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Dreharbeiten für Kinofi lm im Harzkreis Dichterfürst Goethe watet im Osterwiecker Schlamm

Von Mario Heinicke 12.10.2009, 07:02

Regengüsse machten es den Filmleuten nicht gerade leicht, die ersten Osterwiecker Szenen für den Kino film " Goethe !" zu drehen. " Wir leben mit unberechenbaren Situationen ", sagt Produktionsleiter Peter Hartwig.

Osterwieck. " Sechsundfünfzig eins, die erste, " heißt es im Eckraum in der " Tanne ", der sich in das Geschäft eines Perückenmachers verwandelt hat. Goethe ( Alexander Fehling ) sitzt auf dem Stuhl vor dem Perückenmacher ( Hans-J ürgen Müller-Hohensee vom Theater Dessau ), daneben sein Freund Jerusalem ( Volker Bruch ). Es dauert nur Sekunden. Die Freunde stürzen nacheinander aus dem Raum. Schnitt. Synchron dazu wird vor den Fenstern auf der Straße – besser gesagt Schlammwüste – gedreht. Eine Kutsche und Komparsen bewegen sich über den Platz. Auch Jerusalems Geliebte ( Catherine Flemming ).

" In Osterwieck werden viele technische Szenen gedreht ", erklärt Produktionsleiter Peter Hartwig. Szenen, in denen sich Menschen und Kutschen über den Wetzlarer Marktplatz bewegen. Regisseur und Drehbuch-Mitautor Philipp Stölzl hatte sich nach einem Markt mit Fachwerk umgesehen und schließlich den Blick dafür, zwischen Rosmarinstraße und Mittelstraße solch einen Platz entstehen zu lassen. Die Entscheidung für Osterwieck war gefallen.

Auch wenn der Film in Straßburg, Frankfurt / Main und Wetzlar spielt, gedreht wird er in Mitteldeutschland. Und durch die Mitteldeutsche Medienförderung unterstützt. Die sechswöchigen Aufnahmen in Görlitz sind im Kasten. In den kommenden Tagen wird in Quedlinburg gedreht. Auch dort ist Wetzlar. Einige Bilder werden dank moderner Computertechnik sogar vermischt. Der Quedlinburger Schlossberg thront im Film plötzlich über Osterwiecker Kulissen.

Die Handlung spielt 1772 und 1773. Peter Hartwig spricht von einem " Fünkchen künstlerischer Freiheit ", wenn er auf die unbefestigten Straßen oder die dunklen Hausfassaden in Osterwieck eingeht. So solle gezeigt werden, dass sich Goethe in dem kleinen, düsteren Wetzlar überhaupt nicht wohl fühlte und er schnell wieder weg wollte. Doch nach den Recherchen habe es zu jener Zeit tatsächlich kaum Straßenpfl aster und schon gar keine Kanalisation gegeben.

Am Sonnabend erlebte Osterwieck den Höhepunkt der Dreharbeiten. Allein 150 Komparsen belebten einen Jahrmarkt. Dazu Feuerschlucker, Jongleure, eine Seiltänzerin und sogar eine Zigeunerkapelle aus Rumänien.

In Osterwieck wurden die etwa 115 Filmleute freundlich aufgenommen, vom ersten Vorgespräch im Frühjahr bis jetzt. Alle verfügbaren Hotelbetten wurden gebucht, diverse Höfe angemietet, auch Firmen aus der Umgebung mit einigen Aufträgen betraut. Doch den größten Vorteil für Osterwieck sieht der Produzent im positiven Gefühl, in einem Film dargestellt worden zu sein. " Das spricht sich herum. Vielleicht ist es Anstoß für weitere Produktionen. "

Nach dem Dreh werden die Kulissen wieder verschwinden. Einiges kommt mit nach Quedlinburg, einige in Osterwieck gebaute Kutschen vielleicht in den Fundus. Sparen muss man auch beim Film, wenngleich es äußerlich anders aussieht. " Unser Etat ist für deutsche Verhältnisse groß, aber international gesehen äußerst gering ", sagt Hartwig.

Die dunkel angestrichenen Häuser werden anschließend gereinigt und der vorherige Zustand wiederhergestellt. Auch das Pflaster wird natürlich wieder unter dem Schlamm hervorgeholt. In Gör litz habe das auch alles geklappt, erzählt Hartwig.

" Goethe !" soll ein Film für Jung und Alt sein, betont der Produzent. Eine authentische Liebesgeschichte, zeitgemäß und nicht verstaubt erzählt. Man darf also gespannt sein auf den Goethe-Film, der in etwa einem Jahr in die Kinos kommen soll. Zehn Minuten gehören darin Osterwieck. " Zehn Minuten ", so Hartwig, " die essenziell wichtig sind für diese Geschichte. "