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"Neue Fassaden – Alte Geschichten": Breite Straße 25 Konditorenfamilie verwöhnt Generationen von Wernigerödern

Von Andreas Fischer 19.05.2010, 05:18

In der Serie "Neue Fassaden - Alte Geschichten" stellt die Harzer Volksstimme die Historie interessanter Häuser in Wernigerode vor. Mit diesem Thema haben sich auch Heimatforscher wie Dr. Uwe Lagatz und Mitarbeiter der Oskar Kämmer Schule, unterstützt von der Kommunalen Beschäftigungsagentur, befasst. Ihre Erforschung der Stadtgeschichte fließt in die Beschreibungen mit ein. Der historische Rundgang wird auf der Breiten Straße fortgesetzt.

Wernigerode. Generationen von Wernigerödern kehrten im einstigen "Caféhaus Ahrends" ein. Beleg dafür ist schon die Namensliste der Konditoren, die dort tätig waren. Das jetzige Gebäude war erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als ein einstöckiger Bau mit einem massiven Erdgeschoss errichtet worden.

Auch aus dem Vorgängergebäude sind ehemalige Bewohner bekannt, so 1677 "Maurity Töpfer‘s", 1769 ein "Doctor Juris" Gottlieb Christian Windreuter und dessen Frau, 1803 ein Fuhrmann, 1835 ein Medizinalrat. Seit dem 25. Oktober 1870 wurde das jetzige Gebäude als Café mit Konditorei, Bier- und Weinstube durch den Konditor Heinrich Ahrends betrieben. 1909 wird noch ein weiterer "Conditor Heinrich Ahrends und dessen Ehefrau Adelheid" erwähnt.

Die hervorragende Lage, auch die Zunahme des Fremdenverkehrs, dürften es mit sich gebracht haben, dass das Haus, Wirtschaftskrise hin oder her, im Jahr 1928 durch den Wernigeröder Baumeister Kurt Kluge umgebaut werden konnte. Ein zweites Stockwerk wurde aufgesetzt, das dem darunterliegenden in seiner Fachwerkbauweise fast glich. Damals wurden auch die Innenräume nach dem Geschmack der damaligen Zeit neu gestaltet. In der zweiten Etage war eine Tanzdiele eingerichtet worden, die durch die Treppe mit dem Erdgeschoss verbunden war. Wegen des freiliegenden offenen inneren Balkons kamen auch die Gäste unten im Café in den Genuss der Musik.

Erst Weinstube, dann Tanzlokal

Am 22. Februar 1944 wurde das zweite Obergeschoss bei einem Bombenangriff schwer beschädigt. Später, zu DDR-Zeiten, betrieb die HO im Erdgeschoss eine Speise- und Gastwirtschaft und im Obergeschoss ein Tanzlokal. Das Haus war damals unter dem Namen "Vier Jahreszeiten" bekannt. Nach der Wende übernahm die enteignete Familie das Haus wieder als Eigentum und verkaufte es an Familie Borgmann.

In den Jahren 2007/2008 erfolgte der Ausbau und die Erweiterung. Es entstanden einschließlich des rückseitigen Geländes fünf Geschäfte und oben die öffentlich nutzbaren Seminar-, Konferenz- und Festräume "Alt-Vier Jahreszeiten". Erhalten blieben die schöne Treppe, Balustrade sowie die vier hinterleuchteten historischen Buntglasfenster. Diese Räume werden, wie Hotelier Jürgen Richter erläuterte, vor allem von den Gästen seines Alt-Wernigeröder Hofes und Rathaus-Hotels genutzt.