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Letzte Etappe bei Sanierungsprojekt "Schiefes Haus" läuft Ab Herbst "klappert" Mühle, nur ohne rauschenden Bach

Von Ingmar Mehlhose 31.05.2011, 06:38

Die bereits seit Jahren währende Sanierung der Klintgasse 5 neigt sich einem erfolgreichen Ende zu. Im Oktober soll das "Schiefe Haus" als Museum eröffnet werden können. Einen Film über die Geschichte des Gebäudes hat die Kulturstiftung Wernigerode in Kooperation mit der Hochschule Harz gerade erst vollendet.

Wernigerode. Zurzeit arbeiten die Restauratoren an den Innenwänden und -decken. Elektriker, Heizungs- und Sanitärinstallateure sowie Trockenbauer geben sich mit ihnen die Klinke in die Hand, berichtet Elke Weinrich.

Die Architektin führt durch das nicht nur dem Namen nach "Schiefe Haus". Mit dabei ist Dr. Konrad Ehelebe. Der Statiker: "Das Gebäude ist nach unserer Auffassung schief geworden, weil es Gründungsprobleme gab." Es fehlten die nach Lesart des Fachmanns "aussteifenden Elemente". Der Wernigeröder: "Das haben wir erst gesehen, als die Verkleidungen ab waren. Das wurde zu allen Zeiten kaschiert." Zudem hat der Mühlgraben seit der Errichtung um 1680 stetig das Fundament ausgespült. Damit die Stabilität des Klint 5 dauerhaft gesichert ist, wurde ein Stahlrahmen eingezogen. Die Kellerdecke erhielt eine Kons-truktion aus Stahlbeton als Gegengewicht. Und dennoch bleibt der Fachwerkbau aus dem Lot. Mit einer Neigung von 30 Zentimeter pro Stockwerk. Am Giebel misst der Überhang laut Ehelebe sogar 1,25 Meter.

"Wir haben in Abstimmung mit der Denkmalpflege versucht, so viel historische Substanz wie möglich zu erhalten", betont Elke Weinrich. Diese "authentische Sanierung" hat dazu geführt, dass auch sämtliche Fenster wieder schief eingebaut worden sind. Aus Eiche und nach historischen Befunden. Für alle mussten zuvor extra Berechnungen angestellt werden.

Etwas taumelig kann dem Besucher auch im Inneren werden. Die jeweils 135 Quadratmeter Fläche pro Etage weisen ein Gefälle von acht Zentimeter auf, erläutert der Statiker. Bis auf den Empfang neben dem Eingang werden die Räume nur auf 16 Grad Celsius temperiert. Dazu dienen dicke Sockelleisten, mit Heizrohren im Inneren. Sie geben die Wärme nach oben ab. Eine höhere Temperatur würde Probleme mit Tauwasser verursachen.

Eine weitere Besonderheit nennt Elke Weinrich. "Das Haus hat keinen eigenen Giebel." Deshalb darf aus baurechtlichen Gründen der Dachboden nicht mehr genutzt werden.

Auf rund 850 000 Euro hat die Stadt als Eigentümerin den Kostenrahmen für den Klint 5 festgeschrieben (wir berichteten). Wie hoch die Schlussrechnung tatsächlich wird, ist unklar. Die Architektin: "Es laufen noch Ausschreibungen."

"Eröffnung im Oktober – ich kämpfe darum"

Zum Tag des offenen Denkmals im September sollen erstmals Führungen durch das "Schiefe Haus" möglich sein. Die Einweihung als Museum ist einen Monat später geplant.

Die Besucher werden dann auch einen Film über die Geschichte und die Funktion der Walkmühle "Schiefes Haus" sehen können. Im Auftrag der Kulturstiftung Wernigerode ist der gut siebenminütige Streifen von Studenten des Bereichs Medieninformatik der Hochschule Harz unter Leitung von Prof. Martin Kreyßig erst vor wenigen Tagen fertiggestellt worden. Mit alten Fotos und einem 3-D-Modell. "Am schwierigsten war dabei die Darstellung des Wassers", gestand Kreyßig bei der Premiere in der Kemenate des Kunst- und Kulturvereins. Um es möglichst realistisch zu zeigen, waren aufwändige mathematische Erhebungen nötig.

Auch wenn die Mühle im Hier und Heute ohne das Nass aus dem Mühlgraben "klappern" muss, dürfte dies ihrer neuen Attraktivität keinen Abbruch tun. Elke Weinrich jedenfalls versichert: "Eröffnung im Oktober – ich kämpfe darum."