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Harzer Volksstimme auf Tour mit Winterdienst in Wernigerode Dankbarkeit Fehlanzeige: Eher Sorge ums eigene Auto

Von Josephine Schlüer 17.02.2010, 04:51

Eifrig sind die Mitarbeiter des Winterdienstes in Wernigerode nun schon seit zwei Monaten am Schneeschieben. Volksstimme-Volontärin Josephine Schlüer begleitete Bauhof-Mitarbeiter Andreas Kulla bei seiner Schicht und berichtet von undankbaren Bürgern, engen Straßen und einem sympathischen Langelner, der dennoch Spaß an seiner Arbeit hat.

Wernigerode. Der grimmige Blick eines Anwohners verfolgt Andreas Kulla, als er mit dem riesigen Schneeschieber den Eisenberg in Wernigerode herunterfährt. " Die Leute haben natürlich Angst um ihre Autos ", sagt er, und Verständnis schwingt in seiner Stimme mit. Durch den aufgetürmten Schnee an den Straßenrändern würden die Fahrzeuge zu weit vom Gehweg entfernt parken. " Dann wird es schon mal eng ", weiß Kulla und rangiert gekonnt mit einem Knauf das sperrige Schiebe-schild nach links, rechts, nach oben oder unten.

Seit Einbruch des Winters kurz vor Weihnachten sind fleißige Winterdienst-Mitarbeiter im Dauereinsatz. Andreas Kulla gehört zum knapp 30-köpfigen Bauhof-Team in Wernigerode. Seine Tour führt ihn u. a. über den Großen Bleek, an der Schönen Ecke vorbei, über den Hermann-Löns-Weg bis ins Zwölfmorgental.

Jede Straße wird zweimal abgefahren. Das sei nötig, um sie an beiden Seiten gleichsam von der weißen Pracht zu befreien. An die Technik in dem Modell Unimog von Mercedes müsse man sich erst gewöhnen, doch bei Andreas Kulla sitzt jeder Handgriff.

Zu kämpfen hat das große Räumfahrzeug, beladen mit knapp zwei Tonnen Rollsplitt und Flüssigsalz, die Louis-Braille-Straße bergauf. Das sei der steilste Abschnitt der Route. Hier dürften die Bremsen nicht versagen, erklärt Kulla ernst.

Der Arbeitstag des Langelners beginnt bei diesen Witterungsverhältnissen morgens um vier Uhr. Jeweils zwei Mann sitzen in einem Räumfahrzeug. Nach viereinhalb Stunden muss – gesetzlich festgelegt – pausiert werden. Dann wechsele man sich ab. " Das hat auch seine Berechtigung, denn die Konzentration lässt mit der Zeit spürbar nach. Irgendwann ist die Luft raus ", sagt Andreas Kulla.

Der Arbeitstag beginnt um 4 Uhr in der Früh

15 Uhr fährt er seine Runde erneut - wieder in Begleitung. Je nach Wetterlage seien die Fahrtzeiten unterschiedlich, doch Bereitschaft habe er bis acht Uhr abends. Seine Frau, die ebenfalls im Schichtsystem in einem Altersheim arbeitet, sieht er momentan manchmal sogar eine Woche lang gar nicht. " Wir nehmen das so hin, denn jeder von uns hat Freude an seiner Arbeit, und es ist ja auch nur vorübergehend ", zeigt sich der Winterdienst-Fahrer gelassen. " Im Feierabendverkehr ist das Streuen und Schieben immer etwas mühseliger, als am frühen Morgen ", schätzt Kulla ein. Die Menschen seien ungeduldig und wollen schnell nach Hause. Genervte Blicke aus den " kleinen " Autos unter ihm seien zu dieser Tageszeit keine Seltenheit. Doch daran gewöhne man sich. Dennoch ist der gebürtige Wernigeröder beliebt bei den Bürgern - es vergehen keine fünf Minuten, in denen er nicht irgendwo jemanden grüßt oder gegrüßt wird. Er mag die Menschen. Das wird auch deutlich, wenn Kulla beim Wegschieben der Schneemassen behutsam Acht gibt, die Leute auf den Gehwegen nicht zu beschmutzen - ebenso wie die parkenden Autos.

Wenn kein Schnee liegt, ist der 40-jährige Familienvater übrigens als Maler tätig. Und dann hat er deutlich geregeltere Arbeitszeiten. Übrigens