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Ärztemangel in Wernigerode Langes Warten auf Termine

Lange Wartezeiten auf einen Termin beim Arzt - dieses Problem kennen
viele Patienten. Der Grund: In und rund um Wernigerode droht die Zahl
von Haus- und Fachärzten weiter zurückzugehen.

Von Holger Manigk 06.06.2015, 01:23

Wernigerode l In Wernigerode kommen auf einen Hausarzt rechnerisch 1322 Einwohner. Damit liegt die bunte Stadt am Harz laut der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) unter der vorgegebenen Grenze von 1671 Menschen pro Allgemeinmediziner. Zum Planungsbereich gehören jedoch auch die Gemeinden Blankenburg, Ilsenburg und Oberharz am Brocken, so Bernd Franke, Sprecher der Ärzteorganisation.

Gerade im ländlichen Raum aber drohten Engpässe bei der hausärztlichen Versorgung, sagt Franke. Das sei vor allem ein Altersproblem: "Mehr als ein Fünftel der Hausärzte ist 60 Jahre und älter." Ein Drittel der altersbedingt frei werdenden Stellen werde nicht besetzt.

Fachärzte fehlen in Region

Angespannt ist die Lage bereits jetzt bei den Spezialmedizinern. "Als Kassenpatient ist es fast unmöglich, in Wernigerode Termine zeitnah zu bekommen oder überhaupt bei einem Facharzt unterzukommen", schreibt Julia Bachmann auf Facebook. Sie fahre knapp 60 Kilometer nach Salzgitter, um zum Haut- oder Augenarzt zu gelangen. "Dort erhält man schneller einen Termin."

Der KVSA liegen dazu keine statistischen Daten vor. Zumindest werde nach Terminen bei Augenärzten - neben denen bei Psychotherapeuten - am häufigsten beim Patiententelefon der KVSA gefragt, so Janine Krausnick von der Organisation. Die Vertretung der Ärzte erwartet, dass ein weiterer der Spezialisten demnächst in den Ruhestand gehen wird.

Augenarzt wird gesucht

Um die Patienten weiter versorgen zu können, soll eine sogenannte Sicherstellungspraxis ausgeschrieben werden, sagt Janine Krausnick. Augenärzte sollen damit in den Harz gelockt werden, dass ihnen ein Teil des finanziellen Risikos abgenommen wird: Die KVSA als Standesvertretung aller Vertragsärzte und Psychotherapeuten im Bundesland garantiere ihnen einen Mindestumsatz. Die ausgeschriebene Praxis soll wohl in Halberstadt eingerichtet werden.

Bei den Psychotherapeuten dagegen soll sich die Lage in der Region verbessern: Die Ärzteorganisation habe in den vergangenen Monaten mehrere Therapeuten im Landkreis neu zugelassen, so Krausnick.

Im Wernigeröder Ärztehaus, wo 13 Spezialisten praktizieren, unterscheiden sich die Wartezeiten für einen Termin stark - je nach Fachrichtung. Beim Rheumatologen etwa müsse eine Dauer von mehreren Wochen bis zum Termin einkalkuliert werden, so Tom Koch, Sprecher des Harzklinikums.

Wartezeiten variieren stark

Die Wartezeit in den einzelnen Praxen, wie Radiologie, Kardiologie oder Gynäkologie, hänge auch vom Gesundheitszustand des Patienten und der Art der Untersuchung ab.

Schneller zu Terminen führen soll das Hausarztprogramm von KVSA, Hausärzteverband Sachsen-Anhalt sowie den Krankenkassen AOK und IKK gesund plus. Der Patient erhalte garantiert in zwei bis sieben Tagen einen Termin beim Facharzt, so IKK-Sprecher Gunnar Mollenhauer. Laut Wilko Petermann von der AOK wurden seit dem Start des Programms im April rund 1200 Termine vermittelt.