof sind mehrere Bäume umgekippt und viele große Äste abgebrochen. Diverse Gräber wurden beschädigt.

In einem anderen Fall prüft die Kreisverwaltung derzeit den Antrag des TEB auf Fällung von Pappeln - unterhalb des ehemaligen Schlackeberges der Harzer Werke, auf dem inzwischen eine Photovoltaikanlage betrieben wird. "Dafür liegt bislang noch keine Genehmigung vor", sagte Landkreissprecher Manuel Slawig