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Folge 12 der Serie "Eine Stunde": Pfarrer Johannes Könitz macht den Menschen Mut Brücke zwischen Himmel und Erde

Von Vivian Hömke 23.08.2014, 03:13

In Wolmirstedt, Barleben und der Niederen Börde leben viele interessante Menschen. Wir begleiten einige von ihnen eine Stunde lang bei der Arbeit oder bei ihrem Hobby. Folge 12: Unterwegs mit Pfarrer Johannes Könitz.

Barleben l Die Gitarre neben sich und ein hölzernes Kreuz vor sich sitzt Johannes Könitz an einer langen Tafel. Der Pfarrer ist für einen Gottesdienst zu Besuch im Seniorenheim "Haus Hoheneck" in Ebendorf. 20 Bewohner hängen an diesem Mittwochmorgen an den Lippen des Geistlichen, während er Sprüche aus der Bibel zitiert, während er singt und seinen Zuhörern mit Lebensweisheiten Mut macht.

"Es ist beruhigend, wenn man hört, dass andere Menschen das gleiche Schicksal teilen - man muss nur miteinander reden. Dann fühlt man sich verstanden und weiß: Der Herrgott sieht uns beide", sagt Johannes Könitz. Dann singt er die nächste Liedstrophe. Ein, zwei leise Stimmen sind neben der des Pfarrers zu hören, einige weitere Senioren bewegen zaghaft und stumm ihre Lippen zum Text des Kirchenlieddichters Paul Gerhardt.

Nach gut 45 Minuten sprechen Johannes Könitz und die Bewohner zum Abschluss ein gemeinsames Gebet. Der nächste Termin sitzt dem Pfarrer bereits sprichwörtlich im Nacken. Um 11 Uhr möchte er in Dahlenwarsleben sein, um Erika Tepper in der Seniorenvilla "Altes Herrenhaus" zu ihrem 90. Geburtstag zu gratulieren. "Bei sieben Dörfern, die ich zur Zeit betreue, liegt immer etwas an", sagt der 55-Jährige. Neben Barleben, Ebendorf, Meitzendorf, Dahlenwarsleben und Gersdorf kümmert sich Johannes Könitz momentan auch in Vertretung um die Kirchengemeinden in Jersleben und Glindenberg.

Dienstags sei er meistens im Pfarramt in Barleben anzutreffen, mittwochs dagegen zu Besuch in Seniorenheimen. An den anderen Tagen treffe er sich mit den Konfirmanden, der jungen Gemeinde, dem Frauenkreis und anderen Gruppen. Sonnabends und sonntags finden in der Regel Gottesdienste statt.

Erika Tepper hat den Besuch des Pfarrers schon ungeduldig erwartet. "Es ist so schön, dass Sie da sind", sagt die 90-Jährige dankbar. Mit einem Ständchen auf der Gitarre überbringt Johannes Könitz ihr seine guten Wünsche. "Für die alten Leute bin ich eine Brücke in den Himmel, weil sie sagen: Jeder Tag kann der letzte sein", erläutert er und ergänzt: "Es ist eine schöne Aufgabe, `Brückenbauer` zu sein - auch im Sinne von Aufklärung und Orientierung für Kinder und junge Erwachsene."

Eine Viertelstunde später hält der gebürtige Naumburger auf seinem Weg ins Pfarramt noch an der Dahlenwarsleber Kirche. "Eine Mauer ist eingebrochen und ich will mal nach dem Rechten schauen", erklärt er. Vor Ort sieht er, dass sich ein Teil der Mauer abgesenkt hat. Repariert wurde noch nichts, das Geld dafür sei aber schon beantragt worden. Wenn er zurück im Büro sei, wolle er sich mit den Ämtern in Verbindung setzen, sagt Johannes Könitz.

Am Abend wartet noch eine Chorprobe in Meitzendorf auf Johannes Könitz, später hat er ein Seelsorge-Gespräch. Und genau das, sagt der Wahl-Barleber, sei der eigentliche Kern seines Berufes.