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Kita-Streik Oma und Opa in Wernigerode als Retter in der Not

Ab Mittwoch streiken die Kita-Erzieherinnen wieder - diesmal für drei Tage. Von Wernigeröder Eltern und Arbeitgebern sind Lösungen gefragt, ihre Kinder unterzubringen.

Von Holger Manigk 19.05.2015, 01:24

Wernigerode l Viele Eltern schwanken zwischen Verständnis und Ratlosigkeit. Verdi hat Erzieher in ganz Mitteldeutschland zum Streik aufgerufen. Ab Mittwoch bleiben deshalb fünf Wernigeröder Kindertagesstätten in kommunaler Hand ganz geschlossen. In drei weiteren und einem Hort richtet die Stadtverwaltung sogenannte Notgruppen ein. Insgesamt sind 965 Jungen und Mädchen vom Streik betroffen.

"Ich habe Glück, dass ich gerade Ferien habe", sagt die Auszubildende Franziska Henning, die ihre Tochter in die Hasseröder Tagesstätte "Regenbogen" bringt. Ihre Eltern arbeiten beide in Schierke und könnten dementsprechend kaum kurzfristig aushelfen. Da die Wernigeröderin selbst eine Ausbildung zur Erzieherin absolviert, versteht sie die Gründe für den Streik: "In den letzten Jahren kamen viele zusätzliche Belastungen dazu - etwa die Portfolios, die für jedes Kind angefertigt werden."

Etwas flexibler ist Sandy Sliwinski, die an den drei Streiktagen das Büro nach Hause verlegen will, um bei ihren zwei Kindern zu sein. Im Notfall stünden auch noch Omas und Opa parat. Auf Großeltern, die spontan einspringen, verlässt sich auch Michael Kuhnke, doch er habe ohnehin von Mittwoch bis Freitag Urlaub und könne sich selbst kümmern. "Aber für alleinerziehende Berufstätige ist das sicher eine harte Nuss."

Für Notfälle sind Kleinstgruppen eingerichtet

Kompliziert ist die Situation für Liana Golze: "Die bisherigen Streiks dauerten jeweils nur einen Tag - das konnten wir überbrücken." Auf die Hilfe von Oma oder Opa könne sie nicht zählen. Diesmal nehme ihr Mann einen Tag frei, einen Tag sie, und am dritten Tag helfe ihr eine Freundin, so die Krankenschwester. Ihre Freundin kümmere sich bis zu ihrem Schichtende im Krankenhaus um Sohn Nikolas, dann übernehme sie selbst. Gleichzeitig lobt Liana Golze die Leiterin der Kindertagesstätte "Regenbogen", Kirsten Draffehn: "Sie hat sich schnell um Ersatz bemüht und uns einen Platz in der "Villa Sonnenschein" angeboten."

Die Stadtverwaltung versuche in Einzelfällen mit Kleinstgruppen zu helfen, so Annett Klaue, Sachgebietsleiterin für Kindertageseinrichtungen in Wernigerode. Solche Notgruppen würden neben der "Villa Sonnenschein" in den Kitas "Löwenzahn" und "Benjamin Blümchen" (Silstedt) eingerichtet.

Bei den Arbeitgebern stößt der Streik auf unterschiedliches Echo: Die Stadtwerke hätten bei den vorangegangenen Arbeitsniederlegungen der Erzieherinnen keine Beeinträchtigungen erlebt, so deren Sprecherin Katja Bröker. Bislang seien in der Personalabeteilung keine kurzfristigen Urlaubsanträge eingegangen. Auch im Harzklinikum gibt es laut Sprecher Tom Koch keine Probleme.

Erstattung der Gebühren ist Thema für Stadtrat

Bei der Gesellschaft für Sozialeinrichtungen Wernigerode (GSW) dagegen ist die Situation angespannter: "Einige Mitarbeiter, die eigentlich frei hätten, müssen zum Dienst kommen, um Kollegen mit Kindern zu vertreten", erklärt Schwester Renate Mahrholz vom Caroline-König-Stift der GSW.

Dass Eltern ihre Gebühren, die sie für die Kinderbetreuung in den Tageseinrichtungen bezahlt haben, erstattet bekommen, sei in der Satzung der Stadt nicht vorgesehen, so Rathaussprecher Andreas Meling. Damit müsse sich der Stadtrat befassen.