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Fünf Jahre gemeinsamer Nationalpark Harz im Kloster Drübeck begangen / Aeikens: "Wir lassen der Natur ihre Freiheiten"

Von Tom Koch 26.02.2011, 04:29

Drübeck. Als Erfolg auch der deutschen Einheit ist gestern der Harzer Nationalpark bezeichnet worden. Die Gründung des gemeinsamen Schutzgebietes vor fünf Jahren bot den Anlass für eine Feierstunde im Kloster Drübeck.

Die Umweltminister Hermann Onko Aeikens (CDU/Sachsen-Anhalt) und Hans-Heinrich Sander (FDP/Niedersachsen) haben betont, dass der Nationalpark längst zum anerkannten Markenzeichen der Region geworden ist.

Sander erinnerte an die zeitliche Abfolge vom Gedanken eines gemeinsamen Parkes, über die Zeit zweier selbständiger Schutzgebiete samt Verwaltungen bis zu den insgesamt drei Jahre währenden Fusionsverhandlungen. Freimütig bezeichnete der Niedersachse die Gründung des Hochharz-Parkes 1990 im Osten als eine Pioniertat, darauf habe sein Land ab 1994 ebenfalls Teile des Westharzes unter Schutz gestellt.

Dass es anfangs auch in Niedersachsen erhebliche Vorbehalte, Bedenken und sogar Klagen gegen den Nationalpark gab, daran erinnerte Werner Grübmeyer als Vorsitzender des Nationalparkbeirates. Auch er dankte den Mitarbeitern der fusionierten Verwaltung in Wernigerode und St. Andreasberg. Unterschiedlichste Vorstellungen, Werte und Wahrnehmungen seien aufeinandergeprallt, Nationalparkchef Andreas Pusch habe es jedoch mit Geschick verstanden zu integrieren und zu motivieren, so Grübmeyer.

Pusch selbst zog ein positives Fazit des bisherigen Fusionsprozesses, an dem sich fast alle Mitarbeiter beteiligen würden. Angesichts zahlreicher öffentlicher Kritik – beispielsweise wegen kahler Berge nach dem Käferbefall – dankte er dafür, "stets Rückendeckung für unser Tun durch beide Ministerien erhalten zu haben".

Zugleich kündigte der Nationalparkchef seine weitere Dialogbereitschaft an: "Wir wollen auch in Zukunft die Kritiker an der Nationalpark-Idee zu uns ins Boot holen."

Am längsten und intensivsten von den Festrednern mit der Materie vertraut ist Hermann Onko Aeikens, der bereits als Staatssekretär den Fusionsprozess maßgeblich gestaltet hat. Der heutige Minister hat sich in Drübeck zur jüngsten Kritik an der Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Rangern in Ost und West geäußert. Eine tarifliche und darüber hinausgehende Angleichung der Nationalpark- mitarbeiter in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen so schnell als möglich zu erreichen, sei wünschenswert, jedoch aus verschiedenen rechtlichen Gründen nicht sofort möglich.

Aeikens hat auch betont, der Nationalpark lässt der Natur ihre Freiheiten und setzt dem Menschen Grenzen. Nur ein international anerkanntes Schutzgebiet könne auf Dauer der Region nutzen. Im Harz müssten konsequenter Naturschutz und umweltschonender Tourismus zueinanderfinden, erklärte der Umweltminister.

Aeikens abschließend zur womöglichen Rückkehr des Wolfes in den Harz: "Der Wolf ist nicht so böse wie wir ihn aus dem Märchen kennen." Auch sei es kein Schreckgespenst, wenn es wieder Urwald geben werde, "das ist unsere Rückgabe an die Natur".