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Nach jahrelangem Ringen darf Stadt erstmals "eigenen" Bus schicken, aber: Wie "scharf" sind denn eigentlich die Ilsenburger auf "ihren" Scharfenstein?

Von Rainer Marschel 25.06.2010, 05:23

Am 10. August gibt es eine Premiere, um die praktisch seit Jahren zwischen der Stadt Ilsenburg sowie dem Nationalpark Harz gerungen wurde. Um 10 Uhr startet erstmals ein umweltfreundlicher Erdgasbus von der Haltestelle Factorei mit Ziel Scharfenstein. Es wird einer von vier weiteren sein, die noch im laufenden Jahr den beliebten Aussichtspunkt anfahren werden.

Ilsenburg. Es ist eine dieser Endlosgeschichten, um die seit vielen Jahren ungewöhnlich hart gerungen wurde. Nun gibt es von allen Seiten "grünes Licht" – zumindest für einen bescheidenen Anfang. Wie das Wetter zu gegebener Zeit auch sein wird: Am Dienstag, 10. August, um 10 Uhr setzt sich von der Ilsenburger Haltestelle Factoreistraße der erste Erdgasbus mit Ziel Scharfenstein in Bewegung. Mit an Bord ist ein Ranger des Nationalparks Harz, der auf der Fahrt durch das traumhafte Ilsetal naturkundliche Erläuterungen über das ökologisch sensible Areal geben wird. Rückfahrt: 15 Uhr.

Genau das war jahrelang der Grund, weswegen Nationalparkleiter Andreas Pusch eigentlich am liebsten gar nichts davon wissen wollte. Dafür gibt es im wahrsten Sinne des Wortes "naturgemäß" triftige Gründe. Wenn der Wanderer, der Ruhe und Entspannung sucht, auch auf dem Weg zum Brocken eine Situation wie an der B 6 vorfindet, wird er den Weg oder gleich die gesamte Harzregion als Urlaubsziel künftig meiden. Andererseits kann und will die Tourismuswirtschaft die Generation der Rentner oder Behinderten nicht einfach so ausschließen. Denen blieben beliebte Ausflugsziele, wie es der Scharfenstein nun einmal ist, schlicht dauerhaft verwehrt. Das ist der exponierten Lage auf 698 Metern geschuldet. Aber nicht nur vor dem Hintergrund der sich längst veränderten Alterspyramide, kann das so nicht gewollt sein. Ex-Bürgermeister Wilfried Obermüller (SPD) verweist nicht ohne Grund darauf, dass die "Hardliner" des Nationalparks von heute, die vielleicht genau so gehbehinderten Veteranen von morgen sind, und dann höchstwahrscheinlich ebenso interessiert daran sein dürften, mal einen Ausflug in Richtung Scharfenstein zu machen.

"Der tatsächliche Bedarf ist für uns überhaupt noch nicht abschätzbar"

Obermüller votiert ähnlich wie sein Parteigenosse und Stadtratsmitglied Dr. Joachim Dähnn für einen Linienbetrieb zum Scharfenstein (letzterer hatte sich zu Jahresanfang sogar für 25 Fahrten pro Jahr stark gemacht). Wie Ilsenburgs erster Mann im Rathaus, Denis Loeffke, (CDU), gestern informierte, darf die Stadt jetzt erstmalig in eigener Regie zwei Fahrten zum Scharfenstein ausrichten. Dafür ist allerdings eine Anmeldung zwingend erforderlich. Sowohl der Bürgermeister als auch Ilsenburgs neue Behindertenbeauftragte Gudrun Röwer räumen diesbezüglich ein, dass man sich in einer Art Testphase befinde. Loeffke: "Der tatsächliche Bedarf ist für uns überhaupt noch nicht abschätzbar. Er könne weit über der Kapazität eines Busses liegen (40 Personen) oder eben auch umgekehrt". Klar scheint jedenfalls zu sein, dass ein Linienbus bei schlechtem Wetter mit seinem Fahrer weitgehend allein unterwegs sein dürfte. Wilfried Obermüller und dessen Nachfolger im Rathaus sind sich offensichtlich darin einig, dass eine – zumindest zeitweilige – Verbindung der Fahrten zur Plessenburg und zum Scharfenstein Sinn machen würden.

Neben den jetzt genehmigten (und übrigens sehr preisgünstigen) zwei Busfahrten zum Scharfenstein für interessierte Ilsenburger, gibt es allerdings noch drei weitere Fahrten unter Federführung des Kreisseniorenrates. Unterm Strich fährt 2010 also fünfmal ein Bus hinauf zum Frickenplatz und der dortigen Rangerstation mit ihrem kleinen Imbissangebot. Ob das im kommenden Jahr auch so ist, wird letztlich durch die Nachfrage und sowieso durch den Nationalpark bestimmt.

Wie auch immer ist Bürgermeister Dennis Loeffke merklich um eine neue Qualität in der Zusammenarbeit mit dem Nationalpark bemüht. Nicht nur aber eben auch in Sachen Busverkehr. Ein Anfang scheint gemacht.