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Im Kloster Michaelstein wird ein "Schatzkästchen" geöffnet: das Schreibzimmer der Mönche Schreiben wie im Mittelalter

Von Sandra Reulecke 27.08.2014, 03:17

Mühsam ist es im Mittelalter gewesen, Bücher zu vervielfältigen. Im Kloster Michaelstein können Besucher am kommenden Sonntag in die Rolle von Schreiber-Mönchen schlüpfen und mit Federkiel schreiben üben.

Blankenburg l Blatt einlegen, Knopf drücken, ein paar Sekunden warten und schon ist die Kopie fertig. Wer ein ganzes Buch kopieren möchte, muss etwas mehr Zeit einplanen. Mit dem Aufwand, den Vervielfertigung im Mittelalter bedeutete, ist das jedoch nicht vergleichbar.

Seite für Seite, Wort für Wort haben Mönche damals die Werke abgeschrieben. Doch damit nicht genug: Sogar die Tinte und das Papier sind eigens aus Naturmaterialien hergestellt worden, berichtet Ute Omonsky vom Team des Klosters Michaelstein. In Vorbereitung auf den Harzer KlosterSonntag haben sich die Mitarbeiter eingehend mit dem Thema beschäftigt. Denn zu diesem Anlass öffnet sich am Sonntag, 31. August, erstmal das Skriptorium, also die Schreibstube des Klosters. Das Motto des Tages lautet "Schreiben und Singen, auch von der Liebe ...".

"In den vergangenen Jahren haben umfassende Sanierungen im Kloster stattgefunden. Dadurch ist es möglich, den Besuchern weitere Räume zu zeigen", erläutert Omonsky. Auffällig sei, dass das Skriptorium in seiner Architektur von denen der anderen Räume - im Stil der Zisterzienser erbaut - abweiche. Der schmale Raum befindet sich im Lesegang im gotischen Teil des Gebäudes und wurde etwa im 13. Jahrhundert erbaut.

"Bücher sind die Schätze der Klöster gewesen."

Ute Omonsky, Abteilungsleiterin Musikakademie

Eine Aussparung neben der Tür könne als Bücherregal gedient haben. "Darum liegt es nahe, dass sich hier die Bücherschatzkiste des Klosters befunden hat", sagt die Michaelstein-Mitarbeiterin und weist auf die Eingangstür der Schreibstube. "Bücher waren zu der damaligen Zeit selten und kostbar. Sie sind die Schätze der Klöster gewesen."

Kunstvoll verziert, in sauberer Handschrift und oftmals in Latein verfasst, war in ihnen das Wissen der Zeit konserviert und zusammengefasst. "Sie wurden von Kloster zu Kloster weitergegeben und von den dortigen Mönchen kopiert", informiert Ute Omonsky. Inhalt seien nicht nur christliche Texte gewesen, sondern unter anderem auch wissenschaftliche Erkenntnisse und politische Ereignisse.

Wie es ist, mit Tinte und Federkiel in kunstvollen Buchstaben zu schreiben, können Besucher des Harzer KlosterSonntags ausprobieren. "Um 11 und um 14 Uhr zeigen wir den Gästen das Skriptorium, hier können sie es selbst einmal testen", kündigt Kloster-Sprecherin Jana Priesterjahn an.

Jeweils eine Stunde später gibt es Musik des Mittelalters zu hören. "Mechthild von Magdeburg (1207-1282) - Die Minnesängerin Gottes" wird von Ursel Peters und Hans Hegner gesungen. Erläuterungen zum Leben und Wirken der Frau, die in ihren Büchern das Leben in mittelalterlichen Klöstern kritisierte, gibt Lothar Jahn. "Gäste können außerdem die Klausur und Klostergärten besichtigen und einen Rundgang durch die Musikausstellung "KlangZeitRaum" unternehmen", sagt Jana Priesterjahn.

Der Harzer KlosterSonntag wird zeitgleich unter dem Motto "Aufgeschlossen! Unbekannte Schatzkästchen ..." in Walkenried, Wöltingerode, Drübeck und Michaelstein begangen.

Der Eintritt beträgt 7,50 Euro. Weitere Infos unter www2.kloster-michaelstein.de