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Kreisverband zieht Bilanz für ablaufendes Jahr - Mitglieder sehen trotz Kritik positive Ansätze im Einzugsgebiet Naturschützer hoffen für 2013 auf mehr Beachtung

Von Gerald Eggert 28.12.2012, 01:26

Die Mitglieder des Naturschutzbundes im Harzkreis haben für 2012 eine durchwachsene Bilanz gezogen. Nicht immer fühlen sich die Umweltfreunde bei Verfahren zu Bauprojekten genügend beachtet.

Halberstadt l Mit der Bildung des Landkreises Harz bei der Gebietsreform 2007, haben sich 2008 die Gruppen des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) aus den Kreisen Quedlinburg, Halberstadt und Wernigerode ebenfalls vereinigt.

"Unter dem Dach des Landesverbandes erfüllen wir gemeinnützige Aufgaben", erklärt Vorsitzender Dr. Gunter Karste. Und: "Oberste Priorität besitzen dabei stets Natur- und Umweltschutzbelange." Karste weist darauf hin, dass es für jeden, der dafür aktiv werden will, ein Angebot an Exkursionen, Biotopflegeeinsätzen und Vorträgen gibt.

Im Harz ziehen die klassischen Naturschutzverbände wie BUND, BNU und NABU an einem Strang, hebt der Vorstand in seiner Jahresbilanz 2012 hervor. Dies sei notwendig, weil sich im Landkreis eine Vielzahl seltener und einzigartiger Lebensräume befinden. Diese sind zwar zum Teil als Nationalpark, als Natur- oder Landschaftsschutzgebiete geschützt, dennoch unterliegen sie einem permanent wachsenden Nutzungsdruck.

"Das sieht man unter anderem an den regelmäßigen Anträgen zur Ausgliederung von Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet Harz", erläutert Karste. Er verweist unter anderem auf das Bestreben, einen Baumwipfelpfad an der Grenze zum Naturschutzgebiet Bodetal zu errichten oder die Genehmigung von Radrennen auf der Brockenstraße durch die Kreisverwaltung.

Die anerkannten Naturschutz- und Wirtschaftsverbände sowie die öffentliche Verwaltung zählen zu den sogenannten Trägern öffentlicher Belange, die im Rahmen öffentlicher Anhörungsverfahren zu beteiligen sind. So hat der NABU im Jahr 2012 Stellungnahmen zu verschiedenen Bodenordnungsverfahren abgegeben. Unter anderem zum genannten Baumwipfelpfad nahe der Roßtrappe, zur Erweiterung des Steinbruchs am Unterberg, zum Bebauungsplan "Unterm Lustgarten", zum Vorhaben Parkhaus in Schierke, zum erweiterten Kiesabbau an der "Holtemme Nord" bei Halberstadt, zur Leitlinie Wald des Landes Sachsen-Anhalt und zu Anträgen auf Ausgliederung von Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet Harz. "Leider werden die Naturschutzbelange im Abwägungsverfahren oftmals nicht in der Weise berücksichtigt, wie sich das die Naturschutzverbände wünschen", stellt Gunter Kaste fest.

Darüber hinaus hat sich der NABU-Kreisverband für den Erhalt von 160-jährigen Fichten im Tal der Kalten Bode bei Schierke engagiert, was nur zum Teil gelungen ist. Außerdem hat er wiederholt angemahnt, dass die Harzer Schmalspurbahnen GmbH sich langfristig Loks anschaffen müsse, die bei erhöhter Waldbrandstufe durch den Nationalpark zum Brocken fahren, ohne dass entlang der Gleise Brände durch Funkenflug entstehen.

Nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein" werden bestimmte Probleme so lange angesprochen, bis die negativen Auswirkungen auf den Naturraum abgestellt worden sind. Leider habe die NABU- Kreisgruppe oft die Sorge, dass das Kind erst in den Brunnen gefallen sein muss, bevor das getan wird, was nötig und vernünftig ist.

Bei der Rückschau auf das ablaufende Jahr stellt der Vorstand fest, dass es im Landkreis Harz auch viel Positives im Umgang mit naturschutzrelevanten Flächen zu vermelden gibt. Es werden zum Beispiel Halbtrockenrasen und Bergwiesen gepflegt und den Besuchern ein wanderfreundliches Wegenetz angeboten, von dem aus die landschaftlichen Schönheiten erlebbar sind. Moore haben Raum bekommen, um sich zu entwickeln. Die Brockenanemone wird vor dem Aussterben bewahrt und die Durchgängigkeit von Fließgewässern zum Beispiel für Fische garantiert. Die vielen Anpflanzungen von Bäumen entlang der Straßen sollen ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.

"Auch wenn man das Gefühl hat, dass der Naturschutz zu oft auf der Strecke bleibt, werden demokratische Grundsätze berücksichtigt und sicher nicht nur, weil dies gesetzlich vorgeschrieben ist", unterstreicht der NABU-Kreisvorsitzende.

Gunter Karste verweist darauf, dass der NABU-Kreisvorstand Ansprechpartner für alle Bewohner des Landkreises Harz ist. Fragen, wie mit einem Hornissennest auf dem Hausboden umzugehen ist, ob bestimmte Baumfällungen rechtens oder Treibjagden im Naturschutzgebiet erlaubt sind oder wie Nisthilfen im eigenen Garten geschaffen werden können, werden gern beantwortet.

"Uns geht es in jedem Fall um eine fundierte fachliche Einschätzung der Situation, auch wenn die Emotionen oftmals hohe Wellen schlagen", bekräftigt Karste. Gemeinsam mit allen Mitgliedern des Kreisverbandes wünscht er für 2013 einen ehrlichen und offenen Umgang mit allen demokratischen Kräften im Landkreis Harz und dass Natur- und Umweltschutzbelange noch stärker berücksichtigt werden als in der Vergangenheit.