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Beispielloses bürgerschaftliches Engagement nach Brand in Minsleben / Rüdiger Borchert:"Plötzlich standen 20 Helfer auf dem Hof"

Von Jörg Niemann 21.07.2010, 17:01

Nach dem Brand in der Straße Krugberg in Minsleben hat im Ort eine beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft eingesetzt. Schon wenige Stunden nach der Freigabe des Unglücksortes durch die Polizei hatten Helfer einen Großteil des Brandschuttes beseitigt.

Minsleben. Rüdiger Borchert erlebt in diesen Tagen in beispielloser Weise, wie die Menschen in einem kleinen Ort wie Minsleben zusammenhalten. Schon unmittelbar nach Ausbruch des Feuers am Sonn–abend waren Nachbarn zur Stelle und bargen so lange es gefahrlos ging, Wertsachen aus dem bereits brennenden Lager und dem Carport (wir berichteten).

Nicht nur die Nachbarn, auch die Minslebener Feuerwehr hat richtig reagiert. Wehrleiterin Christine Below, die mit ihrer Mannschaft als erste am Brandort war, hat sofort erkannt, dass die eigenen Mittel der Minslebener zum Löschen nicht ausreichen und hat schnell Verstärkung angefordert. Nach dem Ende des Brandes war für die Kameraden aber noch nicht Schluss. Viele der Helfer, die schon am Montagabend bei Rüdiger Borchert Ordnung in die Schuttberge brachten, sind Mitglieder der Feuerwehr oder des Schützenvereins, dessen Vorstandsmitglied Borchert ist.

Am Montagmorgen inspizierte Christoph Heicke, Brandursachenermittler des Polizeireviers Harz in Halberstadt, den Ereignisort. Nach mehrstündiger Arbeit kam er zu dem Schluss, dass eine fahrlässige Brandstiftung der Auslöser der Flammen war. Und der Fachmann legte sich fest, dass das Feuer von der Straße aus seinen Anfang nahm. Sehr wahrscheinlich habe jemand von der Straße aus achtlos eine brennende Zigarettenkippe auf das Borchertsche Grundstück geworfen. Heicke gab unmittelbar danach den Brandort für die Aufräumarbeiten frei.

"Kaum hatte sich im Ort herumgesprochen, dass aufgeräumt werden darf, da standen über 20 Mann in Arbeitssachen auf meinem Grundstück und wollten helfen", berichtete ein sichtlich beeindruckter Rüdiger Borchert. Kurios: Während die meisten nach dem Ende der Arbeiten vor Brand-ruß starrten, war Borchert selbst noch am saubersten. Er wollte zwar auch mit anpacken, wurde aber von den Helfern zum Koordinieren verdonnert. Er besorgte Werkzeuge und Getränke, telefonierte mit Containerdiensten etc. Schon wenige Stunden später war die Straße beräumt, ein großer Container mit Metallschrott vollgepackt und der nicht mehr zu verwertende Brandschutt vom restlichen Metall getrennt.

Aber nicht nur die Nachbarn und Vereinsmitglieder halfen. Auch Kunden des Zwei-Mann-Installationsbetriebes, andere Firmen des Gewerkes und auch Zulieferer, boten ihre Hilfe an. "Mein Materialverkäufer bot Unterstützung an, befreundete Installateure wollen mir teures Spezialwerkzeug leihen, damit ich weiterarbeiten kann; Kunden hatten Verständnis, dass sich die Arbeiten bei ihnen ein wenig verzögern werden. Es ist ein unglaublich gutes Gefühl, dass meine Familie und ich nicht allein gelassen werden. Deshalb auch an dieser Stelle nochmals ein ganz, ganz herzliches Dankeschön an alle", sagte Borchert.

So wird die kleine Handwerksfirma weiter existieren. "Ich lasse mich nicht unterkriegen, auch wenn der finanzielle Schaden am Ende groß sein wird. Zwar bin ich versichert, werde aber bestimmt nicht den kompletten Schaden ersetzt bekommen. Jetzt hoffe ich nur noch, dass mir auch meine Kunden die Treue halten. Wenn das gelingt, dann kann ich auch wieder optimistisch in die Zukunft blicken", so Borchert, der übrigens auch Minslebens stellvertretender Bürgermeister ist.Angemerkt