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Wernigeröder Wildpark Marder töten Bartkauzpaar

Drama im Wildpark "Christianental" in Wernigerode: Eine Marderfamilie
hat die zwei beliebten Bartkäuze "Erwin" und "Erna" gefressen. Bevor das
Wildpark-Team ein neues Eulenpaar kauft, soll die Voliere vor den
"Kobolden des Waldes" abgesichert werden.

Von Julia Bruns 25.08.2014, 03:30

Wernigerode l Eine Marderfehe und ihre Jungen streifen durch den Wildpark "Christianental" in Wernigerode auf der Jagd nach Nahrung. Auf dem Speiseplan stehen Vögel - auch solche, die sich scheinbar sicher vor den Raubtieren in den Käfigen befinden. "Vor wenigen Tagen fanden wir eines Morgens nur noch die Überreste unserer Bartkäuze", berichtet Frank Lüddecke vom Wildpark-Team gegenüber der Volksstimme. "Marder waren durch eine Öffnung im Maschendraht in die Voliere gelangt, haben sich das Paar geschnappt und bis auf wenige Reste aufgefressen."

Lüddecke und seine Mitarbeiter seien davon ausgegangen, dass die etwa 60 Zentimeter großen Eulen bei Gefahr wegfliegen oder sich verteidigen würden. "Doch anscheinend konnten die Marder sie mühelos fangen." Übrig geblieben seien Federn und Knochen. Ein Drama für das Christianental - nicht nur für Besucher und Mitarbeiter, sondern auch finanziell. Ein Bartkauz schlägt mit etwa 800 Euro zu Buche, sagt Frank Lüddecke.

Erst im Mai 2013 waren die Geschwister "Erna" und "Erwin" geschlüpft. Der Wildpark hatte die Greifvögel einer Falknerei bei Kronach abgekauft. Bei guter Pflege hätten sie bis zu 20 Jahre alt werden können.

"Es war das erste Mal überhaupt, dass wir Bartkäuze hatten", sagt Jennifer Wetzig-Mänz vom Wernigeröder Grünamt. "Sie hatten eine große Fangemeinde und eine ganze Reihe an Paten."

Darunter auch die Sing- und Mundartgruppe Harzer Kramms unter Ines Friedrich. Für die Feierstunde an der Voliere im vergangenen Jahr hatte die Kinderchorleiterin extra ein Lied komponiert, in dem es um die "twei groten, schönen Vöjel" geht.

"Erwin" und "Erna" waren nicht die einzigen Opfer der Marderfehe und ihrer Jungen. So hatten sich die als "Kobolde des Waldes" bekannten Tiere mehrere Kleinvögel aus den Käfigen geschnappt. "Sie warten, bis die Vögel an das Gitter fliegen, dann greifen sie nach einem Flügel oder Bein", beschreibt Frank Lüddecke die Taktik der Räuber. "Wenn der Vogel dann versucht, wegzufliegen, reißt ihm der Flügel oder das Bein ab. Er verendet qualvoll."

Damit die Vögel in Zukunft besser vor Mardern und anderen Raubtieren geschützt sind, wollen Lüddecke und seine Kollegen die Volieren mit feinmaschigerem Draht ausstatten. "Wir freuen uns über jede Spende für Material und die Anschaffung neuer Bartkäuze." Denn eins steht fest: Es soll ein Nachfolgerpaar für "Erwin" und "Erna" geben.