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Harzklinikum Wernigerode Krankenhaus will Wegeunfälle behandeln

Das Harzklinikum Wernigerode soll wieder einen Durchgangsarzt bekommen.Damit reagiert es auf Beschwerden von Patienten.

Von Katrin Schröder 15.07.2015, 07:25

Wernigerode l Das Harzklinikum Wernigerode bemüht sich darum, wieder eine Zulassung für einen Durchgangsarzt, kurz: D-Arzt, zu erhalten. Dies teilt der Leiter Unfallchirurgie, Alexander Krumnow, mit. Ein D-Arzt hat die Berechtigung, Patienten nach Arbeits- und Wegeunfällen zu behandeln. Weil in Wernigerode derzeit kein Mediziner die entsprechende Zulassung besitzt, werden Patienten, die sich in der Notaufnahme melden, in der Regel nach Quedlinburg geschickt. Nach Volksstimme-Berichten darüber schlug die Empörung hohe Wellen.

Die Kritik ist auch im Harzklinikum registriert worden. Alexander Krumnow kann die Patienten verstehen. "Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass es in einer Stadt dieser Größe keinen D-Arzt mehr gibt", sagt er. Der Leiter der Unfall- und Handchirurgie sowie Orthopädie am Harzklinikum ist bislang der einzige D-Arzt des Krankenhauses. Weil er seinen Sitz in Quedlinburg hat, müssen Patienten aus Wernigerode den Weg dorthin auf sich nehmen.

Bis Oktober 2013 hat am Harzklinikum ein D-Arzt den Dienst versehen. Dieser hat er sich mit eigener Praxis in Blankenburg niedergelassen. "Gleichzeitig mit ihm haben damals weitere Kollegen das Harzklinikum verlassen", berichtet Alexander Krumnow.

Begehrte Notfallchirurgen

Es sei nicht einfach gewesen, die Lücken zu schließen - Notfallchirurgen sind begehrt, der medizinische Nachwuchs entscheidet sich immer seltener für das Fach. Parallel zur Neubesetzung der Stellen in der Wernigeröder Notfallchirurgie liefen die Bemühungen um die erneute D-Arzt-Zulassung. Das Harzklinikum verhandelt seit Monaten mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), die unter anderem die Zulassung für Durchgangsärzte vergibt.

Nun liegt der Antrag vor und soll in dieser Woche eingereicht werden, so Krumnow. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, kann das Verfahren binnen vier bis fünf Wochen abgeschlossen sein, heißt es auf Volksstimme-Nachfrage vonseiten der DGUV.

Für den neuen D-Arzt wird genug zu tun sein. Etwa 1400Arbeits- und Wegeunfälle von Patienten aus Quedlinburg behandelt Krumnow pro Jahr. Genauso viele Fälle von Wernigerödern dürfte es geben. "Allerdings werden diese Zahlen seit dem Weggang des letzten D-Arztes nicht mehr gesondert erhoben", sagt der Mediziner. Zum Vergleich: Die DGUV sieht eine Mindestzahl von 250 Behandlungen pro Jahr als vor.

Einstweilen können sich Patienten nach Arbeits- und Wegeunfällen weiterhin in der Wernigeröder Notaufnahme vorstellen. "Dort dürfen wir aber im Moment lediglich eine notfallmäßige Erstversorgung vornehmen", so Krumnow. Dazu gehöre eine erste Untersuchung sowie je nach Bedarf das Anlegen eines Verbands.

Diese Erstversorgung dürfe grundsätzlich jeder Mediziner vornehmen, der als Vertragsarzt zugelassen ist, sagt Stefan Boltz, Sprecher der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Wenn der Arzt jedoch zu viel tut, läuft er Gefahr, dass die Kosten nicht übernommen werden. "Die Entscheidung, was zur absolut notwendigen Erstversorgung gehört, können wir nicht treffen. Aber wir können sie überprüfen", sagt Ulrich Köppen von der Unfallkasse Sachsen-Anhalt. Röntgenaufnahmen von augenscheinlich gebrochenen Gliedmaßen zählten etwa nicht mehr dazu.

In solchen Fällen könne, wer die Möglichkeit habe, direkt das Krankenhaus in Quedlinburg ansteuern, so Unfallchirurg Alexander Krumnow. Wer von der Wernigeröder Notaufnahme aus dorthin verwiesen werde, könne bei entsprechender medizinischer Notwendigkeit mit dem Taxi oder mit dem Krankenwagen gefahren werden. Die Kosten werden übernommen, wenn der Arzt dies bescheinigt. "Dieser Punkt war bisher unklar", räumt Krumnow ein. Nach der Patientenkritik, die über die Volksstimme laut geworden ist, habe er sich kundig gemacht. "Unsere Mitarbeiter sind darüber ebenfalls informiert."