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Steuerliche Gründe haben Warenstrom verringert Fehlende Spenden treffen die Tafel hart

Von Andreas Fischer 08.04.2015, 01:19

Die "Harzer Tafel" versorgt viele Bedürftige. Doch die Armenspeisung leidet unter einem massiven Rückgang der gespendeten Lebensmittel. Vor allem mangelt es an Wurst und Fisch.

Wernigerode l Hilferuf von der "Harzer Tafel". Diese Einrichtung zur Versorgung bedürftiger Menschen benötigt Hilfe. Nachdem steuerliche Änderungen die Märkte finanziell benachteiligen, wenn sie Lebensmittel am Ende der Mindesthaltbarkeit "abschreiben" und der Harzer Tafel kostenlos zur Verfügung stellen, sind diese Lieferungen stark zurückgegangen. Das bedeutet, dass die Schlange stehenden Menschen meist nicht wissen, ob sie etwas von den dringend benötigten Waren bekommen können.

"Um die 50 bis 60 Personen mit einem von den Sozialämtern ausgestellten Bedürftigkeitsausweis kommen zu jedem der beiden Ausgabetage im Monat", erläutert Angelika Borsch. Die 63-jährige Rentnerin, die einst in der Warenannahme eines Wernigeröder Marktes tätig war und seit Januar dieses Jahres für die AWO-Ausgabestelle in der Wernigeröder Sylvestrikirche zuständig ist, freut sich über jede Warenspende der Handelseinrichtungen und Gemeinschaftsküchen.

Dennoch ist sie traurig, dass das Angebot stark zurückgegangen ist. So am vergangenen Donnerstag: Sie konnte kaum Wurst und beinahe keinen Fisch austeilen, dafür gab es Mengen anderer Lebensmittel, die eher weniger nachgefragt sind. Einige Märkte der Region würden schon dazu übergehen, dass Kunden Waren kaufen könnten, die nach dem Bezahlen in Körbe für die Tafel gelegt würden, so ihre Erfahrung.

Angelika Borsch ist trotz der Probleme glücklich, dass sie helfen kann - gemeinsam mit weiteren elf Frauen und Männern, vom Erwerbsunfähigkeits-Rentner mit 47 Jahren bis zur früheren Krankenschwester, inzwischen 71. Sie alle verbindet ein Anliegen: Sie wollen ihr Rentnerdasein mit einer sinnvollen Tätigkeit ausfüllen, eine Aufgabe haben, die der Allgemeinheit nutzt, besonders der doch recht großen Zahl von Menschen, die auch in Wernigerode auf die Nächstenliebe anderer angewiesen sind.

Übrigens: Wärmestube und "Harzer Tafel" sind zwei unterschiedliche Einrichtungen. Die Ökumenische Wärmestube, von der Kirchengemeinde unterstützt, lädt in der kalten Jahreszeit montags und mittwochs Bedürftige zum Frühstück ins Haus Gadenstedt ein. Die "Harzer Tafel" hingegen ist eine Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Quedlinburg. Zweimal im Monat gibt sie donnerstags ab 10.30 Uhr Lebensmittel in Wernigerode an Bedürftige in der Sakristei der Sylvestrikirche aus, zu erreichen über den Seiteneingang Südseite. Da sich diese Trennung erst mit der Zeit ergeben hat, gibt es Helfer, die beide Einrichtungen unterstützen, aber auch Kunden, die beide Angebote nutzen.