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Harzklub-Zweigverein schreibt Ilsenburgs Chronik fort / Karl Berke: "Noch gibt es Zeitzeugen"

Von Rainer Marschel 16.05.2011, 04:41

Spätestens bis zum Sommer 2013 soll Ilsenburgs Chronik auf den aktuellen Stand gebracht werden. Das hat sich der Zweigverein des Harzklubs auf seine Fahne geschrieben. Sehr lückenhaft oder sogar gänzlich fehlend ist die Zeit seit 1927.

Ilsenburg. Genau genommen endet die derzeitige Chronik der Ilsestadt 1927. Auf dem Original von Rektor Karl Lehmann (Schulleiter der Volksschule) basieren allerdings einige Aktualisierungen, die jedoch nur punktuell zur geschichtlichen Chronologie der Stadt beitragen. Eine davon stammt von 1948 und wurde von Lehmann selbst ergänzt. Damals lebte er aber schon nicht mehr in Ilsenburg, sondern in Falkenberg. Insofern schien eine genauere Dokumentation der Jahrzehnte von 1927 bis heute längst überfällig. Eine der überarbeiteten Chroniken ist 2001 vom heutigen Bad Harzburger Manfred Hellmund der Stadt geschenkt worden.

Unterdessen ist es ein halbes Jahr her, dass sich der Zweigverein des Harzklubs mit einigen Geschichtsinteressierten zusammentat, um diesen Lückenschluss aufzuarbeiten.

Die seinerzeit fast 90-jährige Mutter des Bäckermeisters Karl Berke scheute nicht die Mühe, und schrieb die Lehmannsche Chronik mit einer Schreibmaschine ab, um sie ihrem Sohn zum Geburtstag zu schenken. Ilsenburgs Stadtgeschichte auf 69 Seiten. Einzeilig geschrieben und freilich auch mit ein paar Tippfehlern, die allerdings den Sinn keinesfalls entstellen.

Ilsenburgs Vorsitzender des Harzklub-Zweigvereins Karl Berke: "Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit. Alles läuft immer rasanter ab. Man kommt ja kaum noch hinterher. Damit einher geht aber auch ein beschleunigter Verlust der Erinnerungen. Hinzu kommt, dass uns allmählich die Zeitzeugen wegsterben. Also, was wir jetzt nicht schleunigst zu Papier bringen, droht ein für alle Mal verloren zu gehen."

"Was wir jetzt nicht zu Papier bingen, geht verloren"

So hat sich Berke auf die Fahnen geschrieben, binnen der nächsten zwei Jahre Ilsenburgs Kirchengeschichte seit 1930 zusammenzufassen. Eberhard Schenk, Gerd Baresch, Klaus Kersten, Manfred Schubert sowie Hans Walter sind weitere Mitstreiter. Letztlich wird aber Claudia Volk, sie hat Geschichte studiert, das gesamte Material zusammentragen und bis 2013 eine vollständige Chronik Ilsenburgs erstellen – wohlgemerkt alles in ehrenamtlicher Arbeit.

Relativ lückenhaft sind Dokumente und Erinnerungen aus der Zeit des Dritten Reiches. Auch die Aufarbeitung rund um das Thema Landwirtschaft stellt sich als schwierig dar. An Zeitzeugen und Material in dieser Hinsicht hätte Ilsenburgs Harzklub großes Interesse.