1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Revierleiter Tilo Schott: Im Sommer haben Fahrraddiebe Hochkonjunktur

In den Ferien werden doppelt so viele Drahtesel gestohlen / Auch Verkehrsunfälle häufen sich Revierleiter Tilo Schott: Im Sommer haben Fahrraddiebe Hochkonjunktur

Von Michael Pieper 07.08.2012, 03:15

Sommerzeit ist Diebstahlzeit. Während der großen Ferien verschwinden in Wernigerode doppelt so viele Fahrräder wie im Frühjahr. Auch die Zahl der Verkehrsunfälle und der Ruhestörungen steigt mit den Temperaturen.

Wernigerode l Tausende Schüler und viele Erwachsene genießen derzeit die warme Urlaubssaison. Für die Beamten des Wernigeröder Revierkommissariats bedeutet das in erster Linie Mehrarbeit. "Unsere Personalstärke steigt deshalb aber nicht", sagt Tilo Schott, seit Oktober 2011 Revierleiter am Nicolaiplatz.

In den Sommermonaten häufen sich die Zahlen der Delikte, darunter vor allem die der Fahrraddiebstähle. Im Vergleich zum März sind im Juli doppelt so viele Drahtesel verschwunden. Schott: "Der Sommer ist Hochsaison für Fahrradfahrer - und auch für Diebe." Binnen 31 Tagen sind 47 Diebstähle angezeigt worden.

Zu den Ursachen zählt Tilo Schott auch die Unachtsamkeit vieler Radler. Wer auf ein kostengünstiges Kettenschloss setze, müsse damit rechnen, dass ein geübter Täter die Vorrichtung binnen weniger Sekunden mit einem Bolzenschneider durchtrennen kann. Sinnvoll sei, das liebgewordene Fahrrad bei der Polizei kostenfrei codieren zu lassen. Dabei wird eine Nummernfolge auf den Rahmen gebracht, die zusammen mit den Daten zu Fahrrad und Halter in eine Datenbank der Beamten eingetragen wird. Das schrecke nicht nur Diebe ab, "es erleichtert der Polizei die Arbeit, wenn sie ein Fahrrad wiederfindet". Wer seinen Drahtesel codieren lassen will, hat dazu beim nächsten Mobilitätstag am 22. September zwischen 11 und 17 Uhr Gelegenheit.

An lauen Sommerabenden werden Wernigerodes Ordnungshüter dreimal öfter gerufen, um Feiergesellschaften um Ruhe zu bitten. Waren es im März 13 und im April 17 Einsätze, rückten die Beamten im Juli sogar 40 Mal aus. "Das Leben spielt sich im Sommer eben draußen ab", sagt Wernigerodes Revierleiter und wirbt um mehr Verständnis und Toleranz - zumal viele Fälle auch ohne Anzeige geklärt werden könnten. "Manchmal fahren meine Kollegen zu Einsätzen und stellen dort fest, dass es sich nur um eine handvoll Jugendliche handelt, die sich an einer Bushaltestelle getroffen haben, die sich unglücklicherweise genau unter einem Schlafzimmerfenster befindet."

Gutes Zureden ist aber nicht immer erfolgreich. In der Ferienzeit eskalieren mehr Einsätze, weil die meist jugendlichen Ruhestörer stark alkoholisiert sind und sich von den Beamten provoziert fühlen.

Laut Schott steige auch die Zahl der Sachbeschädigungen."Gerade nach Großveranstaltungen und Partys sinkt die Hemmschwelle bei alkoholisierten Jugendlichen", weiß Schott aus Erfahrung. Dann würden sich im Revier die Beschwerden über zerstörte Blumenrabatten, verunstaltete Gartenzäune, zertretene Autospiegel und verdrehte Verkehrsschilder häufen. Brennpunkte sind der Boulevard in der Innenstadt, die Friedrichstraße sowie die Wohngebiete Stadtfeld und Burgbreite. Trotz der gestiegenen Einsatzzahlen habe sich die Situation rund um eine Studentenkneipe in der Friedrichstraße entspannt. Das liege vor allem an der Beruhigung der Straße durch die Bauarbeiten und die stärkere Polizeipräsenz, nachdem sich mehrere Anwohner über randalierende Kneipenbesucher beschwert hatten (wir berichteten).

Apropos Baustellen: Die seien nicht nur störend für Berufspendler in Wernigerode, sondern auch für die Polizei. "Bis September können wir wegen der Baustelle in der Ringstraße unseren eigenen Hof nicht befahren." Alle Streifenwagen sind deshalb vor dem Revier am Nicolaiplatz abgestellt.

Wer trotz Baustellen weiter auf das eigene Auto setzt, lebt in Wernigerode im Sommer übrigens gefährlich. Die Zahl von Verkehrsunfällen ist um 25 Prozent gestiegen, was laut Schott vor allem mit dem Urlaubsverkehr in der Stadt zu tun habe.