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Präventionsprojekt zur Vorbereitung des letzten Schultages der Abiturienten am morgigen Freitag Suchtberater hoffen "auf schönes Fest ohne Besäufnis"

Von Ivonne Sielaff 10.04.2014, 03:20

Wernigerode l Mehr als die Hälfte der 12- bis 18-jährigen Jugendlichen in Sachsen-Anhalt hat bereits Erfahrungen mit Alkoholkonsum gemacht. Das Einstiegsalter liegt bei durchschnittlich 13 Jahren.

"Wir haben beobachtet, dass der Alkoholkonsum der Jugendlichen zunehmend exzessiver wird", sagt Antje Rumpf von der Präventionsfachstelle Wernigerode des Diakonie-Krankenhauses Harz. Mittlerweile würden Alkoholvergiftungen die dritthäufigsten Ursache für eine stationäre Behandlung von Kindern und Jugendlichen sein.

Gerade bei Feierlichkeiten greifen junge Leute gern zu Hochprozentigem. "Das bereitet uns Sorgen", sagt Antje Rumpf. Problematisch sei vor allem das "Koma-Saufen".

Das weiß auch Ordnungsamtschef Gerald Fröhlich. "Diesen Freitag werden Wernigerodes Abiturienten in den Lustgarten ziehen und dort feuchtfröhlich das Ende ihrer Schulzeit feiern." Deshalb habe sich die Stadtverwaltung zur Vorbereitung des letzten Schultags an den regionalen Arbeitskreis "HaLT! Hart am Limit" gewandt, so Fröhlich. Mehrere Treffen mit Gymnasiasten, Eltern, Lehrern, Suchtexperten sowie Mitarbeitern von Stadt- und Kreisverwaltung folgten.

"Unser gemeinsames Ziel ist ein schönes Fest - und kein Besäufnis", sagt Antje Rumpf. So wurde zum Beispiel ein Elternbrief entworfen. "Auch wenn die Jugendlichen schon 18 oder 19Jahre alt sind - die Eltern tragen die Verantwortung." Zudem werde an alle Schüler eine Notfallkarte verteilt. "Wie kann man helfen, wenn jemand im Vollrausch ist? Auf der kleinen Karte sind einige Tipps aufgelistet", so die Suchtexpertin. Darunter: Betrunkene nicht allein lassen. Bei Bewusstlosigkeit einen Rettungswagen rufen. Mundhöhle von Erbrochenem befreien, sonst droht Erstickungsgefahr.Darüber hinaus wurden Karten mit den Nummern aller Wernigeröder Taxi-Unternehmen verteilt und eine Handy-App mit den gleichen Informationen freigeschaltet.

"Wir waren doch alle mal jung."

Suchtexpertin Antje Rumpf

Die Streetworker der Stadtjugendpflege stehen den Feiernden am Freitagnachmittag bei Problemen zur Seite, die Polizei sei informiert.

Antje Rumpf und Gerald Fröhlich zeigten sich beeindruckt vom Engagement der Jugendlichen. "Besonders loben möchte ich die Schüler, die auf uns zugekommen sind, um den Ablauf des Tages mit uns zu besprechen", so der Chef des Ordnungsamtes. Die Abiturienten seien sehr vernünftig gewesen, ergänzt Antje Rumpf.

Gegen Mittag beginnt die Party im Lustgarten. "Wir rechnen damit, dass sich das Ganze gegen 18, 19 Uhr wieder auflöst", so die Suchtexpertin. Spätestens um 24 Uhr sollte die Veranstaltung definitiv beendet sein. "Sicherlich wird es an dem Nachmittag und Abend ein bisschen laut", sagt sie in Hinblick auf die Anwohner. "Aber es ist ja nur dieser eine Tag. Wir waren doch alle mal jung und sollten Verständnis zeigen." Der Müll werde von den Jugendlichen selbst bis 12 Uhr am Folgetag entsorgt.