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Freie Grundschule Wernigerode In einer Reihe mit den großen Echo-Superstars

Jubel zum Schulstart: Die Freie Grundschule Wernigerode freut sich über
den Klassik-Preis. Die Nachricht aus Berlin hat alle überrascht.

Von Katrin Schröder 27.08.2015, 18:31

Wernigerode l Die Kinder haben sich auf dem Schulhof versammelt und singen "Herzlichen Glückwunsch!" zur Gitarre. Mit dem Lied für die Geburtstagskinder begrüßt die Freie Grundschule Wernigerode traditionell das neue Schuljahr. Doch Grund zur Freude haben diesmal alle. Der Echo Klassik 2015 geht nach Wernigerode: Erstmals wird in Deutschland eine Schule für ihre Nachwuchsförderung mit einem der renommiertesten Musikpreise der Welt ausgezeichnet.

Reno Scherbaum kann es immer noch nicht recht fassen. "Mir wird erst jetzt so richtig bewusst, was das bedeutet", sagt der Schulleiter. Zusammen mit Musiklehrerin Simone Drebenstedt hat er die Bewerbung ausgeheckt - streng geheim, nicht einmal seine Stellvertreterin wusste Bescheid. Deshalb fiel Ines Köhler aus allen Wolken, als mitten in den Ferien die Nachricht aus Berlin im Schulbriefkasten landete. "Das Schlimmste war: Sie durfte zwei Wochen nicht darüber sprechen", sagt Scherbaum mit einem Lächeln. "Als ich aus dem Urlaub kam, konnte ich es ebenfalls kaum glauben."

Schlaflose Nacht

Simone Drebenstedt wusste da schon Bescheid - die Echo-Verantwortlichen hatten sie per E-Mail informiert. "Ich habe danach die ganze Nacht nicht geschlafen", bekennt die Musikpädagogin, die im März die Ausschreibung im Internet entdeckt hatte und schnell handeln musste. "Wir hatten nur eine Woche Zeit, um die Bewerbung auf den Weg zu bringen", erinnert sie sich.

Eingereicht haben sie ein Video, eine Sammlung von Zeitungsartikeln sowie eine Begründung, warum die Einrichtung den Preis verdient. "Unsere Grundschüler erleben klassische Musik alltäglich", heißt es darin. Drei Stunden Musikunterricht pro Woche sind Pflicht, jeder Schüler lernt mindestens ein Instrument.

Kontrabass ist "cool"

In der Streicherklasse spielen 23 Kinder Geige, Cello und Kontrabass - wie Sunny Hopmüller. Wie ihre Freundin Gina Bollmann hat sich die Achtjährige für das Instrument entschieden, das sie um einige Zentimeter überragt. "Der Kontrabass ist cool, weil er so groß ist und so gut klingt", sagt sie. Dass ihre Schule ausgezeichnet wird, sei ebenfalls "cool" - damit stehen die Wernigeröder in einer Reihe mit bekannten Musikern wie dem chinesischen Pianisten Lang Lang.

In der Freien Grundschule liegt das Augenmerk aber nicht auf der Ausbildung neuer Klassikstars. "Wir schaffen die Grundlagen", sagt Simone Drebenstedt. Deshalb singen alle Dritt- und Viertklässler im Schulchor, werden neue Programme für Konzerte eingeübt und verschiedene Partner für Projekte gesucht. Deshalb spielt die Musik auch in Fächern wie Deutsch, Mathe und Englisch täglich eine Rolle.

Herz für den Nachwuchs

"Sinneskompetenz" will die Schule vermitteln, sagt Simone Drebenstedt. Das habe die Jury überzeugt, erklärt Sandra Espenhain von der Echo-Pressestelle. "Die Nachwuchsförderung ist dem Bundesverband Musik eine Herzensangelegenheit." Überdies lernen die Kinder fürs Leben - dass mühevolle Proben letztlich mit Erfolg belohnt werden. "Manchmal muss man sich durchbeißen, um nachhaltige Freude zu erleben", so Simone Drebenstedt.