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Wernigeröder Johannisgemeinde begeht Jubiläum mit Veranstaltungsreihe / Gottesdienste, Musik und Vorträge Wertvoller Schnitzaltar wird 600 Jahre alt

Von Katrin Schröder 23.01.2015, 02:08

Der Altar der Johanniskirche wird in diesem Jahr 600 Jahre alt. Die Gemeinde feiert das Jubiläum mit einer Reihe von Veranstaltungen. Den Auftakt bildet ein Gottesdienst am 1.Februar, zu dem Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff erwartet wird.

Wernigerode l Auf dem rot grundierten Holz sind die fein geschwungenen Buchstaben kaum zu erkennen. "Anno domini MCCCCXV fecerint aram" - "im Jahr des Herrn 1415 haben sie den Altar hergestellt" steht auf der Rückseite der Mitteltafel. Das bedeutet, dass das wertvolle Stück, das den Chorraum der Wernigeröder Johanniskirche ziert, genau 600 Jahre alt ist. "Es ist ein Wunder, dass der Altar die Jahrhunderte überdauert hat", sagt Pfarrerin Heide Liebold.

Das Jubiläum feiert die Gemeinde mit einer Reihe von Veranstaltungen. "Die Termine haben wir mit Bedacht gewählt", sagt Heide Liebold. Alle Daten haben einen Bezug zur Hauptfigur des Altars - zu Maria, der Muttergottes. Der Festgottesdienst zum Auftakt des Jubiläumsjahres findet am Sonntag, 1. Februar, um 10 Uhr statt. Dann ist Mariä Lichtmess - an diesem Tag endete einst gemäß dem traditionellen Festkalender nach 40 Tagen die Weihnachtszeit. Die Johannisgemeinde rechnet mit dem Besuch von Sachsen-Anhalt Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Dieser hatte im vergangenen Jahr am Sachsen-Anhalt-Tag bei seinem Besuch in der Kirche angekündigt, dass er bei den Jubiläumsfeiern dabei sein möchte.

Am Karfreitag, 4. April, wird die Schließung des Altars vollzogen - so wie es einst in der Gemeinde Brauch war. Der vierflügelige Schnitzaltar bietet dem Betrachter verschiedene Ansichten, je nachdem, welche Flügel auf- oder zugeklappt werden. Die Ansicht, die der reich verzierte und golden schimmernde Altar bei aufgeklappten Flügeln bietet, ist eigentlich die Festtagsseite, die nur zu hohen Feiertagen gezeigt wurde, berichtet Heide Liebold. "Zu allen Bußzeiten sollte der Altar gewandelt, das heißt geschlossen, werden."

Mit Rücksicht auf die zerbrechliche Substanz des Altars geschieht dies nur noch einmal im Jahr zu Ostern. Dann sind von Karfreitag bis zur Osternacht die geschlossenen Rückseiten der Außenflügel zu sehen, die die Verkündigung und Anbetung der heiligen drei Könige zeigen. "Die Menschen konnten damals zum größten Teil nicht lesen. Deshalb haben sie den Bildern des Altars die nötigen Informationen entnommen", erklärt Heide Liebold. Zudem sei der Effekt, den die Wandlung des Altars bewirke, bemerkenswert. "Es ist frappierend, wie sich durch die Schließung die Atmosphäre im Kirchenraum verändert."

Fortgesetzt wird der Festreigen am 11. Mai mit einer Taizé-Andacht. "Der Mai gilt als Marienmonat", so Heide Liebold. Jugendliche werden für den Abend Texte vorbereiten, die sich mit den Märtyrerinnen beschäftigen, die in den giebelförmigen Aufsätzen des Altars dargestellt sind. Beim Orgelbrunch am 7. Juni erklingen die Instrumente, die die Engel rund um die zentrale Marienfigur spielen - Orgel, Glocke, Laute, Geige und Dudelsack. Die Band "Triple B" übernimmt die musikalische Begleitung.

Zwei Vorträge nähern sich dem Altar aus verschiedenen Blickwinkeln. Konrad Paul (Oberhausen) und Heinrich Hamel, Probst im Ruhestand, werden am 3. Juli im Rahmen der Reihe "Orgel zur Nacht" über die Theologie sprechen. Am 5. Juli erklärt Professorin Helga Neumann den Altar aus kunsthistorischer Sicht.

Es folgen eine "Nacht der Lichter" mit Taizé-Andacht am 11. Juli und eine Kinderkirchenschlafnacht am 19. September. Beim Wandelgottesdienst am 1. November wird nach einer Andacht am Altar der Weg zur Theobaldikapelle eingeschlagen, in der ein ganz ähnlich gearbeiteter Altar steht.

Abgeschlossen werden die Jubiläumsfeiern am gleichen Abend mit einem Konzert unter dem Motto "Jazz in der Kirche". Geplant ist, vorerst noch ohne Termin, ein Vortrag des Wernigeröder Historikers Uwe Lagatz, der das Leben in Wernigerode vor 600Jahren, zur Zeit der Entstehung des Altars der Johanniskirche, beleuchten soll. "Es dürfte spannend sein, welche Informationen uns der Altar mit seinen Darstellungen dazu liefert", so Heide Liebold.

Darüber hinaus ruft die Gemeinde zu einem Wettbewerb unter dem Motto "Mein liebstes Detail rund um den Altar der Johanniskirche" auf. Die Teilnehmer können Beiträge einreichen, die sich auf den Altar oder auf besondere Erlebnisse, die manche mit ihm verbinden - "zum Beispiel Erinnerungen an Hochzeiten oder Taufen", sagt Heide Liebold.

Bis 1. Juni können Wettbewerbsbeiträge im Gemeindebüro in der Pfarrstraße abgegeben werden. Beim Johannisfest am 27. Juni sind eine Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse und eine Preisverleihung geplant. Zu gewinnen sind Karten für die Konzertreihe "Orgel zur Nacht".