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Nach Knöllchenflut hagelt es Beschwerden / Im Ordnungsamt wird alte Regelung überdacht Amtsleiter rudert zurück

Von Ivonne Sielaff 11.03.2015, 02:20

Im Ordnungsausschuss haben sich Wernigerodes Stadtpolitiker mehrheitlich gegen die Parkplatz-Regelung Am Thälchen in Schierke ausgesprochen. Die Verwaltung signalisiert nun ein Umdenken.

Wernigerode/Schierke l 788 Knöllchen und kein Ende. Die Diskussion um den Übereifer der Politessen in den vergangenen Wochen in Schierke wurde im jüngsten Ordnungsausschuss fortgesetzt. Ein Großteil der "Parksünder" hatte nicht etwa versäumt, ein Parkticket zu lösen, sondern parkte unerlaubterweise Am Thälchen (Volksstimme berichtete). Dort dürfen seit der Eröffnung des neuen Parkhauses im Oktober nur noch Fahrzeuge ab zwei Metern Höhe sowie Busse und Wohnmobile stehen.

In den letzten Tagen seien im Wernigeröder Ordnungsamt viele Beschwerden eingegangen, informierte Amtschef Gerald Fröhlich. Seine Mitarbeiter hätten derzeit zahlreiche Widersprüche zu bearbeiten.

Auch die Mehrzahl der Ausschussmitglieder sprach sich gegen die Vorgehensweise des Ordnungsamtes aus. Diese "knallharten Strafen" hätten eine abschreckende Wirkung auf Touristen, so Wilfried Pöhlert (parteilos, Linke-Fraktion). "Reine Abzocke", hätten betroffene Besucher geschimpft, sagte Bernd Rettmer (CDU). Damit wolle die Stadt ihren Haushalt sanieren. "So kommt es bei den Leuten an", so Rettmer. Die erbosten Gäste hätten gesagt, dass sie nicht noch einmal nach Schierke kommen wollen.

"Wer sich nicht an die Spielregeln hält, muss mit Sanktionen rechnen", entgegnete Siegfried Siegel (SPD). Auf der andere Seite werde schließlich gefordert, den Kontrolldruck in Schierke zu erhöhen.

Fast 800 Knöllchen in sechs Wochen, das entspreche mindestens 1500 unzufriedenen Gästen, gab Schierkes Bürgermeisterin Christiane Hopstock (CDU) zu bedenken. "Was Am Thälchen passiert ist, schadet Schierke", sagte auch Sabine Wetzel (Grüne). Sicherlich werde auf Schildern darauf hingeweisen, welche Autos dort parken dürfen. "Aber diese Schilder sind für Ortsfremde schlecht sichtbar und unverständlich." Zudem sei es nicht nachvollziehbar, dass Besucher, die ein Tagesticket ziehen, trotzdem bestraft werden.

Die Regelung für den Parkplatz Am Thälchen sei nie im Ordnungsausschuss beraten worden, bemängelte Ausschusschef André Weber (CDU). Er habe extra in den Protokollen vergangener Sitzungen nachgesehen und nichts dazu gefunden. "Die Regelung hätte zuvor im zuständigen Fachausschuss besprochen werden sollen." Auch könne er sich nicht vorstellen, wie Verstöße kontrolliert werden. "Laufen die Politessen etwa mit dem Zollstock herum, um die Höhe der Autos zu messen?" Eine hanebüchene Regel, die überdacht werden sollte, so Weber.

"Wir müssen jetzt reagieren", sagte Ordnungsamtschef Gerald Fröhlich. Er habe deshalb in der Verwaltung angeregt, die Regel noch einmal zu überarbeiten. "Ich könnte mir vorstellen, dass es in ein bis zwei Wochen eine gänzlich andere Regelung gibt." Zudem schlugen André Weber und Sabine Wetzel vor, in Zusammenarbeit mit dem Ortschaftsrat ein Gesamtverkehrskonzept für Schierke zu erstellen.