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Wernigeröderin unterstützt bedürftige Familien in Bosnien "Ist schön zu sehen, wie dankbar sie für unsere Hilfe sind"

Von Julia Angelov 14.05.2011, 04:29

Wernigerode. Die Menschen in Bosnien haben Schreckliches durchlebt, als der Krieg 1995 endet. Besonders die muslimischen Bosniaken wurden mit äußerster Brutalität aus ihrer Heimat vertrieben, ihre Häuser geplündert und verbrannt, die Männer ermordet. In dem 3000-Einwohner-Städtchen Bratunac leben viele Familien in Häusern, die provisorisch wieder aufgebaut wurden, weil die Wände so zerschossen waren, dass sie einstürzten.

"Es ist unwahrscheinlich still dort", beschreibt die Wernigeröderin Marita Ahrend, die den Ort besuchte, die angespannte Atmosphäre. "Keine Musik, keine Autos, keine Geschäfte." Selbst 16 Jahre nach dem Ende des Krieges geht es nur schleppend mit dem Aufbau voran.

Die Friseur-Meisterin möchte sich daher persönlich für die Region engagieren. Wie das funktionieren kann, hat sie sich im vergangenen Jahr abgeschaut. Mit dem Verein "Unterstützung Osteuropa" reiste sie nach Bosnien, um Hilfsgüter zu verteilen und Familien für kommende Lieferungen auszuwählen. "Es ist so schön zu sehen, wie dankbar die Menschen für die Hilfe sind", sagt die Unternehmerin, die bald ihren eigenen Konvoi auf den Weg schicken wird. Ende Oktober reist sie mit sechs weiteren Wernigerödern und einer Lkw-Ladung voll Werkzeuge, Möbel und Kleidung nach Bosnien. Bis dahin sammelt die Friseurin Sachspenden in einer Lagerhalle am Kupferhammer.

"Wir brauchen im Oktober unbedingt Hilfe beim Verladen und Verpacken." Jede helfende Hand sei willkommen. "Außerdem benötigen wir 5000 Euro für den Lkw, zwei Transporter und den Kraftstoff, um die Hilfsgüter nach Bosnien zu bringen", erklärt sie. In ihrem Salon steht deshalb ein Sparschwein, das jeden gespendeten Euro zählt. Bisher stehen gerade einmal 73 Euro auf der Digitalanzeige. Mehr Geld möchte sie mit einer weiteren "Helfen macht schön"-Haarschneide-Aktion auf dem Nicolaiplatz am 17. September sammeln.

"Unsere Lieferungen sind nur der erste Schritt", so Marita Ahrend. Viele Menschen seien im Konzentrationslager gewesen und immer noch traumatisiert. Trotzdem sollen sie irgendwann ohne Hilfe aus dem Westen auskommen. "Die Menschen werden in Computer-, Näh- oder Agrarschulen weitergebildet und wieder an das normale Arbeitsleben herangeführt." Es muss noch viel getan werden. Dessen ist sich auch Marita Ahrend bewusst. Vielleicht ist sie sich deshalb sicher, dass der erste Hilfs-Konvoi aus Wernigerode nach Bosnien nicht der letzte sein werde.

Wer Marita Ahrend unterstützen möchte, kann sich unter Telefon (0 39 43) 63 45 23 melden.