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Acht Wohnparteien entsorgen das Abwasser noch immer unfreiwillig in Klärgruben Streit um Abwasser hinterm Kanal

Hinter dem Mittellandkanal stehen in der Gemarkung Glindenberg acht
Häuser. Sie sind hübsch hergerichtet, aber noch nicht an das
Abwassernetz angeschlossen. Grund ist ein Streit zwischen zwei
Wasserversorgern.

20.06.2014, 01:24

Wolmirstedt l Der Straße Am Birkenwäldchen führt hinter dem Mittellandkanal zum Schiffshebewerk. Acht Häuser stehen in dieser Straße. Sie sind hübsch anzusehen, haben viel Grün drumherum, die Gegend ist ruhig. Diese Häuser gehören zu Glindenberg und somit zu Wolmirstedt. An der Kurve endet die Gemarkung Wolmirstedt und Magdeburg beginnt. Die Nachbarn der Birkenwäldchen-Bewohner wohnen somit zwar nur ein paar Meter weiter, aber in einer anderen Stadt. Und das kann merkwürdige Dinge mit sich bringen. Vor ein paar Jahren mussten die Birkenwäldchen-Bewohner zusehen, wie ihre Magdeburger Nachbarn an die Wasserentsorgung angeschlossen wurden. Sie selbst gingen leer aus und blieben mit ihren Klärgruben sitzen. Bis heute und offenbar deshalb, weil sich zwei Wasserver- und entsorger in den Haaren liegen.

Für die Anwohner des Birkenwäldchens ist der Wolmirstedter Wasser- und Abwasserzweckverband (WWAZ) zuständig. Der möchte die Häuser anschließen, aber nicht an ein Wolmirstedter Klärwerk.

"Es würde einem Schildbürgerstreich gleichen, die Abwässer dieser acht Häuser bei uns anzuschließen, auch wenn der WWAZ eigentlich zuständig ist", sagt WWAZ-Pressesprecher Norbert Franke. Die nächste Möglichkeit, in Wolmirstedt einzuleiten, ist 2500 Meter entfernt und bis dahin muss der Mittellandkanal gequert werden. Die daraus entstehenden Kosten wären absurd. Technisch unaufgeregt hingegen würde die Einleitung in das Magdeburger Abwassernetz ablaufen.

Für die Magdeburger Seite ist die Abwassergesellschaft Magdeburg (AGM) zuständig und die sperrt sich offenbar dagegen, dass die Glindenberger ihr Abwasser in das Magdeburger Netz leiten. Warum, lässt sich nicht herausfinden. Beide Seiten bestätigen jedoch, dass der Streit seit drei Jahren währt. Dabei scheint eine Einigung schon nahe gewesen zu sein. "Nachdem der Geschäftsführer der AGM bereits sein grundsätzliches Einverständnis erklärt hat, wurde er später offenbar wieder ausgebremst", sagt Norbert Franke.

Der AGM-Geschäftsführer heißt Udo Fellinger. Er ließ über seine Pressesprecherin Cornelia Kolberg ausrichten, dass er sich derzeit zu diesem Verfahren nicht öffentlich äußern möchte, weil es diverse offene und strittige Fragen mit dem WWAZ gibt.

Dieser unhaltbare Zustand ist Glindenbergs Ortsbürgermeister Alfons Hesse (CDU) schon lange bekannt. Er hat bereits versucht, mit Hilfe des Umweltministeriums beide Parteien an einen Tisch zu bekommen. Ohne Erfolg. Nun werden andere Wege gesucht. Auf Bitten des Wolmirstedter Bürgermeisters Martin Stichnoth (CDU) hat WWAZ-Geschäftsführer Jörg Meseberg mit dem Büro des Magdeburger Oberbürgermeisters Lutz Trümper Kontakt aufgenommen. Ein Treffen ist laut Norbert Franke geplant.

"Wir könnten die zentrale Entsorgung innerhalb von drei Monaten umsetzen, soweit alle Beteiligten zustimmen", so Jörg Meseberg, "mit den Anwohnern herrscht im Wesentlichen Konsens." Sie sind bereit, die Anschlusskosten zu zahlen. "Das Auspumpen der Klärgruben ist auf die Dauer sehr teuer", sagt eine Anwohnerin.