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Automobilzulieferer ThyssenKrupp Presta expandiert weiter / Anerkennung des Wirtschaftsministers Für Nockenwellen ist Ilsenburg längst der Nabel der Welt

17.02.2011, 04:33

ThyssenKrupp Presta ist in Ilsenburg eine Erfolgsgeschichte. Davon hat sich Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU) jüngst ein Bild gemacht, zugleich mit einem Fördergeld-Bescheid für eine sechste Fertigungshalle das weitere Wachstum des Autozulieferers unterstützt. Mit den 130 neuen Arbeitsplätzen ist man ab 2012 Ilsenburgs größter Arbeitgeber.

Ilsenburg (rar). Mit gerade acht Mitarbeitern hatte die Firma ThyssenKrupp Presta 1998 in Ilsenburg begonnen. Daraus wird ein international agierendes Unternehmen mit 540 Beschäftigten, das noch vor dem Walzwerk der größte Arbeitgeber Ilsenburgs ist.

Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU) spricht aus weiteren Gründen von einer "wahren Erfolgsgeschichte" des Automobilzulieferers. Den Fördergeldbescheid von EU, Bund und Land für eine bereits im Bau befindliche Produktionshalle übergab er jüngst an die Geschäftsführung, die für die größte und modernste Nockenwellenfertigung der Welt verantwortlich ist. Nahezu alle europäischen Autoproduzenten vertrauen auf dieses Bauteil.

An Krise vorbeigeschrammt

ThyssenKrupp Presta agiert seit 2006 auch von Danville in den USA aus; weitere Werke gibt es in Liechtenstein, Chemnitz und neuerdings auch in China. Die fünf Standorte erreichen eine Jahresproduktion von 20 Millionen Nockenwellen. Mit dem Chemnitzer Werk können die Ilsenburger in Europa auf einen Marktanteil von 72 Prozent verweisen.

Mit der Inbetriebnahme der 7 500 Quadratmeter großen Produktionshalle zum Jahresende lässt sich die Ilsenburger Produktion um eine Million auf zehn Millionen Nockenwellen steigern. "Spätestens 2013 könnten das zwölf Millionen Wellen werden", so die mittelfristige Prognose von Geschäftsführer Manfred Arlt.

Die Werksfläche beträgt mit der "Halle 6" insgesamt 35 700 Quadratmeter. Mit dem ebenfalls bereits erwogenen Bau einer "Halle 7" stößt man auf dem Ilsenburger Gelände an seine räumlichen Grenzen.

Zu den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise erklärte der Geschäftsführer: "Wir sind in Ilsenburg mit weniger als einem blauen Auge durchgeschrammt." Fünf Monate Kurzarbeit in der Produktion, sieben Monate in der Verwaltung. Arlt: "Aber was dann kam, war eine rasante Markterholung." So sei es trotz dieser Krisenzeit gelungen, keinen einzigen Mitarbeiter entlassen zu müssen.

Welche glänzende Marktperspektiven der Autozulieferer langfristig habe, umschrieb Herbert Schneevoigt: "Der weltweite Anteil der gebauten Wellen liegt für uns und vier weitere Wettbewerber bei 20 Prozent. Das bedeutet, dass 80 Prozent der Nockenwellen immer noch auf herkömmliche Weise gegossen oder geschmiedet werden. Wir haben also noch 80 Prozent Luft nach oben. Das ist ein wirklich riesiges Potenzial." Schneevoigt hatte in den 90er-Jahren für die entscheidende Weichenstellung zur Ansiedlung von ThyssenKrupp in Ilsenburg gesorgt.

Blick auf den Spickzettel

Schneevoigts These bedeutet im Kern: Kein modernes Auto kommt heute noch mit einer gegossenen Nockenwelle aus.

Während Renault und Mercedes in Europa auf eigene gebaute Nockenwellen setzen, greift Daimler in China gezielt auf Produkte der dortigen Fabrik von ThyssenKrupp Presta zurück. An die Adresse von Schneevoigt gewandt, sagte der Wirtschaftsminister: "Ist besonders zu belobigen, steht auf meinem Spickzettel".

Haseloff: "Sich als kleines Unternehmen allmählich an die Weltspitze heranzuarbeiten, wäre wahrscheinlich an jeder anderen Stelle auch möglich gewesen. Hier aber trafen hervorragende Bedingungen auf besondere Personen. Letztlich ist Ilsenburg für die Nockenwelle der Nabel der Welt"

Der Geschäftsführung um Manfred Arlt stellte der Politiker ein hervorragendes Zeugnis als Team aus, dem er ausdrücklich dankte: "Zumal sie auch Beleg dafür sind, wie wohl man sich in Sachsen-Anhalt fühlen kann. Die wenigsten sind hier geboren, aber sie haben alles richtig gemacht."