Stiegerin soll Deutsch-Test absolvieren

Stiege l Ihre Patienten seien vor Lachen fast von der Liege gefallen, als sie vom Sachstand ihrer Einbürgerung hörten, berichtet Paula Bonekamp.

Seit 1985 lebt und arbeitet die aus Maastricht in den Niederlanden stammende Frau in Deutschland, behandelt seit zehn Jahren Patienten in Stiege. "Das geht ja nur, indem ich mit ihnen Deutsch spreche", erläutert sie. Und doch soll die Physiotherapeutin und Mutter zweier in Deutschland geborener Kinder nun nachweisen, dass sie Deutsch kann und Deutschland kennt.

Grund dafür ist Paula Bonekamps Antrag auf die deutsche Staatbürgerschaft. Den hat die Ausländerbehörde des Landkreises Harz freundlich angenommen. Allerdings mit einer ganzen Menge Fragen und Nachweisforderungen. Die Liste reicht vom einzureichenden Lebenslauf - selbstredend handgeschrieben und nicht nur tabellarisch - bis hin zum Nachweis über die Kenntnis der deutschen Nationalhymne.

In Stiege zu Hause

"Ich finde das ist nach so vielen Jahren hier eine Zumutung, am liebsten hätte ich nochmal angerufen, und in gebrochenem Deutsch meine Meinung gesagt", verrät die Neustiegerin. Aber das bringe sie der deutschen Staatsbürgerschaft wohl auch nicht näher.

Ihre Freunde nehmen da weniger Blätter vor den Mund. Die Sache sei ein Skandal, sagt der Chef der SPD Oberharz, Gerhard Lutze. Andere Stieger wissen nicht, ob sie lachen oder wütend sein sollen. Einen Test in Sachen Nationalhymne würde wohl nicht mal jeder Oberharzer bestehen, hieß es.

Dass Paula Bonekamp die Staatsbürgerschaft erst jetzt, 30 Jahre nach ihrem Umzug nach Deutschland und zehn Jahre nach der Ankunft in Stiege stellt, habe familiäre Gründe, berichtet die 52-Jährige. "Ich war jahrelang sehr oft in den Niederlanden, meiner Eltern wegen." Inzwischen fühle sie sich aber in Stiege ganz und richtig zu Hause. "Hier ist mein Leben, meine Heimat, gibt es Freunde und Bekannte, die Kinder gehen hier zur Schule, wollen studieren. Alles ganz normal", sagt Paula Bonekamp.

Kopfschütteln über bürokratische Hürden

Ein bisschen habe das die Ausländerbehörde auch anerkannt. Den Deutschkurs müsse sie nicht absolvieren, hieß es, den Deutsch-Test aber schon.

Ob das so kommen muss, oder eine Ausnahmeregelung für Fälle wie Frau Bonekamp gilt, ist offen. Auskunft konnte die Ausländerbehörde aus personellen Gründen, wie es gestern hieß, noch nicht geben. Die Sache werde geprüft.

Prüfen will auch Paula Bonekamp die ihr zur Einbürgerung mitgegebenen Papiere. Neben der Arbeit als Physiotherapeutin und Mutter. Mit derartigen Hürden, sagt sie kopfschüttelnd, habe sie überhaupt nicht gerechnet.