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Kunstpreis 2009 an Walter Herzog verliehen Würdigung für ein Werk jenseits der schnellen Reize

Von Ingmar Mehlhose 19.06.2009, 09:16

Der Berliner Maler und Gra ker Dr. Walter Herzog ( 72 ) ist mit dem Wernigeröder Kunstpreis 2009 geehrt worden. Die Verleihung erfolgte gestern Abend im Rahmen einer Sondersitzung des Stadtrates. Gewürdigt wurde das umfassende Werk des Meisters, " das herausragt aus dem auf schnelle Reize abzielenden aktuellen Kunstbetrieb ".

Wernigerode. Das Streichquartett des Philharmonischen Kammerorchesters verlieh der Sondersitzung des Stadtrates im großen Rathaus-Festsaal einen würdigen Rahmen. Krzystof Baranowski ( 1. Violine ), Steffen König ( 2. Violine ), Gerd Schöne ( Viola ) und Hartmut Rieß ( Cello ) spielten dazu Stücke von Ludwig van Beethoven und ( abweichend vom Programm ) Antonin Dvorak.

Die Laudatio auf Dr. Walter Herzog hielt gestern Abend Marie-Luise Rohde. Sie würdigte, dass Herzogs Schaffen sich von Beginn an der landschaftlichen Thematik zugeneigt hat. In ihnen hinterlässt der Mensch Spuren seines Tuns, " aber sie scheinen verweht, sind Teil geworden des großen Wandlungsprozesses der Natur, des Werdens und Vergehens ". Selten wird ein Ort mit allen konkreten Formen erfasst. Weit häu ger geschieht es, dass Geschehenes abgewandelt wird zu einer subjektiven, phantastischen Komposition. Die Rednerin : " Natürliche Gegebenheiten erhalten eine philosophische Dimension : ‘ Stufen ins Helle ‘ oder ‘ Pforte ins Offene ‘ sind programmatische Titel. " Und : " Durch ein Tor zu gehen, kann als Schritt vom Hier in eine ferne, weite Zukunft, in eine Offenheit empfunden werden. "

Wie Marie-Luise Rohde weiter vermerkte, geht die Besinnlichkeit dieser Strukturwelten von Gewachsenem und Gebauten zusammen mit der Meisterschaft der Radiertechnik. Die Laudatorin : " Es kommt zu einem nuancenreichen Spannungsverhältnis zwischen Zeichnung, Strichätzung und unberührten Flächen, die die Papierstruktur erkennen lassen. "

In den letzten Jahren mehren sich Figürliches und Porträt. Zu den jüngsten Motiven gehören Tierdarstellungen, genaue Beobachtungen bis hin zu feinsten stof ichen Details. Marie-Luise Rohde : " Motive, die auch gleichnishafte Züge tragen. " Als wesentlicher Inhalt bleibt jedoch immer neben der möglichen Sinngebung das Geschaute präsent. Das Fazit der Berlinerin : " Dies gilt grundsätzlich für das umfassende Werk Walter Herzogs, das herausragt aus dem auf schnelle Reize abzielenden aktuellen Kunstbetrieb. "

Walter Herzog bedankte sich in einer kurzen Ansprache. Der 1936 in Dresden geborene und heute in Berlin lebende Maler und Gra ker zeigte sich dabei sichtlich gerührt. Herzog zitierte Johann Wolfgang von Goethes " Künstler bilde, rede nicht ". Und stellte fest : " Ohne Fleiß kein Preis. " Ersteres darf er mit seinen weit mehr als 1500 Arbeiten sicherlich in Anspruch nehmen. Ob er dafür auch preiswürdig ist, " das muss ich glauben ". Walter Herzog : " Wernigerode hat mir Glück gebracht. " Bereits kurz nach Aufgabe seines Architektenberufs durfte er hier Anfang der 80-er Jahre ausstellen. Sogar dreimal war er bisher in der Galerie im Ersten Stock des Kunst- und Kulturvereins vertreten. Eine Ehre, die noch niemand anderem zu Teil geworden ist.