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Insolvenzgeplagtes Fahrzeug- und Entwicklungswerk Blankenburg schreibt wieder schwarze Zahlen Mit Nischenprodukten zum Erfolg

Von Sandra Reulecke 21.08.2014, 03:15

Produkte für Eisenbahnen werden seit mehr als 100 Jahren in Blankenburg gefertigt. Dass das noch heute der Fall ist, stand vor vier Jahren noch auf der Kippe. Mit der Übernahme durch die Villmann-Gruppe ist Insolvenz jedoch kein Thema mehr für das FEW.

Blankenburg l "Unbemerkt von der Öffentlichkeitsarbeit ist Blankenburg ein starker Eisenbahnstandort", sagt Bürgermeister Hanns-Michael Noll (CDU) bei einem Rundgang über das FEW-Gelände in der Weinbergstraße. Bereits seit mehr als 100 Jahren werden an dieser Stelle bahnspezifische Tätigkeiten verrichtet. Bekannter als die Produkte ist viele Jahre lang jedoch die finanzielle Lage des Unternehmens gewesen.

"Insolvenz" - dieses Wort haben die Blankenburger mehr als einmal im Zusammenhang mit dem FEW (Fahrzeug- und Entwicklungswerk) gehört. Mehrfach wechselte nach der politischen Wende der Eigentümer des Unternehmens. 2010 wurde es von der Villmann-Gruppe übernommen. Das FEW schreibe nun schwarze Zahlen. "Würden wir das nicht tun, könnten wir nicht produzieren", sagt Geschäftsführer Manfred Villmann.

Das familiengeführte Dienstleistungs-Unternehmen mit Sitz in Winsen an der Aller (Niedersachsen) hat sich auf Eisenbahntechnik spezialisiert. Den Schwerpunkt setzt es auf die Instandhaltung von Güterwagen und Lokomotiven. "Wir produzieren Nischenprodukte", informiert Andreas Gerling, Betriebsleiter in Blankenburg. Werbung müsse das Unternehmen deshalb kaum betreiben. Dennoch hätte es Kunden aus ganz Europa. Sie beziehen Produkte in den Bereichen Rangiertechnik, der mobilen Montage in Gleisanlagen sowie der Instandhaltung von Güterwagen.

Damit diese wirtschaftlich und effektiv gefertigt werden können, waren und sind Investitionen nötig, teilt Manfred Villmann mit. So sollen alte, bislang ungenutzte Räume in eine neue Produktionslinie umgebaut werden, das Gleisnetz wurde bereits verändert und eine Halle errichtet. Der Geschäftsführer betont: "Das geht nur langsam, Schritt für Schritt. Wenn man es über das Knie bricht, kann man keinen Erfolg haben." Ein Garant für Erfolg sei für ihn hingegen "eine enge, gute Zusammenarbeit der Führungsebene mit den Mitarbeitern".

Derzeit sind rund 115 Beschäftigte am Blankenburger Standort tätig. Bei der Betriebsübernahme waren es 72. "Personell haben wir einen guten Stock erreicht, den wir in nächster Zeit an der einen oder anderen Stelle verstärken werden", sagt Geschäftsführer Villmann.

Nicht nur Fachkräfte erhalten in dem Unternehmen eine Chance, wie sein Vater betont. Abgesehen von Posten für Ingenieure oder Experten, werden auch Ungelernte eingestellt. "Mir ist ein Bäcker lieber, der sich wirklich für den Beruf interessiert und reinkniet, als jemand, der nichts mehr lernen möchte. Wer will, kann das sich alles Wichtige aneignen", sagt Manfred Villmann.