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Aktuelle Broschüre weist auf barrierefreie Attraktionen in und um Wernigerode hin Die "Perle für behinderte Touristen" mit neuem Ratgeber sicher erkunden

Von Michael Pieper 14.02.2012, 04:28

Als ein "Vorreiter-Modell" bezeichnet die Behindertenbeauftragte der Harzer Kreisverwaltung die neue Broschüre "Wernigerode - barrierefreie Angebote". Vorgestellt werden touristische Attraktionen für Blinde und Gehbehinderte.

Wernigerode l Christine Oppermann-Zapf, Leiterin des Helmut-Kreutz-Hauses im Pulvergarten, bezeichnet Wernigerode als eine "touristische Perle für Behinderte". Gäste ihrer Begegnungsstätte schwärmen von der Stadt und der Vielzahl an Attraktionen, die barrierefrei von Geh- und Sehbehinderten erkundet werden können.

Ähnliche Rückmeldungen erhält Christian Winzerling. Er ist Chef einer Pension, die speziell körperbehinderten, älteren sowie blinden und sehbehinderten Menschen erholsame Urlaubstage im Harz bietet. "Unsere Übernachtungsgäste sind ausnahmslos zufrieden." Perfekt sei die Situation zwar nicht, aber diesen Anspruch könne eine Stadt ob der verschiedenen Anforderungen von Menschen mit unterschiedlichen Handicaps auch gar nicht erfüllen. "Während für Rollstuhlfahrer hohe Bordsteinkanten problematisch sind, gelten sie für blinde Spaziergänger als wichtige Orientierungspunkte", erklärt Christine Oppermann-Zapf.

Beide gehören einer Wernige-röder Arbeitsgemeinschaft an, die jetzt eine Broschüre veröffentlicht hat. Detailliert werden darin die touristischen Attraktionen in und um Wernigerode auf ihre Barrierefreiheit hin bewertet.

Rückblick: Vor fast genau einem Jahr stellten Wernigerodes Sozialdezernent Andreas Heinrich und die Mitglieder jener Arbeitsgemeinschaft die Internetseite www.barrierefrei-im-harz.de ins weltweite Netz. Seitdem haben rund 8000 Besucher rund 50000 Mal das virtuelle Angebot genutzt, um sich vorab zu informieren, was Menschen mit Beeinträchtigungen in der bunten Stadt am Harz erleben können.

"Es wurden alle potenziellen Orte und Sehenswürdigkeiten bewertet."

Seit dieser Woche ist das Angebot um eine Broschüre erweitert. Auf 36 Seiten ist dort zu lesen, dass es behindertengerechte Stadtführungen gibt, die Krellsche Schmiede mit dem Rollstuhl erkundet werden kann und ein Blindenwanderweg existiert. "Vater der Broschüre" ist Wolfgang Schilling, Mitarbeiter der Harzdruckerei. Bereits 2003 war die Idee in ihm gereift, eine lange Sponsorensuche folgte. Schließlich entstand die Arbeitsgemeinschaft, der auch Markus Schwalk, Geschäftsführer der Akademie Überlingen, Monika Reuschel von der Kommunalen Beschäftigungsagentur (KoBa) und die Behindertenbeauftragte der Kreisverwaltung Silvia Illas angehören.

"Nachdem wir die Liste mit potenziellen Orten, Institutionen und Sehenswürdigkeiten hatten, wurden alle von uns bewertet", erklärt Heiko Bilsing das Prozedere. Über die Akademie Überlingen war der Blankenburger zum Projekt gekommen. "Mit einer Checkliste wurden alle Kriterien nachgeprüft und mündeten schließlich in den Berichten", so Bilsing weiter. Zu den zehn Prüfern gehörten auch Menschen, die selbst ein Handicap haben und deshalb ihre eigenen Erfahrungen in die Arbeit einbringen konnten.

"Wir sind daran interessiert, dass das Projekt weitergeht."

Noch in diesem Jahr sollen auf der Internetseite die Ergebnisse für Blankenburg und Ilsenburg folgen. Geht es nach Silvia Illas von der Harzer Kreisverwaltung, könnten die Einzelprojekte später in einer kreisweiten Ausgabe münden. Auch eine Audio-Version für Sehbehinderte sei denkbar. Problem: Die KoBa hat das Projekt bis Mitte des Jahres befristet. "Wir sind selbstverständlich interessiert, dass es weitergeht. Aber versprechen kann ich noch nichts", so Monika Reuschel, Fachbereichsleiterin für Arbeitsmarktpolitik bei der Jobagentur.

www.barrierefrei-im-harz.de