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Neue Ausstellung wird im Zentrum HarzKultur eröffnet Waren einst Hexen schuld an der Pest in Wernigerode?

Von Jens Müller 18.05.2011, 06:31

Wernigerode. Was in heutiger Zeit abstrus anmutet, war im Mittelalter bitterer Ernst. Nicht wenige Menschen litten Hunger, das Vieh starb und Krankheiten breiteten sich aus. Wetterkatastrophen plagten die Bevölkerung. In ihrem Aberglauben führten sie nahezu alles auf Schadenszauber zurück und suchten Sündenböcke. Die Hetzjagd auf die "Hexen" begann – auch im Harz, auch in Wernigerode.

In dieses düstere Kapitel unserer Geschichte entführt eine Ausstellung, die im Zentrum HarzKultur, Breite Straße 95, gezeigt wird. Sie widmet sich den Hexenprozessen in Wernigerode. Zum Thema geforscht hat Hartmut Hegeler, Pfarrer im Ruhestand aus Unna. Er selbst wird am kommenden Sonnabend, 21. Mai, in die Ausstellung einführen und lädt dazu herzlich alle Interessierten ein. Beginn ist um 16 Uhr. Für die musikalische Umrahmung sorgt Josef Marschall. Angelika Ehrhardt Marschall zeigt zudem zeitgenössische Kunst.

"Über den Zeitraum von 350 Jahren wurden Menschen beschuldigt, von Gott abgefallen zu sein und sich einer geheimen Vereinigung von Satansanhängern angeschlossen zu haben - der Hexensekte. Die Kirchen forderten gemäß der Bibel die Todesstrafe für Zauberer und Hexen", erinnert Hegeler. Höhepunkt war das Jahr 1597, als die Pest über Deutschland hinwegzog. Mindestens 26 Frauen und Männer seien allein in diesem Pestjahr als Hexen und Zauberer in Wernigerode hingerichtet worden.

Ihre Namen sind bis heute überliefert. So legte beispielsweise Anna Suprang am 22. April 1583 unter der Folter ein Geständnis ab und wurde im Kettenprozess am 17. Juli 1583 mit drei anderen Frauen auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. "Es war der schwärzeste Tag in der Geschichte der Hexenprozesse in Wernigerode", schreibt Hartmut Hegeler.

Der Buchautor gibt auch Einblicke in die Foltermethoden und den Ablauf der Prozesse. So wurden die Beschuldigten zunächst "in Güte" im Haus des Stadtvogtei-Gerichts und im Amtshaus (heutige Gaststätte) befragt. Danach folgte das "peinliche Verhör". Hegeler: "Gefoltert wurde vom Scharfrichter des Grafen zu Stolberg-Wernigerode im Gebäude der Alten Kanzlei auf dem Schloss."

Die Ausstellung ist vom 29. Mai bis 27. Juni zu sehen.