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Sanierung historischen Fachwerks an der Klintgasse "Schiefes Haus" bleibt schief – aber sonst wird es wie neu

Von Ingmar Mehlhose 20.01.2010, 05:53

Die beiden Fachwerkhäuser Klintgasse 3 und 5 werden derzeit aufwändig saniert. Rund 850 000 Euro aus der Städtebauförderung fließen in das Vorhaben. Besonders das als " Schiefes Haus " weitaus bekanntere Gebäude stellt die Fachleute im Wernigeröder Rathaus und die verantwortlichen Firmen vor ungeahnte Herausforderungen.

Wernigerode. Fachwerk von innen und außen wieder erlebbar werden zu lassen : Das ist laut Gerlinde Brammer das Ziel der umfangreichen Sanierung. Die Hochbau-Spezialistin und Jürgen Fuhrmann als oberster Bauverwalter im Rathaus gewährten der Harzer Volksstimme einen Blick in die zum Teil von einer Plane verhüllten Gebäude an der Klintgasse.

1999 hatte die Stadtverwaltung die Häuser erworben und darin Büros eingerichtet. Nach deren Räumung und der Entkernung der Nummer 5, konnten 2007 / 08 die Vorplanungen erfolgen, berichtet Gerlinde Brammer. Im Mai bzw. August 2009 war schließlich der eigentliche Baubeginn. Zimmerer und Dachdecker hielten als erste Handwerker Einzug.

Zudem gab es eine böse Überraschung, erinnert sich Jürgen Fuhrmann. Der Amtsleiter : " Der Keller im ‘ Schiefen Haus ‘ konnte nicht begutachtet werden, weil das Jugendcafé in Betrieb war. " Als dann aber Auflagen für den Brandschutz und zur Schaffung eines zweiten Fluchtweges aktuell wurden, begannen doch die Untersuchungen. Nach Öffnung der vor den Außenmauern eingezogenen Wände bot sich dann folgendes Bild. Fuhrmann : " Der Giebel war fast völlig weggefault. " Deshalb galt es zusätzlich, die daraus resultierenden statischen Probleme zu beheben. Gleiches musste auch an der Klintgasse 3 korrigiert werden. Dort neigte sich der Dachstuhl in Richtung " Schiefes Haus ". Schon vor der Wende war dadurch dessen Schornstein angekippt worden. Die Ursache für diese unerwünschten Verschiebungen lag nach den Worten des Amtschefs in Bausünden des 19. Jahrhunderts begründet. Damals waren die Querverbindungen entfernt worden, um mehr Platz zum Wohnen zu schaffen.

Rund 850 000 Euro soll die Sanierung der beiden Fachwerkgemäuer schätzungsweise kosten. Die Finanzierung erfolgt aus dem Programm zur Städtebauförderung. Dabei wird auch die Originalbemalung in einem der Räume erhalten. Zudem bleibt die Klintgasse 5 so schief, wie sie momentan ist, erläutert Gerlinde Brammer. Nach dem bisherigen Konzept zur künftigen Nutzung sollen dort Ausstellungsräume untergebracht werden. Das Jugendcafé wird in den Keller zurückziehen. In der Nummer 3 sind links Büros und rechts u. a. Wohnungen vorgesehen.

Und noch etwas wird das voraussichtlich 2011 vollendete Ensemble weiter aufwerten. Gerlinde Brammer : " Durch den Abbruch des Verbindungsbaus sind der Zugang zum Klint und die Rückfront der Häuser wieder frei. " Erste Ideen, wie die dadurch gewonnene Freifläche als " Hof " gestaltet werden kann, gibt es bereits.