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Unternehmer reisen nach Willingen Schierkes Vorbild im Sauerland

Ein besonderes Betreibermodell für die Seilbahn, ein
länderübergreifendes Pistensystem und Vier-Sterne-Hotels: Das Sauerland
ist im November das Ziel einer Unternehmer-Delegation aus dem Harz
gewesen.

Von Julia Bruns 27.11.2014, 02:13

Schierke/Willingen l Was kann Schierke vom Hochsauerland lernen? Dieser Frage sind Gewerbetreibende und Tourismusexperten aus dem Harz in Willingen auf den Grund gegangen (siehe Infokasten). Zwei Tage lang nahmen sie das Ganzjahreskonzept der hessischen Stadt unter die Lupe.

Besonders interessant sei ein Treffen mit dem Geschäftsführer der Göbel-Gruppe gewesen, sagt Teilnehmer Daniel Steinhoff im Volksstimme-Gespräch. "Gert Göbel hat einst eine kleine Pension von seinen Eltern übernommen. Mittlerweile betreibt er elf Hotels. Alles Vier-Sterne-Plus-Häuser. Das ist genau das, was Schierke noch fehlt", sagt der Schierker Gastronom und Hotelier. "Wir haben ihn zum nächsten Brockenstammtisch eingeladen. Ihn würden wir gerne als Investor in Schierke sehen."

Einen weiteren Konkurrenten um die Touristen fürchte er nicht. "Ich sehe das nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung. Jeder Gast mehr in Schierke ist ein Gewinn für die ganze Region", sagt Steinhoff. "Wer im Ort verweilt, lässt Geld in den Cafés, Geschäften und Restaurants."

Tourist-Info mit Kino

Spannend finde er das Konzept, mit dem in Willingen die Ettelsberg-Seilbahn betrieben wird. "Mehr als 100 Unternehmer haben sich zu einer Gesellschaft zusammengeschlossen, die diese Seilbahn betreibt." Das Modell könnte als Vorbild für die geplante Schierker Anlage am Kleinen Winterberg dienen. "Im Sommer steht sie Mountainbike-Touristen zur Verfügung, im Winter Skisportlern", sagt Steinhoff.

Die Zusammenarbeit der Unternehmer im Sauerland setze sich an den Pisten fort. "Drei Firmen bewirtschaften die Abfahrtshänge in dem Skigebiet", sagt Steinhoff. "Der Kunde merkt davon nichts. Es gilt ein Skipass für alle Hänge."

Bemerkenswert sei auch die Tourist-Info in Willingen. "Sie befindet sich zentral im Ort, über einem Kino, direkt neben der Eislaufbahn", sagt der Brockenwirt. "Das Eisstadion ist übrigens bis auf sieben Wochen das ganze Jahr über geöffnet."

Die 6000-Einwohner-Stadt Willingen habe ähnliche Voraussetzungen wie Schierke, sagt Ralf Grimpe von der Industrie- und Handelskammer (IHK). Er hat die Fahrt organisiert. "Ich sehe diesen Service als Kernaufgabe der IHK-Arbeit", so Grimpe. Willingen und Schierke verbinden einige Gemeinsamkeiten: Der nächstgelegene Wintersportort Winterberg liegt nur wenige Kilometer entfernt - in Nordrhein-Westfalen, einem anderen Bundesland. "Trotzdem gelingt die Kooperation mit Winterberg", so Grimpe.

Ballermann-Image ablegen

Nicht alles sollten die Harzer aus dem Sauerland übernehmen. "Willingen hat viele Bettenburgen und ein gewisses Ballermann-Image", sagt er. "Im Gespräch mit den dortigen Unternehmern wurde deutlich, dass sie dieses Bild ablegen wollen, um Familien nicht abzuschrecken." Die Entwicklung des Brockendorfes habe die Gastgeber in Willingen beeindruckt. "Wirtschaftsförderer Rüdiger Ganske hat das Schierker Ganzjahres-Erlebniskonzept vorgestellt. Da haben alle gestaunt. Das Konzept hat gute Kritiken erhalten."

In zwei Jahren werden die Partner aus dem Sauerland und aus dem norwegischen Lillehammer, wo die erste Unternehmerreise 2013 hinführte, zu einem Besuch nach Schierke eingeladen. "Wir hoffen, dass wir dann etwas vorzeigen können", sagt Ralf Grimpe.