"Klub der Hunderter" trifft sich einmal im Jahr auf dem höchsten Harzgipfel Familie der Brockenfans

Von Katrin Schröder 05.01.2015, 02:13

Ein exklusiver Klub trifft sich regelmäßig auf dem Brocken. Mitglied sein kann jeder, der den Gipfel mindestens hundertmal bestiegen hat.

Schierke/Brocken l Draußen scheint die Sonne und taucht den schneebedeckten Brocken in zauberhafte Winterstimmung. Drinnen, in der Gaststätte des Brockenwirtes, haben sich 14 Menschen versammelt, die den Berg praktisch in- und auswendig kennen. Im "Klub der Hunderter" versammeln sich Wanderer, die mindestens hundertmal den höchsten Gipfel Norddeutschlands bestiegen haben. Einige von ihnen waren schon mehr als tausendmal oben.

"Liebe Dauerbrenner", sagt Hans Steinhoff an der reichlich gedeckten Frühstückstafel. Der Brockenwirt kennt seine Stammgäste. "Das ist wie eine Familie", sagt er. Großes Hallo erntet Lothar Schmidt aus Möser bei Burg - er feiert an diesem Tag sein 555.Brockenjubiläum. Schon bei der Öffnung der Brockenmauer vor 25Jahren war er dabei. "Das war so ein schöner Tag wie heute", sagt der 57-Jährige.

Zum Jahrestag der Brockenöffnung waren zahlreiche Wanderer und viel Politprominenz auf dem Gipfel erschienen, unter ihnen drei ehemalige Ministerpräsidenten und zwölf frühere Landesminister, berichtete Hans Steinhoff. Er erinnerte auch an die weniger schönen Ereignisse des Jahres 2014 - an die vermisste Frau aus Halle, die tot an der Brockenstraße aufgefunden wurde, an zwei Wanderer mit Herzinfarkten auf dem Gipfel und an das Flugzeug, das im April abgestürzte und dessen Insassen ums Leben kamen.

Es gibt aber auch gute Nachrichten. Die Beliebtheit des Harzgipfels ist ungebrochen - nicht nur bei Wanderern. "An einem Tag waren mehr als 1000 Radfahrer hier oben. Überwiegend Holländer und Dänen", berichtet Steinhoff. Die "Hunderter" hingegen sind zu Fuß unterwegs - auch wenn Winfried Rasp sich manchmal aufs Rad schwingt. An seinen ersten Brockenbesuch erinnert sich der Niedersachse genau. "Das war am 7. Januar 1990", sagt Rasp. "Erst 600-mal" hat der Wendeburger seitdem den Gipfel erklommen, wie er sagt. Dafür war der Niedersachse 2007 der erste Wanderkaiser - "noch vor Benno, der hat dem Brocken den Vorzug gegeben".

Nur sechs Tage hat Rasp für den Titel gebraucht und einiges auf sich genommen. "Ich habe von morgens 8 Uhr bis abends 20 Uhr gestempelt", berichtet der 71-Jährige, der in seinem Heimatort eine Wandergruppe leitet. Auch an das Brockenhotel hat er gute Erinnerungen. "Wir waren die ersten offiziellen Gäste dort", sagt er. "300 Mark hat die Nacht gekostet, das weiß ich noch genau." Das Abendessen sei reichlich gewesen. "Davon wären wir zu zehnt satt geworden."

Zeitweilig wird die Wanderung zum Brocken zum Wettbewerb, wie Brockenwirt Steinhoff berichtet. Wer es wie oft auf den Gipfel geschafft hat, wird im Brockenpass vermerkt, den der Wirt ausgibt. Doch nicht jeder holt sich den Stempel und nicht jeder zählt mit. "Ich weiß nicht, wie oft ich hier oben war. Ich schätze aber, dass ich im Jahr etwa 50-Mal hier oben stehe", bekennt Dieter Sprenger aus Hornburg.

Zum 2255. Mal ist Michael Broutschek auf dem Brocken. "Ich bin derjenige, der hier am meisten rennt", sagt der 54-Jährige mit einem Lachen. Der Allgemeinarzt aus Wernigerode nimmt den Weg auf den Gipfel in der Regel im Laufschritt. Mindestens dreimal die Woche joggt der Mediziner von Schierke aus auf den Berg, im Schnitt 150 Mal in drei Jahren. "Man kann nicht genug bekommen", sagt er. Die regelmäßigen Läufe helfen ihm, gesund zu bleiben. "Für mich ist der Berg mein Arzt."