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Archäologische Grabungen im neuen Industriegebiet "am smatvelde" Scherben und Pfeilspitzen zeugen von Besiedlung

Von Ivonne Sielaff 14.04.2011, 06:28

Auf den Spuren der Geschichte sind zurzeit einige Archäologen auf dem Gelände des neuen Wernigeröder Industriegebietes "am smatvelde". Und die Experten vom Landesamt für Denkmalpflege haben schon einige interessante Funde ans Tageslicht gebracht.

Wernigerode. Nicht alle Männer, die derzeit "am smatvelde" arbeiten, sind Bauleute. Dort, wo in diesen Tagen Leitungsschächte gegraben und Straßen für das neue Industriegebiet gebaut werden, sind Thomas Kubenz und seine Kollegen der Geschichte auf der Spur.

"Eigentlich sind auf dem Areal zwischen Schmatzfelder Chaussee und B 6n keine eins-tigen Besiedlungen bekannt", erklärt der Archäologe vom Landesamt für Denkmalpflege. "Aber der Ort liegt siedlungsgünstig - weit genug von den Überschwemmungsgebieten entfernt und doch in Flussnähe." Zudem gebe es in der Umgebung einige Fundstellen. "Dennoch - wir graben hier ein bisschen auf Verdacht." Und dieser Verdacht hat sich inzwischen als richtig erwiesen. Zwar sind die Geschichtsexperten bisher weder auf menschliche Überreste noch auf wertvolle Schätze aus längst vergangenen Zeiten gestoßen. Was Kubenz und seine Kollegen entdeckt haben, lässt Archäologenherzen trotzdem höher schlagen.

Verfüllte Gruben, Gräben, Reste von Steinsetzungen - Siedlungsspuren aus vorgeschichtlicher Zeit, das heißt weit vor dem Mittelalter. Dazu Funde, die vermutlich aus der jungsteinzeitlichen und eisenzeitlichen Epoche stammen - also mehrere tausend Jahre alt sind. Darunter Feuersteinabschläge, Bronzefragmente und Tonscherben. Diese hätten sie zum Teil direkt auf dem Boden gefunden. "Wir brauchten sie nur einzusammeln, als wir die Fläche abgelaufen sind."

Was für den Laien wie einfache Steine aussieht, wird die Archäologen aus Halle nun in den nächsten Wochen beschäftigen. "Wir werden versuchen, das genaue Alter der einzelnen Stücke zu bestimmen." Das sei eine knifflige Aufgabe, verrät Thomas Kubenz. "Leider haben wir noch keine vollständigen Gefäße gefunden, sondern nur das, was die Menschen damals als Abfall in die Gruben geworfen haben." Verzierungen, Bearbeitungsspuren oder bestimmte Materialien würden die Datierung erleichtern. "Vielleicht haben wir Glück und finden noch mehr Brauchbares."

"Wir graben hier ein bisschen auf Verdacht"

Was das Interessanteste ist, das er bisher auf dem ehemaligen Ackergelände am Stadtrand von Wernigerode gefunden hat? "Nicht etwa einzelne Scherben", so der Archäologe. "Mich interessiert eher die Gesamtsituation. Wie liegen die Gruben zueinander? War die Siedlung befestigt? War es eine Handwerkersiedlung? Wie bauten die Menschen ihre Behausungen?" Vor Tausenden von Jahren habe es weder Mauern noch Steinhäuser in Siedlungen gegeben. "Die Hütten bestanden damals aus Holz." Ein Baustoff, der im Laufe der Zeit zum größten Teil verrottet ist.

Also viele offene Fragen, denen sich Thomas Kubenz und seine Mitarbeiter noch stellen wollen. Bis Juni untersuchen sie das Gelände "am smatvelde". "Und wenn irgendwann die Bauarbeiten für die ersten Industriebetriebe beginnen, sind wir sicherlich auch wieder hier."