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Wernigeröder Feuerwehr mehrmals neu organisiert / Technik entwickelt sich Von militärischem Drill und pädagogischer Ordnung

Von Katrin Schröder 23.08.2014, 03:16

Die Freiwillige Feuerwehr Wernigerode feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. In einer Serie lässt die Volksstimme die Geschichte der Brandschützer Revue passieren. Heute: Die Zeit von der Gründung 1864 bis zum Zweiten Weltkrieg.

Wernigerode l Viele Feuerwehren haben heute Probleme, Freiwillige zu finden. Der Blick zurück zeigt: Früher war das nicht anders. Im Gründungsjahr 1864 war es für die Freiwillige Feuerwehr Wernigerode schwierig, die geforderte Stärke von 586 Mann zu erreichen. 427davon sollten zur Löschabteilung gehören - eine Zahl, die wegen der damaligen Technik und der eingeschränkten Wasserversorgung nötig war.

Damals zählte Wernigerode 6500Einwohner, 271 Feuerwehrleute bedienten sechs Spritzen. Zum Personalmangel kamen Schwächen in der Leitung. Erst als 1865 Polizeikommissar Frohse Branddirektor wurde, ging es mit Organisation und Disziplin aufwärts. Unter seiner Regie wurde im Juni 1869 der Harz-Altmärker Feuerwehrverband gegründet, dem er jahrelang vorstand.

Von den Nachfolgern, die Frohses Werk fortführten, stach der Lehrer Hermann Ahrens heraus. Er setzte statt auf militärische Disziplin auf Pädagogik. Da die Brandschützer allesamt bei ihm zur Schule gegangen waren, konnte er leicht die Ordnung aufrechterhalten. In seine Zeit fiel eine Neuregelung des Löschwesens, in deren Zuge 1906 der Feuerwehrverband der Grafschaft Wernigerode gegründet wurde.

1907 wurde Hasserode eingemeindet, die Ortswehr kam als vierter Löschzug zur Wernigeröder Wehr hinzu. Diese verfügte 1914 über vier Hydrantenwagen, die von Brandmeister Lange gebaut worden waren. Die neue Hochdruckwasserleitung versorgte inzwischen das gesamte Stadtgebiet mit Löschwasser, weshalb leichtere Fahrzeuge mit mehr Schläuchen eingesetzt wurden.

Ab 1913 wurden die Pfadfinder als eigenes Korps geführt - die Jugendlichen im Alter von 14 bis 20 Jahren stellten den Nachwuchs für die Erwachsenenwehr. Die war in der Zeit des Ersten Weltkriegs weitgehend lahmgelegt. Der Großteil der Kameraden war eingezogen worden, viele kehrten nicht zurück. Anfang der 1920er Jahre stabilisierte sich die personelle Lage der Wehr wieder. Die Mitglieder stammten meist aus dem gut betuchten Bürgertum, was nötig war, weil die Feuerwehrleute zum Teil ihre Uniformen, Ausrüstung und andere Auslagen selbst bezahlen mussten. Erwartet wurden zudem Spenden für die Feuerwehrkasse.

In den 1920er-Jahren musste die Wehr erneut in ihre Ausrüstung investieren. Nach langen Diskussionen erhielt sie im August 1926 eine sogenannte Magirus-Drehleiter, 1928 wurde der erste Motorlöschzug Wernigerodes gekauft. Er erlebte seine Feuerprobe bei dem verheerenden Brand in der Hasseröder Papierfabrik am 12.August 1928.

Ende Oktober 1929 wurde die Nöschenröder Feuerwehr den Wernigerödern zugeordnet, die nun über sechs Löschzüge verfügten. Für die neue Technik sollte an der Schmatzfelder Straße ein Depot entstehen. Nahe der ehemaligen Ziegelei, die für das Depot vorgesehen war, sollten Wohnungen für Feuerwehrleute gebaut werden.