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Gefahrenstellen und Besonderheiten in Wernigerode Mit dem Fahrlehrer durch die Stadt

Der Straßenverkehr in Wernigerode hat Tücken. Fahrlehrer Heiko Sattler
zeigt bei einer Tour durch die Stadt, wo Unfallschwerpunkte liegen. Im
Großen und Ganzen läuft es auf den Straßen aber gut, betont der Experte.

Von Katrin Schröder 03.03.2015, 02:26

Wernigerode l Auf der Breiten Straße ist mittags viel los. Autos rollen in Richtung Stadtecke, Passanten wechseln gemächlich die Straßenseite, als seien sie noch in der Fußgängerzone. Heiko Sattler drosselt die Geschwindigkeit. Der Wernigeröder Fahrlehrer kennt die Tücken des Straßenverkehrs in seiner Heimatstadt. Mit der Volksstimme unternahm er eine Rundfahrt durch Wernigerode und erklärte, wo der Verkehr rollt und wo es hakt.

Schwierig sei auf der Breiten Straße, dass viele unterschiedliche Verkehrsteilnehmer den engen Raum beanspruchen. "Wenn hier zwei Busse stehen, kommt man nicht mehr durch", sagt Sattler und deutet auf die Haltestelle. Nach wenigen Metern hält der 46-Jährige an der Ampel vor dem Turbokreisel. Der Kreisverkehr stelle an Autofahrer hohe Anforderungen. "Die Wernigeröder haben sich mittlerweile an ihn gewöhnt. Doch für Auswärtige ist er schwierig."

"Die Anwohner haben sich an den Turbokreisel gewöhnt. Doch für Auswärtige ist er schwierig."

Wegen der zwei Spuren wirke die Verkehrsführung unübersichtlich, es sei schwer abzuschätzen, wer wo fahre. "Und viele sind zu schnell", sagt Heiko Sattler. Dass in Wernigerode konsequent auf Kreisverkehre gesetzt wird, findet der Fahrlehrer gut. "Der Verkehr ist dadurch flüssiger geworden."

Über die Halberstädter Straße schnurrt der Wagen ruhig dahin. Heiko Sattler schaltet einen Gang hoch und berichtet, dass die meisten Unfälle geschehen, weil Fahrer unaufmerksam sind. "Man sieht das Autofahren als Nebensache an und konzentriert sich nicht mehr." Eine Ablenkung sei auch das Handy. "Was immer mehr zum Problem wird, ist das Nachrichtenschreiben beim Fahren", weiß Sattler.

Dennoch gehe es auf den Straßen relativ ruhig zu. Aufpassen müssen Autofahrer trotzdem, etwa im Stadtfeld. Heiko Sattler biegt in die Minslebener Straße ein. Im Wohngebiet gilt Tempo 30, zudem "rechts vor links" an allen Einmündungen und Kreuzungen. "Das ist gut gemacht", lobt Sattler - das auf die Straße gemalte Schild weise auf die Geschwindigkeit hin, die Wartelinie an jedem Abzweig verdeutliche, dass Vorfahrt zu gewähren ist.

Grundsätzlich gelte: "Die Tempo 30-Zonen im Wohngebiet beruhigen den Verkehr, die Leute fahren aufmerksamer." Dass dies nötig ist, zeigt sich sofort: Aus einer Parklücke setzt unverhofft ein roter Nissan zurück, Heiko Sattler tritt auf die Bremse. "Der Verkehr in den Wohngebieten nimmt zu", sagt er - die Leute hätten immer mehr Autos.

Und die müssen irgendwo stehen. An der Minslebener Straße hat die Stadtverwaltung neue Parkboxen bauen lassen. Was für Anwohner ein Segen ist, sieht Heiko Sattler kritisch. Die Breite der Fahrbahn sei geblieben. "Doch weil die Spiegel von den Autos abstehen, muss man Abstand halten. Ein Meter ist Pflicht." Dadurch verenge sich faktisch die Straße.

"Das Verkehrsgeschehen an der Einmündung in die Schmatzfelder Straße ist sehr komplex."

Nächster Punkt: Die Einmündung der Minslebener in die Schmatzfelder Straße. Kritisch sei der spitze Winkel, in dem die Straßen aufeinander treffen. "Das Verkehrsgeschehen ist hier sehr komplex", sagt der Fahrlehrer. Autos kommen aus drei Richtungen, nach rechts ist die Sicht schlecht.

Am Roseninsel-Kreisel hält Heiko Sattler an. "Wissen Sie, was das kleine Vorfahrtsschild zu bedeuten hat?" fragt er. Es gilt den Radfahrern, die Autos bei der Ausfahrt aus dem Kreisel den Vortritt lassen müssen. Fußgänger genießen grundsätzlich Vorrang - auch am Kreisverkehr, wo die Radler warten müssten. "Doch viele Ältere wissen das nicht."

Das Alter wiederum sei ein Grund dafür, dass die Konzentrationsfähigkeit nachlasse. Immer mehr Unfälle würden von Senioren verursacht, sagt Sattler und steuert in Richtung B 6. In seiner Fahrschule erlebe er ganz unterschiedliche ältere Fahrer. "Es gibt viele, die sich weiterbilden wollen, aber andere sind uneinsichtig." Wer den Führerschein vor 40 Jahren bestanden habe, habe andere Bedingungen erlebt. "Der Verkehr ist dichter und aggressiver geworden, die Autos schneller und moderner", sagt Sattler, während er auf die B6 auffährt.

Der Fahrlehrer glaubt, dass der befristete Führerschein, der nach 15 Jahren neu beantragt werden muss, manchen zum Nachdenken bringen könnte - etwa wenn der Sehtest scheitert. "Wir als Fahrlehrer dürfen aber nicht sagen: Du musst das Auto stehen lassen." Wie Ärzte könnten sie nur empfehlen.

An der Ausfahrt Wernigerode-Nord verlässt Heiko Sattler die B 6. Hier passieren oft Unfälle. "Es liegt weniger an denen, die abfahren, sondern eher an den Linksabbiegern, die auf die Schnellstraße wollen", sagt Sattler. Diese übersehen oft den Gegenverkehr, der erst spät hinter einem Hügel auftaucht. "Viele fahren zu früh heraus, schauen nicht lange genug", so Sattler. Außerdem fahren viele zu schnell - wie der weiße Wagen, der bei seinen Worten vorbeirast.

"Die Kreuzung ist versetzt. Man sieht nicht, dass man den Gegenverkehr durchlassen muss."

Auf dem Weg ins Zentrum sind nur wenige Autos unterwegs. An der Kreuzung Veckenstedter Weg/Ilsenburger Straße reiht sich Heiko Sattler in die Schlange an der Ampel ein. Das Problem: mangelnde Sicht. "Die Kreuzung ist total versetzt. Deshalb fährt man vor und sieht nicht, dass man den Gegenverkehr durchlassen muss", sagt er. Vielen sei nicht bewusst, dass man Autos vom Krankenhausparkplatz Vorfahrt gewähren müsse.

Kritisch wird es wieder an der Schönen Ecke. Fahrer, die aus der Büchtingenstraße in die Bach-Straße abbiegen, müssten weit vorfahren, um etwas zu sehen. Fahrer in der Bach-Straße bemerkten wiederum oft die Abbieger nicht. "Das führt häufig zu Unfällen."

An der Kreuzung Burgstraße/Vorwerk gilt eine Regelung, die viele nicht kennen - wie die Frau im Jeep, die vom Vorwerk kommt. Sie wartet, will Sattler durchlassen, der vom Liebfrauenkirchhof heranfährt. Der Fahrlehrer winkt: Die Dame hat Vorfahrt. Er selbst muss warten, weil der Bordstein durchläuft. "Dadurch ist die Stelle wie eine Grundstückseinfahrt zu behandeln."