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Jürgen Puschke bewahrt die Geschichte seines Heimatortes Hohenwarsleben / Vortrag stößt auf reges Interesse Zeitreise: Was bleibt, sind die Erinnerungen

Von Constanze Arendt-Nowak 03.11.2014, 02:15

Hohenwarsleben l Dass Interesse da sein wird, wenn der Hobby-Ortschronist Jürgen Puschke von vergangenen Tagen in Hohenwarsleben erzählt, war ihm und Pfarrer Peter Herrfurth von zwei ähnlichen Veranstaltungen in der Vergangenheit klar. Aber was sie dann in der Hohenwarsleber Kirche St. Benedikt erlebten, machte beide fast sprachlos. Die Kirche war so voll, dass sogar noch Stühle in den Gang gestellt werden mussten. "Es ist noch gar nicht Heiligabend, aber wenn man in die Kirche blickt, denkt man das", sagte Pfarrer Peter Herrfurth zur Begrüßung.

Er freute sich, dass viele mit Neugier gekommen waren, und einige auch hofften, sich oder alte Bekannte auf den Bildern wiederzuerkennen. Und genau das war keinesfalls ausgeschlossen, denn Jürgen Puschke wusste auch bei der Vorbereitung seines Bildervortrages etliche Hohenwarsleber hinter sich. Sie stellten ihm zahlreiche Fotos, die mittlerweile viele Jahrzehnte alt sind, zur Verfügung.

"Es war gar nicht so leicht, aus der Zeit, als wir noch Kinder waren, Fotos zusammenzustellen. Es sind doch einige Lücken", fasste Jürgen Puschke zusammen, verbunden mit dem Dank an alle, die Leihgaben zur Verfügung gestellt haben. Und so gab es letztlich doch eine interessante "Geschichtsstunde", die mit "Kindheit in Hohenwarsleben" überschrieben war. Die beleuchtete Zeit war eben vornehmlich die Kinderzeit von Jürgen Puschke.

Damals gab es noch zwei Mühlen in Hohenwarsleben, aber auch die Ziegelei arbeitete noch. Die Landwirtschaft mit ihren Traktoren prägten häufig das Dorfleben. Doch es gab auch viele Feste, die von den Dorfbewohnern für die Dorfbewohner gestaltet wurden. Traditionen wie beispielsweise das Hausschlachten wurden gepflegt. Und so waren auf den Bildern auch viele alte Hohenwarsleber - inklusive Hochzeitspaare und Nachtwächter - zu sehen. "Alle kenne ich auch nicht, wer mitsprechen möchte, einfach raus damit", forderte der Hobby-Ortschronist auf. Und so hörte man im Verlauf des Abend mehr als einmal: "Ach, guck mal, der ..."

Jürgen Puschke nahm seine Zuhörer mit auf einen Spaziergang durch die Straßen des alten Dorfes. Angefangen am Ortsrand, dort wo heute die Musterhaussiedlung steht, ging es unter anderem auch durch den Winkel, die Kirchstraße, die Abendstraße oder die Umgehungsstraße. Vieles, was auf den Bildern zu sehen war, hat sein Antlitz heute völlig verändert. Häuser wurden saniert, manche auch abgerissen. So steht beispielsweise die alte Ziegelei seit der Jahrtausendwende nicht mehr und auch auf dem Rasthof an der Autobahn 2 sieht es heute ganz anders aus als noch vor 25 Jahren. Die alte Dorfschmiede hat lange ihren Betrieb aufgegeben und auch im "Goldenen Löwen" werden heute keine rauschenden Feste mehr gefeiert. Selbst der Felsenberg nahe der Ortsgrenze hat seinen Reiz als Ausflugsziel verloren. Die Erinnerungen an diese bedeutsamen Orte sind geblieben - bei Jürgen Puschke und bei vielen, die zu seinem Vortrag gekommen waren. Unvergessen ist bei den Hohenwarslebern auch Max Bösche, der einst ebenfalls als Ortschronist wirkte. Von ihm hatte Jürgen Puschke zahlreiche Zeichnungen in seinen Vortrag eingearbeitet.

"Es ist ein Schatz, den wir in Hohenwarsleben haben, einer, der die Geschichte bewahrt", sprach Peter Herrfurth nach dem Vortrag seinen Dank an Jürgen Puschke aus. Die Gäste konnten ihm nur beipflichten und hoffen, dass Puschke bald sein Versprechen, einen weiteren Bilderabend zu gestalten, wahr macht.