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Entscheidung vor der Sommerpause Neustart der Diskussion um Schulstandorte

Die Gemeinde erwägt eine Änderung der Einzugsbereiche ihrer Grundschulen. Die Verwaltung hat vier Vorschläge dazu gemacht und hitzige Diskussionen im Gemeinderat ausgelöst. Noch vor der Sommerpause soll eine Entscheidung fallen.

Von Maik Schulz 04.07.2014, 01:19

Irxleben/HoheBörde l Zwei Probleme zwingen die Gemeinde, ihre Schulentwicklungsplanung (SEP) zu ändern. Erstens hat die Eichenbarleber Grundschule bereits 2014 nicht die vom Land geforderte Mindestschülerzahl, zweitens will das Land für Rottmersleben die von der Gemeinde ab 2017 vorgesehene auslaufende Beschulung (Abschmelzung bis zur endgültigen Schließung) nicht zulassen.

"Mit Variante 3 könnten wir alle sechs Grundschulen erhalten. Diesen Beschluss können wir hier und heute fassen." - Hans Eike Weitz (Rottmersleben)

Der Erhalt der Grundschulen in Eichenbarleben und Rottmersleben bis 2017/18 war aber Teil der bisherigen Schulentwicklungsplanung in der Hohen Börde. Beide Schulen sollten erst dann auslaufen. Ein bis 2017/18 vollzogener Neubau in Hermsdorf sollte als Ersatz moderne neue Kapazitäten schaffen. Die vier Schulen in Hermsdorf, Irxleben, Niederndodeleben und Bebertal wären so laut Gemeindeplänen auf höchstem Lernstandard für die Zukunft gerüstet.

Für Eichenbarleben hat das Land bereits eine erste Klasse ab 2014 untersagt.

Die Gemeinde ist nun aufgefordert worden, eine Schulentwicklungsplanung vorzulegen, die den Maßgaben des Landes mit den damit verbundenen Mindestschülerstärken entspricht. Die Verwaltung hat dafür in einer ersten Informationsvorlage vier Varianten erarbeitet (siehe Kasten). Weitere Modelle sind denkbar, erklärte die zuständige Rathausmitarbeiterin Katja Salomon. Genügend Schüler für den Erhalt aller sechs Schulen sind vorhanden. Einen Beschluss soll der Gemeinderat bis zum September fassen. Im Herbst will der Landkreis die Fortschreibung der SEP beschließen.

Rottmerslebens Ortsbürgermeister Hans Eike Weitz (SPD) setzte sich vehement für die Variante 3 (siehe Kasten) ein. "Damit könnten wir alle sechs Grundschulen erhalten. Diesen Beschluss können wir hier und heute fassen", erklärte Weitz und erntete Beifall von Vertretern der Bürgerinitiative für den Erhalt aller sechs Grundschulen.

"Wir stehen (...) vor einer neuen Situation, auf die wir mit Augenmaß reagieren sollten. Deshalb sind alle Varianten vernünftig zu diskutieren." - Detlef Binkowski (Eichenbarleben)

Dem entgegnete Rolf Zimmermann (Aktive Bürger Hohe Börde): "Jede dieser vier und weitere Varianten sollten ausgiebig geprüft werden - auch hinsichtlich der finanziellen Auswirkungen. Mehr als die Schülerstatistiken liegen doch hier nicht vor. Ich möchte schon wissen, mit welchen Sanierungskosten ein Erhalt aller sechs Grundschulen verbunden ist. In unserer Demografie- studie war einmal von elf bis zwölf Millionen die Rede. Und: Was bedeutet welche Variante für das Projekt in Hermsdorf."

"Was mir zu kurz kommt, ist das Ringen um eine Verbesserung der schulpädagogischen Qualität. Dafür gilt es Voraussetzungen bei einer Entscheidungsfindung zu schaffen." - Ernst Daenecke (Schackensleben)

Hermsdorfs Ortsbürgermeister Dieter Dähnhardt (FWG) monierte: "Was soll jetzt wieder das ganze Hin und Her mit den Schuleinzugsbereichen. Wir fangen wieder an, die Kinder hin und her zu schieben. Wir haben doch eindeutige Beschlüsse gefasst." "Das waren aber falsche Entscheidungen", empörte sich der Ochtmersleber Andreas Wetzig von der Bürgerinitiative zum Erhalt aller Grundschulen.

Eichenbarlebens Ortsbürgermeister Detlef Binkowski (CDU) erklärte: "Wir stehen nach den Entscheidungen der Schulbehörde des Landes vor einer neuen Situation, auf die wir mit Augenmaß reagieren sollten. Deshalb sind jetzt alle Varianten vernünftig zu diskutieren." Binkowskis Amtsbruder aus Ochtmersleben, CDU-Rat Günter Kohl, forderte: "Wir wollen alle Grundschulen erhalten. Es ist den Eltern, Kindern und Lehrern nicht zu vermitteln, dass die Kitas aus allen Nähten platzen und gleichzeitig einige Grundschulen dicht gemacht und andere Grundschulen voll gestopft werden. Eichenbarleben ist eine schöne grüne Schule mit sanierter Sporthalle. Statt eine Schule aufzugeben, sollte lieber auf ein Straßenbauprojekt verzichtet werden."

Der Hohenwarsleber Rat Jens Rak (FWG) regte an, die vom Rat abgelehnte Variante einer Fusion von Irxleben und Eichenbarleben wiederzubeleben. Albrecht von Bodenhausen (CDU) fand: "Variante 3 hieße ja, die Groß Santersleber Schüler nach Eichenbarleben zu schicken. Das entspricht wohl nicht dem Grundsatz `Kurze Beine - kurze Wege`."

Schackenslebens Ortsbürgermeister Ernst Daenecke (CDU) betonte: "Was kostet uns die Sanierung aller Schulen und was bedeutet das für das STARK-III-Förderprojekt in Hermsdorf? Was mir in der Diskussion zu kurz kommt, ist das Ringen um eine Verbesserung der schulpädagogischen Qualität. Dafür gilt es Voraussetzungen bei einer Entscheidungsfindung zu schaffen."

Hans Eike Weitz scheiterte mit einem Antrag für eine Willensbekundung des Gemeinderates zum Erhalt aller sechs Grundschulen. Daenecke stellte einen weitergehenden Antrag, den Tagesordnungspunkt abzuschließen und eine Sondersitzung zur Schulentwicklungsplanung in den kommenden Wochen einzuberufen.

Der Rottmersleber Gemeinderat Helmut Harpke (Bündnisgrüne) erklärte gestern: "Bei dieser Diskussion muss es um mehr gehen, als nur Schülerköpfe zu zählen. Wichtiger als die Schulen zum Verschiebebahnhof der Kinder zu machen, ist die Berücksichtigung von Faktoren wie des Schülertransports und vor allem der schulpädagogischen Konzepte an den Grundschulen. Fünf Grundschulstandorte haben meiner Einschätzung nach eine dauerhafte Perspektive in der Hohen Börde."