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Sommerrodelbahn "Brocken Coaster" Knöllchen für zu kleine Autos

Auf dem Parkplatz "Am Thälchen" in Schierke sollen nur noch Fahrzeuge stehen, die wegen ihrer Größe das Parkhaus nicht nutzen können. Doch viele Gäste steuern weiter den gewohnten Ort an - und kassieren dafür Knöllchen. Der Betreiber der Sommerrodelbahn sieht derweil sein Geschäft in Gefahr.

26.02.2015, 09:17

Schierke/Wernigerode l Der "Brocken Coaster" liegt verwaist da, derzeit können Schierke-Besucher nur an den Wochenenden dem schneefreien Rodelvergnügen frönen. Das hindert Autofahrer allerdings nicht, den Parkplatz "Am Thälchen" anzusteuern - und sich dort mit schöner Regelmäßigkeit einen Strafzettel abzuholen. Allein von Anfang Januar bis Mitte Februar waren die städtischen Politessen an knapp 40 Tagen in Schierke unterwegs und verteilten 788 Knöllchen. Davon steckten sie 737 unter die Windschutzscheiben von im Bereich Thälchen und Hagenstraße parkenden Autos - mithin also potenzielle Kunden der Sommerrodelbahn. Dementsprechend sauer ist deren Betreiber Thomas Maske. Im Ortschaftsrat Schierke verschaffte er sich Luft. Er habe viel in seine Sommerrodelbahn investiert. "Jetzt muss ich zusehen, wie mein Geschäft ruiniert wird", sagte er.

Zwölf Jahre Arbeit und 800000 Euro, davon 650000 Euro Fördermittel, habe er in die Rodelbahn investiert, fünf Menschen seien dort beschäftigt. All das sei nun gefährdet, weil wegen des Parkverbots die Rodelbahn zunehmend Besucher verliere. "Wegen uns allein kommt keiner", sagt Maske. In der Vergangenheit sei das Thälchen vor allem von Brocken-Wanderern und Fahrgästen der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) genutzt worden, die dann die Rodelbahn entdecken. Auf diese Laufkundschaft sei er angewiesen. Man wolle neue Investoren in den Ort locken, so Maske. "Doch was ist mit denen, die schon da sind?" Ein Umzug an das Parkhaus Winterbergtor sei keine Alternative, da die Anlage für einen Standortwechsel zu groß sei. "Ich kann das doch nicht einfach auf den Rücken nehmen."

In einer schriftlichen Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Stadtratsfraktion verweist Ordnungsdezernent Volker Friedrich auf das seit Jahren diskutierte Ortsentwicklungskonzept. Ziel sei es, den Verkehr ins neue Parkhaus zu leiten und so Schierkes Ortsmitte zu entlasten. Diesem Ziel kann auch Ortsbürgermeisterin Christiane Hopstock (CDU) zustimmen, hat aber zumindest in einem Punkt Verständnis für Maske: "Die Kritik an den Knöllchen teile ich." Laut Friedrich gebe es Gespräche mit dem Betreiber der Sommerrodelbahn mit dem Ziel, ihm mehr Parkplätze zur Verfügung zu stellen. Auch mit den HSB werde verhandelt. Für deren Kunden könnte der Parkplatz ebenfalls interessant sein, da die Stellplätze am Bahnhof nicht ausreichen.

Der Streit um die Parkplätze ist unterdessen nicht nur in der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates hochgekocht, sondern hat auch den Stadtrat erreicht. Sabine Wetzel (Bündnis 90/Grüne) zur Stellungnahme des Ordnungsdezernenten: "Ich bin entsetzt über diese Antworten." Ihres Wissens nach habe es keinen Beschluss des Stadtrates gegeben, der die Schließung des Parkplatzes für Autos vorsieht.

Probleme am Thälchen sieht auch Ingo Nitschke, der bei Schierke einen Campingplatz betreibt. In einem Brief an Kreis und Stadt hatte er sich über große Wohnmobile beklagt, die mehrere Tage lang auf dem Parkplatz stehen und mitunter sogar ihren Müll und den Inhalt der Chemie-Toiletten in der Umgebung entsorgten. Zumindest Letzteres hatte im Ordnungsausschuss, wo der Brief zur Sprache kam, Unglauben hervorgerufen. Grundsätzlich aber sei das Problem mit den Wohnmobilen nicht so gravierend, sagte Hopstock. Fürs Parkhaus am Winterbergtor seien die Fahrzeuge zu groß, doch wegschicken könne und wolle man die Camper nicht: "Wir können doch diesen Leuten das Parken über Nacht nicht verwehren." Ihre Ausschusskollegen sahen das ebenso, Kontrollen am Parkplatz zur Abwehr der Wohnmobile wurden nicht gefordert.