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DGB-Kundgebung in Wernigerode findet auch in diesem Jahr nur wenig Interesse Die rote Mai-Nelke scheint inzwischen aus der Mode

Von Tom Koch 03.05.2010, 04:53

Wernigerode. " Wir gehen vor ! Für gute Arbeit und guten Lohn, für einen gerechten Sozialstaat. " Mit diesen Worten beendet Manuela Schmidt ihre Ansprache, und die knapp 150 Menschen auf dem Wernigeröder Markt applaudieren der Verdi-Gewerkschafterin. Auch die Harzer CDU-Bundestagsabgeordnete Heike Brehmer.

Es ist 1. Mai. Ein Tag, an dem Gewerkschaften traditionell mehr Arbeitsplätze, Mindestlöhne, eine gerechtere Steuerpolitik im Interesse der sogenannten kleinen Leute fordern. " Geld ist in Deutschland genug da, es muss nur gerechter verteilt werden ", hatte die Verdi-Funktionärin gerade gesagt.

Vorm Rathaus haben drei Gewerkschaften ihre Stände aufgebaut : IG Bauen-Agrar-Umwelt, IG Metall und Verdi sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund. Es gibt Mai-Nelken, die nicht mehr aus Plastik wie vor 20 Jahren sind, dennoch unecht. Luftballons, Kugelschreiber und Anstecker gibt es auch.

Und Unterschriftenlisten : Die IG BAU sucht Unterstützer gegen einen neuen Steinbruch bei Ballenstedt. Der DGB sagt nein zur von der CDU / FDP-Bundesregierung geplanten " Kopfpauschale " im Gesundheitswesen. An den Ständen gleich nebenan haben die SPD und die Linke die CDU in ihre Mitte genommen. Die Sozialdemokraten fordern auf einem Plakat einen gesetzlichen Mindestlohn und sammeln auch Unterschriften gegen die sogenannte Kopfpauschale. Die Linke thematisiert den Krieg in Afghanistan und den Einsatz deutscher Soldaten dort. Sie informiert, wie die Bundestagsmitglieder aus Sachsen-Anhalt votiert haben, als der Bundeswehreinsatz am Hindukusch erneut verlängert wurde. Die CDU sammelt keine Unterschriften, hat dafür als einzige eine runde Keksdose auf dem Tisch.

Mit Hilfe der Baraban-Trommler und deutlich besseren Wetters als vorhergesagt füllt sich der Platz um 10. 30 Uhr etwas mehr. Kaffee, Bier und Würstchen schmecken schon. DGB-Kreischef Kurt Auerswald schließt die kleine Kundgebung und findet deutliche Worte zum Afghanistan-Einsatz : " Wann wehren wir uns endlich dagegen, dass da unten unsere jungen Soldaten sterben ?" Diesmal klatscht Heike Brehmer nicht mit.