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Nach dem tödlichen Unfall am Ortseingang von Timmenrode klagen Anwohner: "An Tempo 50 hält sich kaum jemand"

Von Jörg Niemann 11.02.2011, 05:30

Brigitte und Siegfried Schmidt aus Timmenrode saßen am Dienstagabend kurz vor 19 Uhr gerade beim Abendessen in der Küche, als sie heftige Geräusche aus ihrem Garten vernahmen. Nur Augenblicke später stellten sie fest, dass an ihrer Hausmauer senkrecht ein Auto stand.

Timmenrode. Der Schock sitzt den Schmidts auch am Tag nach dem schrecklichen Unfall vom Dienstagabend in den Gliedern. So etwas hatten sie noch nie erlebt. Siegfried Schmidt schildert: "Ich saß mit meiner Frau beim Abendessen. Im Abstand von Sekundenbruchteilen hörten wir es zweimal krachen, zuerst leiser, dann mit voller Wucht." Der 72-jährige Rentner ging dem Geräusch nach und sah zunächst auf der vor seinem Haus liegenden Straße nichts. Dann ging er auf Anraten seiner Frau durch das Hoftor in den Garten und sah, dass ein Auto seinen Gartenzaun durchbrochen hatte und senkrecht, mit dem Heck am Boden, an seinem Haus stand.

In der Zwischenzeit waren schon weitere Nachbarn herbeigeeilt, die den Lärm ebenfalls gehört hatten. Einer von ihnen verständigte sofort Polizei und Rettungsleitstelle. Dann ging er zum Unfallauto und bemerkte, dass ein junger Mann wohl durch den Aufprall aus dem Fahrzeugwrack geschleudert worden war.

"Ich möchte nicht, dass hier noch mehr Menschen sterben"

Während Siegfried Schmidt eine Decke zum Warmhalten des Verletzten besorgte, redete sein Nachbar mit dem jungen Mann und schaffte es, dass der Schwerverletzte bis zum Eintreffen der Rettungsteams bei Bewusstsein blieb, schildern die Beteiligten. Ihnen war auch schnell klar: Dem Beifahrer war nicht mehr zu helfen.

Bei Siegfried Schmidt wurden bei dem Unglück in seinem Garten traurige Erinnerungen wach: "Ich habe selbst bei einem Verkehrsunfall vor 13 Jahren einen Sohn verloren. Die Bilder vom Dienstag riefen bei mir wieder alles von damals wach, und ich habe mich noch nicht ganz beruhigt."

Und er berichtet der Volksstimme auch von einem Beinahe-Unfall, der sich erst vor wenigen Tagen an fast gleicher Stelle ereignete. Damals kam auf schneeglatter Fahrbahn das Transportfahrzeug eines Abfall-Entsorgungsunternehmens ins Rutschen. Der Lkw schlitterte allerdings nicht in das Schmidt‘sche Anwesen, sondern fast in das gegenüberliegende Gebäude an der Blankenburger Straße. Der Laster sei gerade noch auf dem davor befindlichen Acker zum Stehen gekommen.

"Der Unfall vom Dienstag war jetzt der zweite binnen kurzer Zeit. Ich denke, jetzt sollte darüber nachgedacht werden, die Stelle zu entschärfen. Ich möchte nicht, dass hier weitere Menschen durch Unfälle sterben", sagt der ehemalige Feuerwehrmann.

Nach Aussagen von Timmenrödern hält sich an die Tempo-50-Beschränkung ab der gelben Ortstafel ohnehin kaum jemand. Auch in Richtung Blankenburg fahrend, sei es nicht selten, dass bereits ab dem Abzweig nach Wienrode gerast wird. "Gleich nach der Kreuzung beginnt ein wildes Überholen im Ort, so dass hier ständig Gefahr besteht, überrollt zu werden." Auch habe sich negativ ausgewirkt, dass seit einigen Wochen in diesem Bereich der Blankenburger Straße nachts die Beleuchtung abgeschaltet wird, bemerkt Schmidt, der auf eine schnelle Reaktion und vor allem Abhilfe durch die zuständigen Behörden hofft.